Lehrermangel | Früher inserieren. Bergregionen haben Mühe bei der Rekrutierung
Schule Goms braucht Lehrer
Schulleiter der Schule Goms Martin Fux steht vor grossen Herausforderungen. Er braucht für das nächste Jahr sechs Lehrer im Vollzeitpensum. Keine einfache Aufgabe.
Schulen schalten wie üblich im Januar in Zeitungen und auf Onlineportalen ihre Inserate mit der Aufschrift: «Lehrer gesucht.» Neben den grossen Schulzentren reagieren auch kleinere Regionen und gehen bereits jetzt auf die Suche. Denn der Lehrermangel im Kanton dauert immer noch an. Besserung ist nicht in Sicht.
«Auch ich habe früher inseriert als üblich», sagt Martin Fux, Schulleiter Goms. Er sucht insgesamt sechs Lehrer im Vollzeitpensum für die Schule Goms. Dazu kommen noch Teilzeitpensen in Handarbeit und Werken sowie Heilpädagogik. Glücklicherweise hätten Lehrer ihre Kündigung früh mitgeteilt und nicht erst auf den 1. März. So habe er rasch darauf reagieren können. Ob die angelaufene Periode reicht, um genügend Lehrer zu finden, weiss der Schulleiter nicht. Sicher ist: In Bergregionen, wie es das Goms eine ist, gestaltet sich die Rekrutierung von Lehrpersonen weitaus mühsamer als in Talgemeinden. Diese kämpfen nämlich nicht nur für Lehrer, sondern auch gegen Abwanderung. Für Talgemeinden ist es einfacher freiwerdende Stellen zu besetzen. Sie sind gut erreichbar und stärker bevölkert.
Falls Martin Fux nicht genügend Lehrer findet, muss die Schule im Goms Massnahmen ergreifen. Klassen müssten aufgelöst und einer anderen zugeordnet werden. Bei kleinen Schulzentren gestalte sich dieses Unterfangen jedoch schwierig, weil nicht genügend Klassen für die Umverteilung zur Verfügung stünden. Die Klassengrössen wüchsen so urplötzlich auf das Doppelte an. Letztes Jahr mussten aufgrund des Lehrermangels Studierende der Pädagogischen Hochschule in die Schulklassen im Goms eingesetzt werden. Sie hätten damit glücklicherweise sehr gute Erfahrungen gemacht, so Fux. Zum Einsatz kamen letztes Jahr auch Pensionierte, die sich bereit erklärten der Schule Goms zu helfen. Die ganze Entwicklung geht für Fux nicht in die gewünschte Richtung. „Früher bewarben sich auf eine freie Stelle viel mehr Personen als heute. Ich hatte auf einen freien Posten – eins bis drei Bewerbungen.» Heute sei das genaue Gegenteil der Fall. «Ich muss praktisch selber auf die Suche gehen. Ausserkantonal oder persönlich die Augen offen halten.» Letztes Jahr sei die Lage so prekär gewesen, dass eine Person ohne fachlichen Ausweis unterrichten musste. Das habe es in der Region noch nie gegeben, erwidert Fux. Er kann nicht verstehen, dass für viele ausgebildete Lehrpersonen eine Anstellung an einem solch kleinen Schulzentrum nicht in Frage kommt. Die Vorzüge an einem solchen zu unterrichten seien doch offensichtlich: «Es sind kleine Teams. Ausserdem kenne man jedes Kind beim Namen.»
Doch nicht nur kleine Regionen stehen vor grossen Hürden. Die Zukunft der Besetzung von offenen Lehrerstellen im ganzen Kanton sieht unsicher aus, wie Adjunktin der Dienststelle für Unterrichtswesen Tanja Fux sagt. «Langfristig zu sagen, wie es wird ist sicher schwierig.» Momentan entspanne sich die Lage aber nicht, so die Adjunktin. Dieses Jahr werden 18 PH-Studierende abschliessen. Nächstes Jahr sind es 27. In zwei Jahren 20 Absolventen. Es bleibt offen, ob die ausgebildeten Lehrkräfte frisch ab Presse auch im Kanton bleiben oder sich anderswo eine Stelle suchen.
Falls es den Berggemeinden wie Goms in den nächsten Jahren nicht gelingt, Bewohner sowie Lehrer in ihrer Region zu halten, wird eine Zentralisierung der Schulen immer wahrscheinlich.
sr
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