Zauberei | In 52 Wochen durch 26 Kantone
Sauordnung
Seine magische Tour de Suisse führt den Oberwalliser Zauberer Lionel Dellberg in 52 Wochen durch alle Kantone. Seine Eindrücke hält er für das WB-Online-Portal «1815.ch» jeweils fest.
Treffpunkt für die 22. Etappe war Genf Flughafen. Der metropolitan anmutende Treffpunkt sollte das Kontrastprogramm für den geplanten Auftritt im Genfer Hinterland sein. Rund dreissig Autominuten vom Flughafen entfernt warteten unweit eines schicken Châteaus ein paar Hundert quiekende Schweine auf mich. Diese denkbar ausgefallene und tierisch gute Idee hatte Fabian Molinari, ein Simpiler, der vor Jahren ausgezogen ist, um die Welt zu entdecken. Nach mehreren Jahren im diplomatischen Dienst arbeitete er bis vor Kurzem bei der Grenzwache am Genfer Flughafen. In naher Zukunft wird er die calvinistische Metropole nun aber mit dem überschaubaren Städtchen am Fusse des Simplons tauschen. In Brig eröffnet er einen Spezialitätenladen rund um die quiekenden Vierbeiner. Fabians internationale Verflechtung hatte auch dazu geführt, dass sich im Schweinestall neben seinen Kindern Personen aus Armenien, Moldawien, Russland und dem Libanon einfanden. Leider war die Kleiderwahl der einen oder andern Dame nicht ganz schweinestallkonform und so kamen sie nicht über die Rolle der Zaungäste hinaus.
Kaum hatte ich das Gehege der Schweine betreten, musste ich feststellen, dass mich diese zum Fressen gernhatten und wie wild an meiner Hose knabberten. Die Schweinchen knabberten dermassen lustvoll an unseren Beinen, dass an einen Auftritt unter diesen Umständen nicht zu denken war. Fabian fackelte aber nicht lange, holte ein paar Holzplatten und sperrte damit eine kleine Ecke für uns ab.
Ich zog ein Kartenspiel aus meiner Tasche und liess eine Karte wählen. Kaum hatten sich die Zuschauer die Karte gemerkt und sie zurückgesteckt, mischte ich das Kartenspiel auf eine äusserst verrückte Art und Weise. Ich drehte eine Spielhälfte Bild nach oben und mischte die Karten ineinander. Bild nach oben und Bild nach unten liegende Karten lagen wild durcheinander. Ich beschloss, diese Sauordnung fotografisch festzuhalten, und so schossen wir mit dem Tablet der Familie Molinari ein Erinnerungsfoto der wild durcheinanderliegenden Spielkarten. Die Sauerei war angerichtet, nun musste eine Lösung her. In alter Zaubermanier schnippte ich mit den Fingern: Alle Karten bis auf die gewählte sollten sich wieder in die richtige Richtung drehen. Zum Erstaunen aller blieben die Karten im meiner Hand weiterhin Bild nach oben und Bild nach unten liegen, auf dem Foto hatten sich aber alle Karten wieder in die richtige Richtung gedreht: Alle bis auf die gewählte Karte, Kreuz König. Zufrieden über die wieder hergestellte Ordnung genehmigten wir uns in der Genfer Altstadt einen feinen Z’Nacht, bevor ich mich wieder Richtung Bern aufmachte.
Die nächste Etappe auf meiner Tour durch alle Schweizer Kantone führt mich in eine Garage im Kanton Appenzell Ausserrhoden. Im Glauben, dass es sich auch unter Vierrädern zaubern lässt, verbleibe ich mit magischen Grüssen.
Lionel Dellberg
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