Jagd | Umstrittene Praxis sei nicht mehr zeitgemäss
Staatsrat will Steinbock-Safaris im Wallis verbieten
Seit 30 Jahren betreibt der Kanton bei der Steinbock-Regulation ein lukratives Geschäftsmodell. Die Abschüsse werden für viel Geld an Gastjäger aus dem Ausland verkauft. Damit soll demnächst Schluss sein.
Diese Trophäenjagd wird schon seit Anfang der 1990er-Jahre praktiziert, war aber weitestgehend unbekannt in der Öffentlichkeit. Das hat sich seit Sonntag zumindest in der Romandie geändert. Die RTS-Sendung «Mise au point» zeigte eine Reportage, in der diese Praxis beim Publikum gar nicht gut ankam. Schlechte Abschüsse, leidende Tiere, reiche Menschen aus der ganzen Welt, denen es nur darum geht, die längstmöglichen Hörner eines Steinbocks zu Hause aufzuhängen; bestenfalls neben einem Löwenkopf oder Büffelhörnern. Eine Petition wurde lanciert, die bereits tausendfach unterschrieben worden ist, und die Unterwalliser Grünen haben bereits angekündigt, in der kommenden Grossratssession zu intervenieren.
Auch Staatsrat Jacques Melly hat auf die Sendung reagiert. Gegenüber RTS sagt der für die Jagd zuständige Staatsrat, dass man bereits seit April darüber nachdenke, diese Art der Steinbock-Jagd für Ausländer zu verbieten. «Sie entspricht nicht mehr dem heutigen Zeitgeist.»
Gleich mehrere Aspekte dieser Steinbock-Safaris sind denn auch zu hinterfragen. So kooperiert etwa die zuständige Dienststelle aktiv mit entsprechenden Agenturen, die das ganze «Erlebnis» bewerben und organisieren, inklusive Heli-Flüge ins Hochgebirge. In manchen Fällen hätten hiesige Wildhüter, die die Gastjäger bis zum Tier begleiten, zudem hohe Summen Trinkgeld bezogen. Was Staatsangestellten untersagt ist. Und was Staatsrat Melly sauer aufstösst.
Aber es gibt auch die andere Seite. Gastjäger, die sich einen Traum erfüllen, auf diesen hingespart haben und auch in der Lage sind, dem Tier aus eigener Kraft nachzustellen und es nach einem sauberen Abschuss auch auszunehmen. Und: Für den Kanton waren die verkauften Abschüsse eine Win-win-Situation. Er konnte so die viel zu grosse Steinbock-Population regulieren und dabei gleichzeitig den Steuerzahler entlasten.
Gut 650'000 Franken kommen jedes Jahr durch die verkauften Abschüsse ein. Die fehlenden Einnahmen müsste denn auch die öffentliche Hand übernehmen, sagt Jagdchef Peter Scheibler gegenüber dem «Nouvelliste». Oder das Jagdpatent für die heimischen Jäger wird teurer.
David Biner
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