Klima | Staatsrat empfängt «Streikende». Oberwalliser machen daraus Debatte
Schüler reden Darbellay ins Gewissen
Sitten | Der Bildungsdirektor lud die jungen Klima-Aktivisten gestern zur Audienz. Sie sind mit klaren Meinungen gekommen. Und mit dem Zug natürlich.
Vietnam-Krieg, Mauerfall, Irak – jede Schülergeneration kennt seine Schlüsselmomente. Weltereignisse, die den einen oder andern dazu bringen, sich zu interessieren und politisch aktiv zu werden. Derzeit marschieren die Jungen auf, um nichts weniger als die Welt zu retten. Auch im Wallis gingen Schüler fürs Klima auf die Strasse, rund 300 am vorletzten Samstag in Sitten.
Anders als bei den Reizthemen der älteren Semester geht es bei den derzeitigen Protesten nicht um einen Krieg mit Gewehren und Panzern. Es wird aber dennoch mit harten Bandagen gekämpft auf den Schlachtfeldern der sozialen Netzwerken. Um die Interpretation der Fakten, um die Deutungshoheit.
Keine Mandarinen
Auch Christophe Darbellay handelt nicht nur aus Rücksicht auf Mutter Erde, wenn er die protestierenden Schüler – und die Medien – zu sich einlädt. In den urbanen Zentren des Unterwallis sind es vor allem die Grünen, die von der Klima-Debatte profitieren. Der CVP-Mann will ihnen das Monopol in diesem Thema nicht einfach überlassen, besonders in einem Wahljahr nicht.
Doch es wäre zynisch, seine Einladung lediglich als Marketing-Übung abzutun. Der gestrige Austausch zwischen den Mittelschülern und dem Bildungsdirektor war lebhaft, sachlich, aufbauend. Der Oberwalliser Kollegiumsschüler Samuel Kehl aus Baltschieder war sich danach zwar nicht sicher, ob es überhaupt etwas bringt, mit Politikern zu reden. Oder ob es nicht einfach besser wäre, auf die Strasse zu gehen, um sich Gehör zu verschaffen. Aber er und sein Kollege vom Schülerrat des Briger Kollegiums, Andreas Ammann aus Glis, konnten dem Wirtschaftsdirektor immerhin ein Bekenntnis abringen. Darbellay versprach, dass er bei den regionalen Stromverteilern Druck machen werde, damit diese den Walliser Haushalten nur noch Strom aus erneuerbaren Energien anbieten. «Wenn nicht wir hier im Wallis, wo sonst?», so Darbellay. «Aber tun Sie wirklich genug?», hackte Ammann nach. Es waren vor allem die Schüler aus dem Oberwallis, die aus dem Austausch so etwas wie eine Debatte machten.
Ammann hielt dem CVP-Mann denn auch den Spiegel vor; dass Darbellay sich für die Umwelt einsetze und gleichzeitig den Flughafen Sitten für den zivilen Verkehr ausbauen möchte. Der Staatsrat konterte gekonnt und erinnerte daran, dass der Kanton auch vom Tourismus lebt. Dass er die Flieger, und somit auch die Arbeitsplätze und die kommerzielle Wertschöpfung, dann doch lieber im Wallis habe als in Genf oder Zürich. Und, dass es vor allem die junge Generation von Kehl und Ammann sei, die immer mobiler werde, globaler denke und deswegen auch Teil der Nachfrage für Billigflüge sei. Fast alle der Anwesenden bekannten sich «schuldig», schon mal mit Gesellschaften wie EasyJet geflogen zu sein. Ammann nicht. «Na dann gratuliere ich Ihnen», sagte Darbellay und reichte ihm die Hand. «Wir müssen alle konsequenter werden.» Danach plauderte man noch ein wenig bei einem kleinen Imbiss. Nur Walliser Produkte natürlich. Um die Öko-Bilanz des Austausches nicht zu gefährden, liess Darbellay die Mandarinen vom Menüplan streichen.
Im Interview erzählt Kollegiumsschüler Andreas Ammann aus Glis wie er das Treffen mit Christophe Darbellay wahrnahm und was er in Umweltfragen von der Walliser Regierung fordert; etwa auch in Bezug auf den Ausbau des Flughafens Sitten.
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