Justiz | Walliser Ex-Tennisprofi soll Frau vergewaltigt haben
Schwere Vorwürfe gegen Yves Allegro
Siders | Der 41-jährige Walliser wird beschuldigt, eine Frau vergewaltigt und sexuell genötigt zu haben. Der Vorfall soll sich 2014 bei einer Trainer-Konferenz in Estland zugetragen haben. Nach einer durchzechten Nacht.
Was mit einer scheinbar feuchtfröhlichen Nacht unter Berufskollegen begann, endet nun vor dem Bezirksgericht in Siders. Hier muss sich Yves Allegro am 9. Dezember verantworten, vor fünf Jahren eine Frau vergewaltigt und sexuell genötigt zu haben. Die Vorwürfe, die aus der Anklageschrift hervorgehen, wiegen schwer. Bis zu einem rechtskräftigen Urteil gilt für Allegro die Unschuldsvermutung.
Laut Anklage sollen Allegro und die Frau gemeinsam mit anderen Tennis-Coaches am Rande einer internationalen Trainer-Konferenz in Tallinn um die Häuser gezogen sein. Nach dem Nachtessen mit ein paar Gläsern Wein soll der gebürtige Walliser laut Anklageschrift in einer Bar den Rhythmus erhöht und 20 Shots bestellt haben. Was danach genau geschah, wird Gegenstand der Verhandlung sein. Allegros Anwalt sagt gegenüber Rhone FM, dass sein Mandant sämtliche Vorwürfe bestreite.
«Hab ich was Schlimmes gemacht??»
Die Frau, die am frühen Morgen im gleichen Zimmer wie Allegro erwacht, scheint sich zunächst an nichts erinnern zu können. Auch der 41-Jährige macht Erinnerungslücken geltend, wie aus einem ersten SMS-Verlauf im Verlauf des Tages hervorgeht. Während die Frau zahlreiche blaue Flecken und Schürfungen am ganzen Körper entdeckt, entschuldigt sich Allegro bei ihr für die Nacht. Das sei «nicht gentlemanlike» gewesen. Vier Tage später stellt sie ihn per WhatsApp und mit Verweis auf ihre Verletzungen zur Rede, was er denn konkret damit meine, «nicht gentlemanlike». Allegro antwortete ihr, dass er eine Freundin habe und er deshalb keine andere Frau auf sein Zimmer hätte nehmen dürfen. «Hab ich was Schlimmes gemacht??»
In der Zwischenzeit kommen die Bilder der Nacht in der Frau immer wieder hoch. Sie erwacht unter Tränen, schildert die Erinnerungen ihren Vertrauten. Demnach soll Allegro über sie hergefallen sein, laut der Anklageschrift kam es dabei zu sexuellen Handlungen. Zudem soll er sie geohrfeigt und vom Bett geworfen haben. Ob Allegro sie zu Geschlechtsverkehr gezwungen hat, kann sie nicht sagen.
Im Lauf der Ermittlungen werden mehrere rechtsmedizinische Gutachten erstellt. Dabei werden die zahlreichen Blessuren festgehalten, die auf Schläge mit oder gegen dumpfe Gegenstände zurückzuführen seien. Es sei ausgeschlossen, heisst es, dass die Hämatome auf einen Sturz in der Bar oder auf dem Weg ins Hotel zurückzuführen sind. Ebenso wenig sei denkbar, dass die Klägerin sich die Verletzungen selbst zugefügt haben könnte. Im Genitalbereich der Frau wurden derweil keine Verletzungen festgestellt.
Gleichzeitig wurden wenige Tage nach der besagten Nacht Proben von der Unterwäsche der Frau entnommen. Auf einem ihrer Slips sei Samenflüssigkeit festgestellt worden. Die entsprechende DNA-Probe stimme mit jener von Allegro überein. Ob in der Nacht K.-o.-Tropfen oder andere Substanzen im Spiel waren, die die Frau hätten gefügig machen sollen, konnte im Nachgang nicht mit Sicherheit festgestellt werden.
Das Strafmass wird erst während der Verhandlung eröffnet. Während die akkreditierten Journalisten zugelassen sind, findet der Prozess unter dem Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Yves Allegro ist in der Schweizer Tennisszene ein grosser Name. An der Seite von Roger Federer, seinem persönlichen Freund, gewann er 2003 ein ATP-Turnier im Doppel. Nach seinem Karriereende wurde er Cheftrainer bei Swiss Tennis.
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