Blockiert bei Schneefall | Transit-Chauffeure im Stauraum Raron sind sauer
«Hier gibts keine Infos, keine Sanitäranlagen und keine Verpflegung»
Ist der Simplonpass schneebedeckt, gilt für Sattelschlepper und Anhängerzüge ein Fahrverbot. Sie müssen im Stauraum Raron warten, bis der Pass wieder schwarzgeräumt ist.
Das Fahrverbot musste in den vergangenen Tagen aufgrund der Schneefälle immer wieder ausgesprochen werden. «Zu hoch ist das Risiko, dass sich Sattelschlepper und Anhängerzüge bei schneebedeckter Fahrbahn querstellen und so den übrigen Verkehr und Räumungsfahrzeuge in der Folge blockieren. Die 40-Tönner mit meist einer Antriebsachse werden in der Regel erst dann wieder losgeschickt, wenn die Passstrasse schwarzgeräumt ist», sagt Aldo Jäger, Strassenmeister auf der Schweizer Seite des Simplons.
«Abhängig von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Wind kann dieser Zustand mithilfe der Räumungsfahrzeuge bei gleichzeitiger Salzung in zwei Stunden nach Ende des Schneefalls erreicht werden. Wir nutzen alle Möglichkeiten, um den Lastwagen eine Querung der Passstrasse zu ermöglichen. Vorausgesetzt, die italienischen Kollegen auf der Südseite des Simplonpasses haben ihren Job ebenso gemacht.»
«Es gibt keine Informationen»
An die 50 Sattelschlepper und Anhängerzüge waren wegen der heftigen Schneefälle am Dienstagmorgen bei einem Augenschein des «Walliser Boten» im provisorischen Stauraum in Raron blockiert. Waren einige Chauffeure eben erst eingetroffen, warten einige bereits seit Samstag auf die Öffnung des Simplons. Sie fahren allesamt für international tätige Unternehmen aus Italien, Holsland, Deutschland, der Tschechei, Ungarn und Rumänien.
Dabei gestaltet sich die Warterei für die Berufschauffeure alles andere als angenehm. «Das ist echt übel hier», sagt der Kölner Rolf Bilk, der für ein deutsches Lastwagenunternehmen Transporte quer durch Europa fährt und seit Montagnachmittag in Raron festsitzt. «Es gibt keine Infos, ab wann der Pass etwa wieder geöffnet sein könnte, noch gibt es Sanitäranlagen wie Duschen oder eine Möglichkeit zur Verpflegung», macht sich Bilk Luft über die Ausstattung des Stauraums. «Das ist nicht zu vergleichen mit dem Warteraum in Erstfeld auf der Gotthardroute etwa, wenn die Durchfahrt durch den Tunnel nicht möglich sei. Neben Sanitäreinrichtungen und Verpflegung werden dort wartende Chauffeure auch mit Informationen zur Weiterfahrt versorgt.»
«Schlechter Service trotz hoher Durchfahrtsgebühr»
«Ich weiss nur, dass der Simplon gesperrt ist», sagt der Serbe Mihajlo Dusanic, der am Dienstagmorgen gegen 9 Uhr mit seinem Anhängerzug mittels Signalisation auf der Kantonsstrasse in den Warteraum eingewiesen wurde. «Wissen Sie, wann der Pass wieder aufgeht?», will der wissen. «Hier gibts überhaupt keine Informationen ausser der roten Ampel. Im Internet heisst es lediglich gesperrt.»
Dusanic fährt für das Transportunternemen des ehemaligen Formel-1-Piloten Gerhard Berger mit Sitz in Österreich. Er soll Kaffee, den er in Genf geladen hat, nach Mailand fahren. «Die Schweizer bieten einen schlechten Service für das Geld, den das Tranportunternehmen für die Durchfahrt zahlen muss. Das sind immerhin an die 250 Euro», kritisiert er.
«Hätte eine Ausweichroute gewählt»
Um im garstigen Wetter auf Wohlfühltemperatur in den Führerkabinen zu kommen, läuft bei vielen der abgestellten Trucks der Motor. Zwischen zwei Lastwagen brauen sich vier Chaffeure mit einem Gaskocher bei Regen und Wind Kaffee. «Die Informationen zur Sperrung des Simplons sollten schon an der Grenze zur Schweiz erfolgen und nicht erst in Vevey», merkt Adrien Gal an. Er fährt für seinen holländischen Arbeitgeber Transporte zwischen Holland und Italien. «So hätte ich eine Ausweichroute über Frankreich gewählt, um nach Italien zu gelangen.»
Immerhin macht sich die Warterei für die meisten der Chauffeure nicht in der Lohntüte bemerkbar. «Ich erhalte gleich viel Lohn, ob ich nun fahre oder warte. Für viele rumänische Chauffeure sieht das anders aus. Sie haben zwar Arbeitsverträge, die das ebenfalls so regeln. In der Tat aber werden sie nur für die effektiv gefahrene Kilometer bezahlt», weiss Dusanic, der mit seiner Familie in Österreich wohnt. «In der Schweiz, Deutschland und Österreich ist diese Art der Entlöhnung natürlich verboten.»
Bleibt anzumerken, dass der Warteraum in Raron entgegen den Aussagen der Chauffeure über eine WC-Anlage verfügt. Wie ein Augenschein zeigte, wird diese allerdings nicht genutzt. Das ist wohl dem Umstand geschuldet, dass die Containeranlage nicht wie üblich auf Rastplätzen als WC-Anlage beschriftet ist und deshalb von den Chauffeuren auch nicht als solche erkannt wird.
Endstation. Rund 50 LKWs waren am Dienstag im Stauraum Raron blockiert. Chauffeure wie Rolf Blick (kleines Foto) kritisieren die minimale die Ausstattung des Warteplatzes.
Provisorium
Der Stauraum in Raron in seiner heutigen Form mit minimaler Infrastruktur ist im Jahr 2012 in Betrieb genommen worden und ist eine provisorische Massnahme. Mit dem Bau der Autobahn im Oberwallis ist in der Region ein Rastplatz für Lastwagen an der A9 vorgesehen. Allerdings dürften bis zur Eröffnung noch ein paar Jahre vergehen. Zuständig für den Stauraum Raron ist der Kanton Wallis. Das Projekt wurde zusammen mit dem ASTRA ausgearbeitet, da sich der Simplon im Nationalstrassennetz befindet.
zen
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Kommentare
MANpilot - ↑3↓3
Ihr hapt doch alle keine Ahnung, hauptsache euch geht es gut...
Wisst ihr eigentlich was dem unternehmen kostet wenn ein lkw einen tag lang nicht fährt und rumsteht is nicht nur ein franken oder so nee das geht bis zu 1000 franken und natürlich auch noch die verspätungen bei den kunden aber hauptsache dofe fresse reissen von wegen lkw auf die schiene oder bla bla.. ?? Also und dann finde ich wenn man schon ein warte raum hat sollte auch eine sanitäre anlage vor ort sein das man auf die hygiene oder zumindest auf die toilette gehn kann... aber auch das ist zuviel verlangt von unserem lande aber hauptsache unser geld für strassensteuern und asylpack auszugeben als den menschen die für unsere überlebensprodukte fahren zu sorgen
Frechheit so was
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RolloRudolfo - ↑0↓3
Seit wann muß man über den Simplon bezahlen ?
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Antoinette - ↑9↓2
Wären das Asylanten, dann würde man ihnen Zelte aufbauen, Toiletten hinstellen und täglich Essen bringen. "Leider" sind es unsere Chauffeure, genau diejenigen, welche schauen, dass bei uns die Gestelle in den Geschäften gefüllt sind. Eine Schande für die Schweiz, dass man für unsere Ritter der Strasse nicht mehr macht.
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Hans - ↑15↓23
Die Lastwagen auf die Schiene und das Problem wäre gelöst.
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Jakob - ↑4↓3
Nicht alle Güter dürfen durch Tunel fahren und zum zweiten die schine kann gar nicht alle LKW verladen. Also es ist kein Proplem gelöst!!! Und jetzt??? Alle Fahrer sind Menschen und jeder hat das Recht mindestes Verpflegung und eine WC Anlage. Also sofort jeder verpflegen..........
Simpjer - ↑9↓14
Was soll das? Immer wieder schreibt der WB, dass zu viele Lastwagen über den Simplonfahren und heute dieser Artikel über den Stauraum. Was wollen Sie eigentlich?
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otto pepps - ↑12↓18
ein glühweinstand wäre wohl angebracht. man könnte die briger weihnachtsfavela im stauraum wieder aufbauen
5 glühweinstände
davon einer von rotzigen kollegiumsschülern betrieben
und noch einer mit warmen mützen...
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Urs Summermatte - ↑29↓19
Ein Schande wie hier mit Menschen umgegangen wird.
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reini - ↑21↓31
Wenn der Stauraum attraktiv gestaltet wird, so werden noch mehr Lastwagen den Simplon-Pass überqueren wollen...
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Heiko - ↑3↓0
Hauptsache ihr könnt einkaufen wer die ware bringt ist manchen wohl egal weil die keine Ahnung haben
Seppi - ↑53↓7
Ich glaube wohl kaum dass der Chauffeur selber sagt wo er lang fährt. Das sagt ihm sein Boss und dem ist das egal wo der dann rumsteht...