Pässe | Schneeräumung auf den Gommer Alpenpässen läuft auf Hochtouren
Passstrassen im Goms sollten Anfang Juni geräumt sein
An der Furka, am Nufenen und an der Grimsel soll die Wintersperre am 2. Juni aufgehoben werden. Dafür sorgt derzeit eine über 30-köpfige Räumungsmannschaft.
Es ist eine intensive Zeit für Herbert Lengen, den verantwortlichen Strassenmeister für Alpenpässe im Goms. Seine Arbeitstage beginnen derzeit kurz nach 3 Uhr nachts. Dann läutet beim 62-Jährigen in Ried-Brig der Wecker. Denn schon um 5 Uhr in der Früh nehmen seine drei Räumungsequipen am Nufenen, an der Furka und an der Grimsel die Arbeit auf. Dann muss auch er in Gletsch sein, um die Arbeiten des anbrechenden Tages zu organisieren.
Räumungen bergen Risiken
Der frühe Arbeitsbeginn hat natürlich seinen Grund. «Wird es im Verlauf des Tages warm, wächst das Risiko für die Führer der Schneefräsen und die jeweiligen Begleiter mit der Schaufel in der Hand, von einem tonnenschweren Nassschneerutsch erfasst zu werden», erklärt Lengen am Mittwoch um sieben Uhr morgens im «Zur rostigen Schaufel» in Gletsch. So nennen die Schneeräumer die kantonseigene Unterkunft mit Küche.
Hier ist um diese Zeit Stefan Bodenmann (55), der Mannschaftskoch, bereits mit den Vorbereitungen für das Mittagessen beschäftigt. «Heute gibts Ungarisch Gulasch», erklärt der Skilehrer von der Belalp beim Zwiebelrüsten. Teller und Besteck hat er ebenfalls schon in Reih und Glied auf den Tischen aufgedeckt.
Zehn Fräsen im Einsatz
Bei einem Café erklärt Lengen das Vorgehen für die Schneeräumung an den Pässen, für die er auf der Walliser Seite in diesem Jahr bereits zum zwölftenmal verantwortlich ist. «Alles beginnt im April mit einem Rekognoszierungsflug. Das gibt uns einen ersten Aufschluss über die Schneehöhen und wo allenfalls Lawinen und mächtige Schneeverwehungen mit Sprengungen ausgelöst werden müssen, bevor die Schneefräsen auffahren können.»
Nach Absprache mit den Nachbarkantonen wurden die Räumungsarbeiten in diesem Frühjahr am 6. Mai aufgenommen. «Es stehen alljährlich zehn Schneefräsen im Einsatz. Sechs der 300-PS-Maschinen starten jeweils von Ulrichen in Richtung Nufenen, vier nehmen den Kampf gegen die Schneemassen an der Grimsel und an der Furka auf. Lediglich drei Fräsen sind im Eigentum des Kantons, die restlichen sieben werden von lokalen Bauunternehmen oder Gemeinden gestellt.»
«Jeder Schneeräumer trägt ein Barry-Vox auf sich»
Herbert Lengen, Strassenmeister Goms
An Spitzentagen stehen bis zu 35 Personen im Einsatz. «Jede Fräse wird von einem Mann mit einer Schaufel begleitet. Liegen Steine und Äste auf dem Schnee, müssen diese zuerst weggeräumt werden, um Schäden an den Maschinen zu vermeiden», so Lengen. Ist die Strasse schwarzgeräumt, folgen Felssicherungsmassnahmen. «Lawinen reissen im Winter jeweils auch Gesteinsbrocken von den Hängen runter, die nach der Schneeschmelze auf die Strasse kullern und so zur Gefahr für Automobilisten werden könnten.»
Wetter ein Dauerthema
Danach folgt die Montage von rund zwölf Kilometer Leitplanken. «Diese werden im Herbst jeweils entfernt, Lawinen könnten diese sonst verbiegen oder ganz weggreissen. Gleichzeitig müssen entlang der Passstrassen wieder alle Verkehrssignale angebracht werden. Auch sie würden im Winter von den Schneemassen weggedrückt.»
All diese Arbeitsschritte dauern jeweils rund einen Monat. «Dabei muss das Wetter natürlich mitspielen. Am idealsten sind kühle Schönwettertage. Dann ist das Risiko von Nassschneerutschen am geringsten», sagt Lengen. Dass die Arbeiten nicht ungefährlich sind, belegt der Umstand, dass alle an der Schneeräumug beteiligten Arbeiter ein Lawinenverschüttetensuchgerät auf sich tragen. «Ich bin froh, dass es in den zwölf Jahren, in denen ich die Verantwortung trage, noch zu keinem Unfall gekommen ist», sagt Lengen auf der Fahrt zur Grimselpasshöhe. Dabei zeigt er auf eine mächtige Schneewächte hoch oben über der Passstrasse. «Ein grösserer Abbruch in der vergangenen Woche hat die bereits schwarzgeräumte Grimselstrasse wiederum meterhoch verschüttet, sodass dort die Schneefräsen am Mittwoch wieder auffahren mussten.»
Kosten von rund 600'000 Franken
Die Räumungsarbeiten kosten den Kanton natürlich auch eine grosse Stange Geld. «An die 500'000 bis 600'000 Franken schlagen die Arbeiten jährlich zu Buche. Dazu kommen etwa 100'000 Franken Eigenleistung von Angestellten des Kantons», nennt Lengen die Zahlen.
Zurück im Café «Zur rostigen Schaufel» in Gletsch verabschiedet sich Lengen mit der Aufforderung, sich bei der Rückfahrt nicht unnötig lange auf dem noch gesperrten Strassenstück zwischen Gletsch und Oberwald aufzuhalten. «Gestern hat dort ein Schneerutsch die Strasse verschüttet...»
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Kommentare
gasser - ↑4↓0
Wir bewundern all diese Leute, sie geben sich so viel mühe und die Nerven wo sie sicherlich brauchen.
Mann wiess ja nie wenn sich der Schnee plötzlich löst und sie mitreist!
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Schmid André - ↑1↓8
In 2 Monaten ist das wieder Schneebedeckt... Dank der Klimaerwährmung :-)
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schmähkritiker - ↑1↓35
ich finde das nicht gut.
kostet viel geld und bringt irgendwie nichts. wiso macht man keine tünnels, da könnte man wenigstens maut verlangen. wie beim lötschberg verlad...
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Natischer - ↑25↓3
Endlich mal wieder ein spannendeer Bericht, danke!
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