Update: 155 Walliser Schafalpen analysiert
Schutz vor Wölfen nicht überall möglich
Ein Viertel der Walliser Schafalpen kann nicht vor Angriffen von Grossraubtieren geschützt werden. Bei 60 Prozent der Alpen sind strukturelle Anpassungen nötig, um die Herden zu schützen.
Im Rahmen der Agrarpolitik 2014-2017 und der Entwicklung der Grossraubtierpolitik haben das Departement für Volkswirtschaft, Energie und Raumentwicklung (DVER) des Kanton Wallis und das Bundesamt für Umwelt (BAFU) zu Beginn des Jahres 2012 der Schweizerische Vereinigung für die Entwicklung der Landwirtschaft und des ländlichen Raumes (Agridea) ein Mandat erteilt, die Situation auf den 155 Schafalpen im Wallis zu analysieren.
Fehlende Unterkünfte und schlechte Löhne
Im Unterwallis sind auf einem Drittel der Alpen die Strukturen für den Herdenschutz bereits vorhanden, während im Oberwallis nur 10 Prozent der Alpen die nötigen Voraussetzungen erfüllen.
Der Einsatz von Hirten stösst auch wegen mangelnder Unterkünfte an Grenzen. Im Oberwallis sind sie praktisch inexistent, im Unterwallis mangelhaft oder am falschen Ort. Kommt hinzu, dass vielerorts auch die Löhne trotz der Sömmerungsbeiträge nicht ausreichen, um die Arbeit angemessen zu entschädigen und die hohe Fluktuation zu verhindern.
Strukturelle Anpassungen notwendig
In ihrem Bericht kommt Agridea zum Schluss, dass die Bewirtschaftung auf den meisten Schafalpen als gut bezeichnet werden kann, dass aber die Umsetzung von Herdenschutzmassnahmen auf 60 Prozent der Alpen strukturelle Anpassungen voraussetzen und 25 Prozent der Alpen nicht schützbar sind. Für jede Alpe wurden spezifische Empfehlungen sowohl für die Bewirtschaftung wie auch für den Herdenschutz formuliert.
Die Umsetzung dieser Massnahmen erfordert auf den meisten Alpen strukturelle Anpassungen. Daher muss die Realisierung über mehrere Jahre hinweg in Zusammenarbeit mit den betroffenen Eigentümern und Bewirtschaftern quantifiziert und geplant werden. Das DVER ist bestrebt, die Alpen bei dieser Entwicklung voll zu unterstützen, sie beratend zu begleiten und gezielt finanzielle Hilfsmittel einzusetzen.
Gemeinsam finanziert
Diese Studie, deren Gesamtkosten sich auf 380'000 Franken belaufen, wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Umwelt durchgeführt und wurde auch gemeinsam finanziert.
Dieser mittel- bis langfristige Ansatz komplementiert die bereits durch den Kanton getroffenen Massnahmen für die Umsetzung des Herdenschutzes (Beratung, Schafhirtenausbildung, Wanderbehirtung, Testen von alternativen Massnahmen).
Das Wallis ist mit diesem Vorgehen der erste Kanton in der Schweiz, welcher für die Gesamtheit seiner Schafalpen den Herdenschutz plant, wie dies in der am 1. Januar 2014 in Kraft getretenen neuen Jagdverordnung verlangt wird.
Konflikte mit Tourismus verhindern
50'000 Schafe werden jedes Jahr zur Sömmerung auf die Walliser Alpen getrieben. Die Hälfte der Tiere weidet frei auf einer fixen Weide, 14 Prozent auf wechselnden Weiden. Etwas mehr als ein Drittel der Schafe wird ständig von einem Hirten beaufsichtigt.
Zwischen dem deutschsprachigen Oberwallis und dem französischsprachigen Unterwallis gibt es grosse Unterschiede. Diese sind vor allem geprägt durch kulturelle Unterschiede. Sowohl die Rassen wie auch die Haltungsweisen und die Sömmerungstradition unterscheiden sich beträchtlich.
Die Weidehaltung sollte auf die unterschiedliche Vegetation in den verschiedenen Höhenlagen Rücksicht nehmen. Die Studie empfiehlt eine Weideführung mit wechselnden Weiden und ständiger Behirtung, um die Vegetation optimal zu nutzen.
Im Oberwallis müssten in erster Linie die Weidesysteme geändert und die Infrastruktur für Hirten verbessert werden. Im Unterwallis gelte es, den Einsatz von Herdenschutzhunden möglichst konfliktfrei zu planen. Durch die gebietsweise sehr intensive touristische Nutzung sei das Konfliktpotenzial zwischen Tourismus und Schutzhunden die grösste Herausforderung.
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