Embryonen-­Transfer hält in der Eringerzucht Einzug

«Super-Kampfkühe» aus dem Stickstoff-Container

Züchter aus Leidenschaft: Rita und Beat Brantschen halten in ihrer Stallung gegen 50 Eringerkühe aus eigener Zucht.
1/2

Züchter aus Leidenschaft: Rita und Beat Brantschen halten in ihrer Stallung gegen 50 Eringerkühe aus eigener Zucht.
Foto: zvg

Stickstoff-Container. Neben unzähligen Samendosen ausgewählter Stiere lagert Beat Brantschen darin auch Mini-Kälber von «Dominga».
2/2

Stickstoff-Container. Neben unzähligen Samendosen ausgewählter Stiere lagert Beat Brantschen darin auch Mini-Kälber von «Dominga».
Foto: zvg

Quelle: 1815.ch /zen 13.02.15 0
Artikel teilen

Eringerzüchter Beat Brantschen aus St. Niklaus sorgt in seiner Stallung auch mit dem Einsatz von Embroynen von Super-­-Kampfkuh ‚Dominga’ für Nachwuchs. «Das macht nur bei aussergewöhnlichen Tieren Sinn», sagt dieser.

Eine für die Zucht geeignete Eringerkuh bringt in ihrem Leben vielleicht sechs bis acht Kälber zur Welt. Mit der Methode des Embryo-Transfers (siehe unten) ist es möglich, ein Vielfaches an Kälbern zu produzieren. Das ist für Züchter vor allem dann eine verlockende Aussicht, wenn Eigenschaften von «Supertieren» wie etwa der kantonalen Königinnen «Schakira» oder «Cobra» bei möglichst vielen Nachkommen erhalten werden sollen.

Mit der Gewinnung von Embryonen von solchen starken Kampfkühen können deren Eigenschaften ohne den «Umweg» über männliche Nachkommen weitervererbt werden. Eine Methode, die in der Rinderzucht regelmässig angewandt wird, etwa um die Milchleistung zu optimieren. Bei Eringerkühen hingegen steckt die Anwendung des Embryo-Transfers noch in den Kinderschuhen.

«Domingas» Erbe

Erfahrungen mit Embryotransfers sammelt derzeit Eringerzüchter Beat Brantschen (57) aus St. Niklaus. An die 50 Tiere stehen in seiner Stallung. Angefangen mit der eigenen Zucht hat er im Alter von 17 Jahren mit dem Kauf dreier alter Eringerkühe. Seit etlichen Jahren schon ist er als einer der wenigen Oberwalliser Eringerzüchter im Besitz eines Diploms, das ihm erlaubt Kühe aus der eigenen Zucht künstlich zu besamen. Etwa die Hälfte seiner Kühe wird mittels künstlicher Besamung trächtig, die andere Hälfte über die Deckung eines Stiers.

Vor einigen Jahren ging Brantschen in seinen Zuchtbemühungen mithilfe des 2013 verstorbenen Tierarztes Alain Passeraub einen Schritt weiter. Passeraub, der für Swissgenetics arbeitete, spielte bei der Anwendung von Embryo-­-Transfers bei Eringerkühen eine Pionierrolle. «Meine Kampfkuh ’Dominga’, die sieben Jahre in Folge Alpkönigin war, war mit 15 Jahren am Ende ihres Lebenswegs. Mithilfe von Alain Passeraub gewannen wir nach vorgängiger künstlicher Besamung in zwei Spülungen insgesamt zwölf Embryonen von ‚Dominga’.» Diese wurden in der Folge tiefgefroren und lagern seither in flüssigem Stickstoff in einem Container in Brantschens Stallung.

Vier dieser Embryonen sind inzwischen bei Simmental Kühen im Kanton Solothurn und Braunviehkühen im Wallis eingesetzt worden. «In zwei Fällen verwarf das Empfängertier das Kalb. Zweimal wurde ein Stierkalb geboren», zieht Brantschen Bilanz. Und bereits in der nächsten Woche soll ein weiterer Embryo in einer Simmental Kuh auf die Lebensreise geschickt werden. «Die Chance, dass der Embryo angenommen wird, ist bei einem zweijährigen Rind grösser als bei Kühen», sagt Brantschen. «Den Transfer des Embryos in die Gebärmutter nimmt dabei eine dafür spezialisierte Tierärztin aus Interlaken vor. Dieser wird exakt sieben Tage nach der Rindrigkeit der Ammenmutter vollzogen.»

Alternative für Spitzentiere

Den grossen Vorteil des Embryo-­Transfers sieht Brantschen bei Rindern, die zwar hervorragende Voraussetzungen für die Zucht mitbringen, aber nicht trächtig werden. «Ein solches Spitzentier landet deswegen oftmals beim Metzger. Die Ausweichmöglichkeit besteht darin, dem Tier einen Embryo einzupflanzen. Verläuft dies erfolgreich, wird das Tier im Folgejahr im Normalfall über eine künstliche Besamung problemlos trächtig», weiss Brantschen aus Erfahrung mit einem Rind, das von «Dominga» stammt. «Nach einem Embryo-Transfer wurde die Kuh im Folgejahr nach der Deckung durch ein Stierkalb von ‚Cobra’ von Viktor Gsponer problemlos trächtig.»

Allerdings sieht Brantschen die Gewinnung von Embryonen nur dann als sinnvoll an, wenn es sich um aussergewöhnliche Tiere handelt. Etwa bei Tieren, die sich als Alpköniginnen oder an Ringkuhkämpfen durchsetzten. «Das macht Sinn, weil so die Genetik der starken Tiere ohne Umweg über männliche Nachkommen weitervererbt werden kann.» Dass so aber auch starke Kampfkühe in Serie gezüchtet werden können, ist keinesfalls der Fall. «Obwohl die Genetik sicherlich stimmt, weiss man nie zum Voraus, welche Charaktereigenschaften das Tier entwickelt.»

«Keine Garantie für Kampfkühe»

Die Methode des Embryo-­Transfers wird in der Eringerzucht im Oberwallis noch kaum angewandt. «Es war vorab der verstorbene Tierarzt Dr. Alain Passeraub und unser Kollege Dr. Reinhold Pokorny, der im Oberwallis eine ganze Reihe erfolgreicher Spülungen im Rahmen seiner Anstellung bei Swissgenetic duchführten», sagt Tierarzt Rainer Saner von Swissgenetics. Er ist beim Anbieter von Genetikprogrammen mit fünf Standorten bei der grössten Organisation für künstliche Besamung in der Schweiz für den Bereich Embryo-Transfer zuständig.

Saner hat in diesem Winter bei drei Tieren im Wallis Spülungen zur Embryogewinnung vorgenommen. «Die Chance, dass ein Züchter eine gute Kampfkuh nachzüchten kann, steigt natürlich mit der Anzahl gewonnener Embryonen. Dass Kampfeigenschaften vererbt werden, ist aber nicht erwiesen. Allerdings ist es schon möglich, dass dem so ist, ansonsten gingen nicht aus bestimmten Linien mehr Siegerkühe hervor. Über den Erbgang und den Einfluss von Umweltfaktoren lässt sich allerdings wenig sagen. Eine Garantie für Siegerkühe gibt es mit dem Embryo-­-Transfer nicht.»

Laut Saner muss ein Züchter im Wallis für eine normale Spülung zur Embryogewinnung mit Kosten um die 2000 Franken rechnen. «Darin inbegriffen sind der Grundtarif, die Anfahrtskosten und die gewonnenen Embryonen.» Dass mit der Methode des Embroytransfers übermässig auf die Eringerzucht Einfluss genommen werden könnte, glaubt Saner nicht. «Die Eringerkühe werden bereits seit einigen Jahrzehnten stark auf den Kampf gezüchtet. Und wenn sie diese Charaktereigenschaft nicht hätten, gäbe es wohl weniger dieser Kühe im Wallis.» Die wenigen Spülungen von guten Eringerkühen zur Gewinnung von Embryonen fielen in diesem Zusammenhang wohl eher in die Kategorie «Hobby». «Das ist zahlenmässig zu wenig und zu unsystematisch, als dass es die Kampfszene verändern würde.»

Kontrolle des Kantonstierarztes

Damit die Tiere bei dem Eingriff keinen Schaden erleiden, steht die Gewinnung und Übertragung von Embryonen unter der Kontrolle des Walliser Kantonstierarztes Jérôme Barras. «Wir kontrollieren, dass die Tierärzte, welche diese Methode anwenden, die obligatorische Ausbildung haben und dass der eingesetzte Stiersamen kein Risiko für Einschleppung von Tierseuchen darstellt», sagt dieser auf Anfrage. Negative Auswirkungen auf die Eringerzucht sieht er keine und streicht die Vorteile heraus. «Wie bei der künstlichen Besamung kann die gute Genetik eines Tieres breitflächig und während mehrerer Jahre gebraucht werden.»

 

Embryo-Kuh «Violette

Am Regionalen Ringkuhkampf am 29. März in der Goler-Arena erlebt die Erstmelke «Violette» aus der Stallung von Sepp Karlen ihre Feuertaufe. Karlen setzte den Embryo einer starken Ringkuh vor drei Jahren erfolgreich bei einem Rind in der eigenen Stallung ein.

 

Was ist Embryo-Transfer?

Die Eierstöcke einer Spenderkuh werden mittels Hormonen zur Produktion vieler Eizellen stimuliert (Superovulation). Bei der anschliessenden Brunst wird die Kuh besamt und sieben Tage nach der Belegung werden die befruchteten (Embryonen) und unbefruchteten Eier mit einer speziellen Spülflüssigkeit aus der Gebärmutter herausgespült. Unter dem Mikroskop werden die Embryonen gesucht, beurteilt und entweder frisch übertragen oder zum Tiefgefrieren vorbereitet. Das Einsetzen in Empfängertiere erfolgt stets unblutig. Die Trägertiere haben keinerlei genetischen Einfluss auf das werdende Kalb.


 

13. Februar 2015, 07:00
Artikel teilen

Artikel

Kommentare

Noch kein Kommentar

Kommentar

schreiben

Loggen Sie sich ein, um Kommentare schreiben zu können.

zum Login
Corona Infoseite

Wallis: Abgesagt oder verschoben wegen Corona

Veranstaltungen

  • Hier ansehen.
  • Newsticker
  • Meistgelesen
  • 20:00 Ab morgen ein neues News-Portal für das Oberwallis
  • 19:45 Polizei löst Party auf
  • 17:00 Eine Region – ein News-Portal
  • 16:21 Update: Flächenbrand in Törbel verläuft glimpflich
  • 12:47 Staubtrockene erste Aprilhälfte
  • 09:58 Türkischer Präsident Erdogan lehnt Rücktritt seines Innenministers ab
  1. MGBahn unterstützt Wohnheim Fux campagna
  2. Ein frischer Wind weht durchs Ministerium
  3. Wenn mitten im Sommer Weihnachten ist
  4. US-Tourist kämpft an Schweizer Hängegleiter um sein Leben
  5. «Ich wurde fünf Stunden lang brutal vergewaltigt»
  6. «Ich bin dem Tod zweimal von der Schippe gesprungen»
Aktuelle Verkehrsmeldungen

Kolumne | Diese Woche zum Thema:

Offene Fragen zur Corona-Pandemie

Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben bis auf weiteres im Walliser Bote.

RZ | Der ehemalige SP-Schweiz-Präsident und Hotelier Peter Bodenmann und Alt-Staatsrat und [...]

Oberwalliser Baby-Galerie

Valea ImfeldTena MatijevicMartín Stephan
zur Baby-Galerie
Anmeldung - WB Newsletter

Walliser Bote - Newsletter

    Täglich informiert mit dem WB-Newsletter!
  • Jetzt registrieren unter: www.1815.ch/newsletter

1815.märt - Jetzt inserieren

Hier können Sie Ihre Inserate direkt, günstig und flexibel im Walliser Bote und der Rhone Zeitung aufgeben.

Logo WalliserBote
  • Walliser Bote - Stellen
  • Walliser Bote - Immobilien
  • Walliser Bote - 5 Liber
  • Walliser Bote - Fahrzeuge
  • Walliser Bote - Diverses
  • Walliser Bote - Erotik
Logo Rhonezeitung
  • Rhone Zeitung - Inserate
  • Rhone Zeitung - 5 Liber
  • Rhone Zeitung - Baby Galerie - Kostenlos

Publikationen 2020

  • WB Publikationen 2020 [PDF]
  • RZ Publikationen 2020 [PDF]
Tweets von @1815_online
Rotten Verlag News

Kultur Wallis

    mehr

    Kursangebote

    Fehler beim laden der XML Datei

    mehr

    Das Walliser Erlebnismagazin

    Bergluft

    • Bergluft Nr. 30 [PDF]
    • Bergluft Nr. 29 [PDF]
    • Bergluft Nr. 28 [PDF]
    • Bergluft Nr. 27 [PDF]
    • Bergluft Nr. 26 [PDF]
    • Bergluft Nr. 25 [PDF]
    • Bergluft Nr. 24 [PDF]
    • Bergluft Nr. 23 [PDF]
    «Super-Kampfkühe» aus dem Stickstoff-Container | 1815.ch
    • Trauer
    • Login
    • ePaper
    • Babies
    • Umfragen
    • Videos
    • Bilder
    • Wetter
    • Suchen
    • 1815 Märt
    • Abo
    • Werbung
    • Newsletter
    • Impressum
    • Kontakt
    • Leser-Reporter
    Mengis Gruppe: Pomona Media AG
    Rotten Verlags AG
    Alpmedia AG
    1815.ch
    Wetter-Cam
    : °/°
    • Login
    • Abo
    • Werbung
    • Newsletter
    • Kontakt
    • Leser-Reporter
    • Babies
    • Umfragen
    • Bilder
    • Videos
    • Trauer
    • Sie sind hier:
    • Home
    • News
    • Wallis
    • Aktuell
    • «Super-Kampfkühe» aus dem Stickstoff-Container

    Sitemap

    Impressum

    NEWS

    • Wallis
    • Schweiz
    • Ausland
    • Sport

    ABONNEMENTS

    • Aboservice
    • Alle Aboangebote
    • Probeabo
    • Ferienumleitung
    • Adresse ändern

    VERLAG & SERVICES

    • Regio Info
    • RSS
    • Werbung
    • Tarifdoku: WB, RZ, 1815

    MENGIS GRUPPE

    Pomonastrasse 12
    3930 Visp
    Tel. +41 (0)27 948 30 30
    Fax. +41 (0)27 948 30 31
    • Kontakt

     

    • Mengis Druck und Verlag AG
    • Rotten Verlags AG
    • Alpmedia AG

    © 2025 Mengis Druck und Verlag AG - Alle Rechte vorbehalten | Kontakt | Impressum | Datenschutzerklärung | AGB Abo | AGB Werbung | AGB 1815.club | AGB Rotten Verlags AG

    Website by update AG, Zürich