Abstimmung | Resultate im Überblick
So stimmten die Schweiz und das Wallis
Am Sonntag hatten die Schweizer Stimmbürgerinnen und -bürger gleich über vier Vorlagen zu befinden. Die Abstimmung bot einiges an Brisanz.
Schweizweit deutlich abgelehnt wurden die «Durchsetzungsinitiative» und die «Nahrungsmittelinitiative». Während sich bei der «Gotthard-Vorlage» früh ein Ja abzeichnete, mussten sich die Initianten der «Heiratsstrafe»-Initiative etwas länger gedulden bis zum Endresultat. Es blieb spannend bis zum letzten Kanton - dem Waadtland. Schlussendlich wurde die Initiative aber äusserst knapp abgelehnt.
Jeweils die Mehrheit der Walliser Stimmbürgerinnen und –bürger folgte bei ihren Entscheiden der schweizweiten Tendenz - mit Ausnahme der «Heiratsstrafe»-Vorlage, die im Wallis angenommen wurde. Im Oberwallis zeichnete sich demgegenüber gerade bei der «Durchsetzungsinitiative» ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab. Im Endeffekt stimmten die Oberwalliser im Gegensatz zu den anderen Regionen des Kantons mit einer Differenz von rund 200 Stimmen für die SVP-Initiative.
Die Endresultate der eidgenössischen Abstimmungvorlagen vom 28. Februar, mit Zahlen zur Schweiz, zum Wallis sowie zum Oberwallis, finden Sie in der Bildergalerie.
pmo
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Kommentare
Mage co - ↑0↓0
Ist es möglich, nach dem sie in den ersten sätzen die ja sager als rassisten darstellen, ihr text nicht lesenwert ist... Ich werde es nie erfahren!
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Klaus Hensel - ↑8↓0
Ehrlich gesagt bin ich etwas geteilter Meinung bezüglich des Ergebnisses.
Einerseits zeigt es zusammen mit der überraschend hohen Wahlbeteiligung sehr gut und sehr deutlich, dass die Mehrheit der Schweizer ihre Demokratie und ihr Land sehr ernst nehmen, und schon wissen, was zu tun ist, wenn's wirklich drauf ankommt:
Abstimmen gehen, und eben nicht resigniert zu Hause vorm Fernseher hocken bleiben, und dann demonstrieren gehen, wenn das Kind schon im Brunnen ist.
Dass das Oberwallis mal wieder die Vernunft torpedieren wollte, war auch klar, denn die Ausländerfeindlichkeit ist immer dort am grössten, wo der geringste Ausländeranteil ist, und wo man am allermeisten zum Erhalt des Lebensstandards auf Ausländer angewiesen ist (Gondo 88% "ja" *lach!*); der Mensch tickt eben shizophren und hat Angst vor Unbekanntem.
Andererseits hätte eine Annahme der Durchsetzungsinitiative vielleicht mal sehr deutlich gemacht, wohin die Reise mit der SVP geht. Und man hätte es vielleicht mal verstanden, dass man nicht jeden SVP-Mist, der ohnehin geltendem Recht widerspricht, dem Souverän zur Abstimmung vorlegen sollte, damit in dieses Land endlich mal wieder eine politische Ruhe einkehren kann, die sachliche Diskussionen anstatt emotionaler Polarisierung und teilbelichteter Polterei zulässt.
Die Konsequenzen hätten für die Schweiz nämlich sehr fatal werden können.
Nicht nur, weil plötzlich ganze Heerscharen dringend benötigter Arbeitskräfte ausgeschafft worden oder freiwillig gegangen wären.
"Wie, freiwillig? Niemand will doch freiwillig den paradiesischen Himmel auf Erden verlassen!"
"Naja, was der paradiesische Himmel auf Erden ist, ist individuelle Ansichtssache; und die Schweiz gehört nicht unbedingt für Alle dazu."
"Egal. Super, dann sind die wenigstens endlich weg!"
"Hm. Sicher. Und was machst Du dann jetzt mit Deiner Beiz/Hotel/Baufirma/Weinberg, Du Genie? Schweizer einstellen? Ach, soweit hatten wir das gar nicht durchgedacht. Dachtest wohl, es würden nur die 'anderen' Ausländer ausgeschafft, aber nicht 'Deine'? Und dass Papi, Mami und Schwester weiter in Deinem Hotel schaffen, obwohl ihr Sohnemann ausgeschafft wird, der auf einer Party beim Kiffen erwischt wurde, nur weil er sich integrieren wollte, hast Du Dir wohl auch falsch ausgerechnet, was? Tja, manchmal kann das Erwachen aus einem Traum ziemlich bitter sein."
Viel spannender wären nämlich die ganzen Schwierigkeiten mit dem Ausland geworden.
Denn dem "wahren und weisen Eidgenossen" ist ja nach wie vor nicht verständlich zu machen, dass eine Ausschaffung zwangsläufig eine 'Einschaffung' bedingt. Und dass diese nur funktioniert, wenn a) das Heimatland des Auszuschaffenden sicher feststeht und b) dieses den Auszuschaffenden dann auch aufnimmt.
Dass das eben nicht die Schweiz alleine zu entscheiden und schon gar nicht die SVP zu bestimmen hat, hat nicht die geringste Chance auch nur in die Nähe des Bewusstseins eines SVP-Ankreuzers zu gelangen, für den es ausserhalb der schweizer Staatsgrenzen nur Terra Inkognita (das weisse Feld auf dem SVP-Plakat) gibt.
Gerade bezüglich EU-Bürger, die mit Abstand den höchsten Ausländeranteil in der CH stellen, hätte das die bilateralen Verträge mit der EU ziemlich gefährden können; die haben nämlich gerade derzeit mehr als genug um die Ohren, als sich auch noch dauernd mit einem ständig rumnervenden Kleinstaat rumärgern zu müssen - und hätten eventuell, nicht ganz unwahrscheinlich, kurzerhand gesagt:
"Okay, Leute. Es passt Euch nicht, was wir miteinander unterschrieben haben. Ständig kommt Ihr Nörgeln, Meckern und Betteln, obwohl Ihr nicht einmal Mitglied seid. Da haben wir jetzt keine Zeit für und auch einfach keinen Bock mehr auf Euch.
Hier habt Ihr die Verträge zurück *ritschratsch* - Schwexit, ohne Schwentry sozusagen *lach*.
Jetzt macht Euch in Eurer Vorzeigedemokratie erst einmal in aller Ruhe einen Kopf, was Ihr wollt. Und wenn Ihr Euch darüber vielleicht dann irgendwann mal einig sein, was Ihr wollt, dann könnt Ihr Euch da an der Schlange hinten anstellen; Nein. Ganz hinten! Ja genau, da hinter der Türkei! Nicht Vordränglen! Und jetzt auch erstmal nix kriegen wollen, Ihr seid ja schliesslich keine Deutschen! *lach*. So. Und dann schauen wir uns das vielleicht in zehn bis fünfzehn Jahren nochmal an."
Heissa, was hätte da der SVPler jubelnd einen Freudentanz aufgeführt:
"Hurra, die EU kehrt uns ihr Hinterteil zu! Hurra! Hurra!"
(Nein, war'n Witz. Ich weiss doch: Der SVPler will der EU das schweizer Hinterteil zudrehen und setzt selbstverständlich vorraus, dass die EU der Schweiz nur flehend den offenen Mund hinhält, dankbar für Alles, was die heilige, tolle, grosse Schweiz da rein...macht.")
Und dann wäre ihm (vielleicht) das Lachen im Halse stecken geblieben:
Tausende von Schweizern wären nach Hause gekommen; kein Aufenthaltsrecht mehr in der EU.
Jaja, Ordnung muss sein!
Franzosen nach Frankreich, Deutsche nach Deutschland... und ergo Schweizer in die Schweiz. Hoppala, so hatten wir das ja gar nicht bedacht.
Aber es kommt noch dicker:
Emmi hätte gejammert:"Unseren Käse kauft niemand mehr. Viel zu teuer, wegen der Strafzölle in der EU. Müssen Stellen jetzt abbauen."
Nestlé, Lonza, Roche uva:"Ne, Leute, so können wir nicht arbeiten. Dagegen ist der starke Franken gar nichts. Da müssen wir unsere Standorte jetzt ins Ausland verlagern. Und tschüss!"
Und endlich - ENDLICH - wäre die Schweiz wieder in's herrlich romatische Heidizeitalter zurückmarschiert, wovon der SVPler träumt.... (Was der SVPler erst merkt, wenn diese herrlich romantischen Zeiten wieder da sind: Heidi fuhr keinen Benz, hatte kein Smartphone, kein Satellitenfernsehen und zu der Zeit gab's viel Hunger und wenig und schlechte medizinische Versorgung....)
Und so wurde keine Entscheidung bezüglich des 'ob' getroffen, sondern lediglich ein 'wann' weiter in die Zukunft aufgeschoben.
Denn der SVP wurde kein dauerhafter Dämpfer auferlegt.
Der nächste SVP-Abstimmungsseich, der ähnlich weitreichende oder gar noch fatalere Konsequenzen für die Schweiz haben kann, steht nämlich schon längst in den Startlöchern.
Glaubt man daran, anhand von vorangegangenen Statistiken die Zukunft vorhersagen zu können, ist dann wieder mit einer Annahme zu rechnen, und die Schweiz kommt politisch nicht zur Ruhe, und es geht immer so weiter.
Schrittchen für Schrittchen für Schrittchen nähert sich die SVP langsam aber unaufgehalten ihrem Ziel, das politische Klima in diesem Land nach und nach immer weiter zu vergiften und die Demokratie immer mal wieder erfolgreich zu torpedieren, bis sie dann endlich irgendwann sturmreif geschossen sein wird.
Und spätestens dann, da können Sie sicher sein, flüchtet ein Grossteil der Ausländer aus diesem Land, während die Eidgenossen weiter hierbleiben müssen, und vor dem nicht vermiedenen Scherbenhaufen stehen:
"Hätte man mal....."
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schnuggi - ↑0↓0
wow.....sehr gut geschrieben, ich bin platt )....danke
zDomi - ↑4↓2
Irgend etwas über die Resultate im Oberwallis stimmt in den Beiträgen des WB nicht.
Sie schreiben, dass diese Initiative hier mit 50.25% angenommen wurde.
Gemäss den Zahlen im WB von heute wurde die DSI im Oberwallis aber auch verworfen.
Ja: 18730
Nein: 19411
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franzisca - ↑5↓8
es ist zum schämen ----haben die oberwalliser gar nicht begriffen um was es hier geht --- sieht fast so aus ---
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Michel - ↑8↓4
Und sie haben wohl nicht gemerkt, dass es um eine prinzipielle Teilung in 2 Klassen ging!
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Michel - ↑1↓1
@rola
Klara Zenruffinen - ↑8↓4
@rola: die Rechtspopulisten versuchen mit primitiver Schwarz-Weiss-Malerei unter dem Deckmäntelchen der Demokratie den Zusammenhalt in der Schweiz zu zerstören. Die WählerInnen haben sich gestern klar gegen die allgegenwärtige Ausländerhetze entschieden. Wir wollen eine offene Schweiz bleiben. Wenn es den Hasspredigern nicht passt können sie ja auswandern.
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Mage co - ↑0↓0
Di AI wurde angemommen und das Gesetz wird voraussichtlich nächstes jahr in kraft treten. Wen nicht die härtefallklausel (abgelehnter gegenvorschlag) missbraucht wird haben wir trotz allem die Situation korrigiert...und die verschärffung ist sogar schneller da als erwartet...
rola - ↑7↓10
dieser gutmensch hat selbst nach der abstimmung nicht gemerkt, dass es um kriminelle ausländer ging! der schlaumeier unterstellt also allen ausländern kriminelle potenz!!
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schnuggi - ↑5↓4
es geht wohl eher um das prinzip, dass man eine zweiklassen-gesellschaft erstellen will, was menschlich doch eher unter aller kanone ist. und ja, der gutmensch ist sogar bereit, als ausländer die hälfte seines hauses, flüchtlingen zur verfügung zu stellen :)
schnuggi - ↑23↓21
irgendwie hab ich doch die hoffnung gehabt, dass die oberwalliser etwas schlauer gewesen wären. grad das oberwallis ist so sehr auf den tourismus angewiesen, und wer arbeitet in den tourismusregionen? richtig : grösstenteils ausländer, da die einheimischen sich zu schade sind, solche knochenjobs zu machen. wir sollten doch einfach mal alle aus der schweiz gehen, und sehen, was passiert. schade, dass hier solch eine ausländerfeindlichkeit herrscht. und den spruch : wenns dir nicht passt, kannst du ja dahin gehen, wo du her gekommen bist, den will ich jetzt hier gar nicht lesen wollen :)
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