Wirtschaft | Eine rasche Öffnung der Verkaufsläden bringt gesundheitliche Gefahren und wirtschaftliche Einbussen

Weshalb eine zu frühe Lockerung doppelter Unsinn ist

Lockdown lockern? Geschlossene Läden im Centerpark in Visp.
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Lockdown lockern? Geschlossene Läden im Centerpark in Visp.
Foto: mengis media / Andrea Soltermann

Quelle: 1815.ch /wek 11.04.20 0
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Wann sollen die Kleidergeschäfte, die Coiffeurläden und Restaurants wieder öffnen, so dass das Wirtschaftsleben wieder einigermassen zurück in die Normalität gelangen kann? Dies die grosse Frage, mit der sich die Politik bald beschäftigen muss.

Der Lockdown nagt nicht nur an der Wirtschaft, sondern zunehmend auch an den Nerven der Bevölkerung. Die bürgerlichen Parteien wünschen sich deshalb, die Corona-Sicherheitsmassnahmen bald zu lockern. Frei nach dem Motto: je schneller, desto besser drängt vor allem die SVP auf eine rasche Lockerung des Lockdowns. Ab dem 20. April sollen nur noch Angehörige der Risikogruppe daheim bleiben. Danebst sollen Schulen schrittweise wieder geöffnet werden, sowie Läden und Restaurants wieder ihren Betrieb aufnehmen dürfen. Die SVP ist zudem für eine Maskenpflicht, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren.

Ihr Gegenpol, die SP, ist gegen eine allzu frühe Lockerung der Sicherheitsmassnahmen. Wenn das Wirtschaftsleben zu früh wieder hoch gefahren werde, sei die Gefahr einer zweiten Infektionswelle zu hoch, sagen die Sozialdemokraten.

«Die Leute werden immer noch Angst haben»

Wer über eine baldige Lockerung der Massnahmen nachdenkt, muss dies auf zwei Ebenen tun: der gesundheitlichen und der wirtschaftlichen. Wobei beide miteinander verwoben sind. Unbestritten ist, dass bei einer allzu raschen Lockerung der Massnahmen die Ausbreitung des Virus wieder an Fahrt gewinnen wird. Mit den bekannten Folgen, wie etwa die Gefahr einer Überlastung unseres Gesundheitssystems. Eine zu frühe Lockerung kostet Menschenleben.

Doch auch für die Wirtschaftstreibenden wäre eine allzu rasche Lockerung der Massnahmen nicht ideal. Dieser Meinung ist auch Heinrich Lauwiner, Vizepräsident von GastroValais: «Ich denke, dass unser Sektor einer der letzten sind wird, bei dem die schrittweise Lockerung erfolgen wird. Ich bin klar der Meinung, dass eine zu frühe Öffnung auch Negatives mit sich bringt. Die Situation wird in zwei, drei oder vier Wochen die gleiche sein. Wir werden nur ganz langsam starten. Die Menschen werden dann immer noch Angst haben. Wir werden die umsatzstarken Monaten April und Mai nicht mehr aufholen können und müssen froh sein, wenn wir den Sommer und Herbst einigermassen zufriedenstellend über die Runden bringen».

Eine schweizweite Umfrage unter den Gastronomen hätte zudem ergeben, dass die Mitglieder einer baldigen Lockerung skeptisch gegenüberstehen. so Lauwiner: «Sie finden es richtig, dass der Bundesrat zuwartet, bis die Entwarnung der Virologen erfolgt. Die Mehrheit findet, dass sie sich und Ihr Team nicht genügend schützen können und denken, dass in der momentanen Situation nicht genügend Gäste kommen würden.»

Der Exit als grosse Herausforderung

Das Problem einer allzu schnellen Öffnung liegt in den fehlenden Umsätzen. Die Gäste bleiben aus Angst vor einer Ansteckung lieber zu Hause. Gleichzeitig müssen die Mitarbeiter aus der Kurzarbeit geholt werden und die Löhne somit von den Betrieben selbst berappt werden. Bei grossen Umsatzeinbussen droht somit eine schlimmere Situation, als wenn der Betrieb ganz geschlossen bleibt.

«Die Zeit mit einer schrittweisen Rückkehr zum Normalzustand wird für die Branche mit Sicherheit zur grossen Herausforderung und die Umsätze werden leider nicht gleich explodieren. Ich bin sicher, dass ein Exit beziehungsweise ein Restart nur schrittweise und unter Einhaltung der Hygiene-Richtlinien des Bundes erfolgen kann. Selbstverständlich ist die vor dem Lockdown eingeführte 50-Platz-Regelung keine umsetzbare Variante. Trotzdem müssen wir uns langsam wieder in Richtung Öffnung bewegen, aber nicht allzu schnell», so Lauwiner.

Risiko des Wiederaufflammens der Pandemie

Auch Markus Schmid, Präsident des Walliser Hoteliervereins, blickt einer allzu raschen Öffnung skeptisch entgegen: «Hotels in touristischen Gegenden können erst wieder richtig funktionieren, wenn verschiedene Punkte erfüllt sind. Die Transportinfrastruktur muss wieder uneingeschränkt geöffnet sein. Dies gilt für den Verkehr der Bahnen wie auch der Seilbahnen. Die Restaurants müssen wieder geöffnet sein und Freizeiteinrichtungen wie Bäder, Kinderspielplätze oder Sportanlagen müssen wieder zugänglich sein. Viele dieser Punkte sind auch unter Einhaltung von Hygienemassnahmen möglich. Wir sind jedoch der Ansicht, dass eine zu frühe Lockerung der Massnahmen grosse Risiken für ein Wiederaufflammen der Epidemie in sich birgt. Der Tourismus dürfte erst zögerlich wieder starten. Anfangs werden wohl nur einige Schweizer Gäste in die Hotels kommen.»

Schmid fordert zudem ein kräftiges Unterstützungsprogramm für den Walliser Tourismus, das zu einer Lösung der Probleme beiträgt. Auf Bundesebene unabdingbar seien finanzielle Hilfen à fonds perdu, welche über die bisherigen Covid-Liquiditätskredite hinausgehen. Auch brauche es ein schweizerisches und kantonales Programm, welches hilft, bei überlebensfähigen Betrieben die Finanzstruktur nachhaltig zu verbessern und bei nicht überlebensfähigen Betrieben den Marktaustritt sozialverträglich zu ermöglichen.

Werner Koder
11. April 2020, 15:00
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