Herdenschutz | Wanderer auf dem Adlerpfad bei Ergisch ins Bein gebissen
Schutzhund nach Beissunfall eingeschläfert
Am vergangenen Dienstag hat ein Herdenschutzhund auf einem Wanderweg bei Ergisch einen Mann ins Bein gebissen. Nun hat der Besitzer den Hund einschläfern lassen.
Der Zwischenfall ereignete sich am Dienstagmorgen letzter Woche auf dem Adlerpfad bei Ergisch. «Beim Ort Brunnuweidu rannten erst zwei junge Herdenschutzhunde auf dem Wanderweg auf mich zu. Ihnen folgten zwei erwachsene Hunde. Während der eine vor mir stehen blieb, biss mich der zweite von hinten ins Wadenbein», schildert Alex Bregy aus Turtmann den Vorfall.
«Weil die Wunde stark blutete und ich mich nicht mehr traute zurückzulaufen, musste mich letztlich meine Frau abholen. Anschliessend liess ich die Bisswunde beim Hausarzt behandeln.»
«Freiheit der Wanderer ist eingeschränkt»
Es sei nicht das erste Mal, dass er im Wandergebiet Turtmann/ Ergisch frei laufenden Herdenschutzhunden begegne. «Dass sich die grossen Tiere ohne Beaufsichtigung auf Wanderwegen bewegen, darf nicht sein», sagt Bregy, der beim Verkehrsverein Turtmann als Wanderweg-Verantwortlicher amtet. «Dadurch wird die Freiheit der Wanderer eingeschränkt. Und nicht selten kehren diese um, weil sie sich fürchten, an den bellenden Hunden vorbeizuwandern.» Da nützten auch Plakate, wie man sich gegenüber Herdenschutzhunden zu verhalten habe, nichts.
Landwirt Markus Kaufmann, dem die Schutzhunde gehören, hat sich beim Betroffenen entschuldigt und will für alle Kosten, die ihm durch den Beissunfall entstehen, aufkommen. Er stellt aber klar, dass sich die Hunde nicht selbstständig gemacht hätten, sondern sich in einer Distanz von 20 bis 50 Meter zu seiner Schafherde aufhielten. Entsprechende Plakate seien entlang dem Wanderweg angebracht.
Nicht das erste Mal zugeschnappt
«Es war nicht das erste Mal, dass der Hund gegenüber Menschen negativ auffiel. Deshalb habe ich den Hund am Freitag einschläfern lassen. Ich will Schutzhunde auf meinem Hof, die sich gegenüber Wanderern nicht aggressiv verhalten und sich auf ihre eigentliche Aufgabe, Wölfe vor Angriffen auf meine Schafe abzuhalten, konzentrieren», sagt der Landwirt. Und ohne Schutzhunde sei es nun mal nicht mehr möglich, im Wolfsland rund ums Augstbordhorn Schafe zu halten.
Im Schnitt der letzten Jahre kam es im Wallis pro Jahr zu fünf Zwischenfällen zwischen Menschen und Schutzhunden, meist lagen sie im Bagatellbereich wie Kratzer, Hämatome und kleinen Bisswunden. Auch wenn solche Zwischenfälle bei den Betroffenen körperlich wie mental nachhaltige Schäden bis hin zu Traumata hinterlassen, werden Beissunfälle im Rahmen des «Konzept Herdenschutz» des Bundes bis zu einem gewissen Rahmen in Kauf genommen, da der Schutz vor Wölfen am besten mit Herdenschutzhunden gewährleistet werden kann. Deshalb werden Beissunfälle mit Herdenschutzhunden beim Kanton nicht wie gewöhnliche Zwischenfälle untersucht.
Kanton untersucht jeden Vorfall
Gleichwohl wird jeder einzelne Fall wie auch der vorliegende beim kantonalen Veterinäramt in allen Details untersucht. «Der Bericht des Hausarztes zum Vorfall in Ergisch liegt uns vor. Wie bei Beissunfällen mit Herdenschutzhunden üblich, fordern wir über ‹Agridea› einen detaillierten Bericht an, wie sich der Vorfall abspielte. Die Spezialisten müssen auch Abklärungen machen, wie hoch das Risiko ist, dass ein Herdenschutzhund nach einem Beissunfall erneut zuschnappt», erklärt Denise Affolter, Verantwortliche für Hundeangelegenheiten beim kantonalen Veterinäramt.
Letztlich entscheide dann das Veterinäramt, welche Massnahmen für den Hund anzuordnen seien. In diesem Fall hat der Besitzer den Untersuchungen allerdings vorgegriffen und den Hund einschläfern lassen.
zen
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Kommentare
Doni Seiler, Seckach - ↑62↓23
Sehr übel. Man zwingt uns die völlig überflüssigen Wölfe auf und damit zu Herdenschutzmaßnahmen, die das Normale weit übersteigen. Und woher sollen denn auf einmal solche top sozialisierten und dabei wolfsscharfen Herdenschutzhunde kommen? Und in einer Anzahl, dass der Bedarf gedeckt ist? Es werden wohl noch mehr Hunde versagen und dafür bezahlen müssen.
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Nadin Schymura, Leipzig - ↑9↓3
Ja eben, richtig - sehe ich ganz genauso. Ein absoluter Irrsinn ist das