Gewerbe | Fische verkauft, Fragen bleiben: Kasperskian AG stellt Kaviar-Produktion ein
Schiffbruch für Prestigeprojekt
Leuk | Die als Vorzeigeprojekt angepriesene Kasperskian AG ist gescheitert. Sie stellt den Betrieb ein. Die Gründe: zu wenig Umsatz, zu hohe Kosten.
Armin Bregy
Anfang Februar berichtete der «Walliser Bote», dass die Kasperskian AG in finanzieller Schieflage ist. Die Hälfte der Belegschaft wurde entlassen. Nun folgt ein weiterer drastischer Schritt – ein endgültiger: Das Kaviar-Unternehmen wird liquidiert.
Kein rentabler Betrieb
Verschiedene Investoren um Peter Brabeck-Letmathe haben in den Jahren 2014/15 rund 30 Millionen Franken in das Unternehmen gesteckt. Mitfinanziert wurde das Projekt auch durch das Bürgschafts- und Finanzzentrum des Kantons Wallis (CCF). Die Rechnung ging nicht auf. Brabeck-Letmathe bestätigt entsprechende Informationen dieser Zeitung: «Die Aktionäre der Kasperskian AG haben an der ausserordentlichen Generalversammlung vom 29. März beschlossen, die Firma zu liquidieren.» Der ehemalige Nestlé-Chef ist Mitglied im Verwaltungsrat des Unternehmens, er stieg 2015 als grösster Investor in das Projekt ein. Die Erwartungen waren gross, die Bilanz ernüchternd. Der Kasperskian AG sei es leider nicht gelungen, so Brabeck-Letmathe, ein genügendes Volumen an «Caviar with Life» zu einem kostendeckenden Preis zu verkaufen. «Es hat sich gezeigt, dass Konsumenten, Detaillisten und Restaurants nicht gewillt waren, einen Aufpreis zu bezahlen.» Zudem sei der Marktpreis für Kaviar über die letzten Jahre gefallen. «Aufgrund der hohen Produktionskosten in der Schweiz konnte deshalb die nachhaltige Kaviar-Produktion in Susten nicht rentabel betrieben werden», führt Brabeck-Letmathe weiter aus. Derzeit sind noch acht Angestellte
im Unternehmen tätig. Bis wann diese noch beschäftigt werden können, bleibt unklar. Die Verantwortlichen liessen entsprechende Fragen unbeantwortet. Im Herbst 2017 arbeiteten noch 18 Personen in der Kaviar-Zucht im Leukerfeld. Auch weitere Aspekte, etwa, was mit der Produktionshalle passieren soll, bleiben offen. Brabeck-Letmathe äussert sich nur allgemein zum weiteren Vorgehen: «Die Aktionäre haben die Liquidatoren ernannt, welche nun die Liquidation vorbereiten und anschliessend alle Fragen beantworten können.» Dies werde voraussichtlich Mitte April der Fall sein.
Wie mehrere Quellen bestätigen, wurden die Störe, rund 20 000 an der Zahl, bereits verkauft. Anfang Sommer sollen die aufwendigen Transporte der Tiere erfolgen.
Unter schlechtem Stern
Kasperskian wurde 2013 gegründet. Die Störzuchtanlage kam auf einem 16 000 Quadratmeter grossen Terrain der Burgerschaft Leuk zu stehen. Das Land wurde von der Kasperskian AG für 60 Jahre im Baurecht gepachtet. Ende November 2015 hat die Kaviar-Zuchtanlage den Betrieb aufgenom-
men. Das Konzept war vielversprechend, denn bei Kasperskian wurden die Störe nicht getötet, um den Kaviar zu gewinnen, sondern «gemolken». So könne man in
der Anlage im Leukerfeld den wahrscheinlich besten Kaviar der Welt produzieren, liessen die Promotoren verlauten. Doch so richtig auf Touren kamen die Kaviar-Produzenten nie. Bereits Mitte 2017, und damit nur anderthalb Jahre nach der Eröffnung, hat
sich die Investorengruppe vom damaligen CEO getrennt. Die Verkaufszahlen der ersten beiden Geschäftsjahre blieben weit un-
ter den gesetzten Zielen. Die Produktion war längere Zeit ohne Führung, bis man mit Thomas Jaeger einen neuen operativen Leiter vorstellen konnte. Im Herbst 2017 wurde schliesslich bekannt, dass die Kasperskian AG bei mehreren Oberwalliser Firmen Rechnungen in Millionenhöhe nicht beglichen hatte.
Der Leuker Burgermeister Adalbert Grand ist überzeugt, dass es Möglichkeiten gibt, das Terrain mit der Halle weiter zu vermieten. Man warte nun auf entsprechende Vorschläge der Kasperskian AG.
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar