Bergsommer | Im Wallis herrschen ideale Bedingungen für eine Hüttentour
Hitzewelle sorgt für Betrieb in Walliser Berghütten
Nach der verregneten Sommersaison 2014 lässt sich die diesjährige Hüttensaison im Oberwallis prächtig an. Die Hüttenwarte sind mit dem Saisonstart denn durchwegs zufrieden, obwohl auch sie den starken Schweizer Franken im Nacken spüren.
Während im Talgrund jahrzehntealte Hitzerekorde purzeln, herrschen in der Walliser Bergwelt höchst angenehme Tages- und Nacht-Temperaturen – ideale Bedingungen für Bergtouren und Hüttenwanderungen. Die Zugangswege zu den Hütten sind meist schneefrei und können ohne grössere Schwierigkeiten begangen werden.
Hoffen auf einen schönen Sommer
Prächtig angelassen hat sich die Saison auf der Oberaletschhütte (2640 Meter über Meer) oberhalb des Oberaletschgletscher im UNESCO-Weltnaturerbe Jungfrau-Aletsch-Bietschorn. «Die Saison ist gut angelaufen und wenn sich das Wetter hält, wird es einen guten Sommer geben», ist der Urner Hüttenwart Richard Walker zufrieden. Er bewartet die Hütte erst im zweiten Jahr und will die diesjährigen Buchungen nicht mit jenen des letzten Jahres vergleichen, «weil der vergangene Sommer bekanntlich verregnet war und so schlecht für einen Vergleich geeignet ist».
«Obwohl die Saison hier oben erst um Mitte Juli richtig startet, waren an den vergangenen Wochenende bereits 20 der 70 Betten vorab von Gruppen belegt», so Walker. «Ab Mitte Juli werden es dann vor allem Tagestouristen sein, die etwa 80 Prozent unserer Übernachtungen ausmachen. Wenn im Hochsommer die Hütte an Wochenenden mit 30 bis 40 Personen belegt ist, sind wir durchaus zufrieden.»
Keine Nachfrage mehr bei «No-Shows»
Die Familie Egon Feller bewartet die Hollandiahütte in der Lötschenlücke am Grossen Aletschfirn auf 3235 Metern über Meer sowie die Wiwannihütte (2470 Meter über Meer) oberhalb von Ausserberg. Beide Hütten konnten einen guten Start in die Sommersaison hinlegen. «Wir sind zufrieden. Die Übernachtungszahlen sind auf jeden Fall besser als im vergangenen Jahr», erklärt Egon Feller, obwohl der starke Franken auch vor den Höhen nicht Halt mache. «Man merkt, dass die Gäste weniger konsumieren. Das konnten wir vor allem im Frühling feststellen.»
Sogenannte «No-Shows» – Gäste, die Übernachtungen buchen und der Hütte ohne Abmeldung fernbleiben – sind in SAC-Hütten immer wieder ein Problem. Auch Feller kennt es: «Auf der Hollandiahütte kommt dies
«Man merkt, dass die Gäste wegen des starken Frankens weniger konsumieren.»
Egon Feller, Hüttenwart Hollandia- und Wiwannihütte
im Frühling ab und zu vor.» Eine unangenehme Situation, allerdings nicht nur für den Hüttenwart: «Wenn abends ein paar Gäste fehlen, geht man mit der Zeit dann wohl automatisch davon aus, dass sie sich einfach nicht abgemeldet haben. Als die Leute noch gewissenhafter damit umgegangen sind, hat man nachgefragt und möglicherweise Alarm geschlagen. Diese könnten ja in eine Lawine geraten oder in eine Gletscherspalte abgestürzt sein.»
Buchungsrückgang wegen starkem Franken?
Eher zögerlich läuft die Hüttensaison in der Europahütte (2220 Meter über Meer) oberhalb von Randa an. Die 1999 erbaute Hütte mit 42 Schlafgelegenheiten wird von der Familie Marcel Brantschen gemanagt und liegt am Europaweg. «Wir haben erst seit dem 26. Juni offen und derzeit verzeichnen wir noch nicht allzu viele Übernachtungen. Die eigentliche Saison wird erst um Mitte Juli anfangen», sagt Hüttenwart Marcel Brantschen.
Sorgen bereitet dem Hüttenwart, der im Sommer jeweils eine internationale Gästeschar beherbergt, der starke Franken. «Im Vergleich zum letzten Jahr verzeichnen wir einen leichten Rückgang bei Buchungen ausländischer Gäste, was wohl auf den ungünstigen Wechselkurs für Gäste aus dem Euroraum zurückzuführen ist», mutmasst Brantschen.
Gleichzeitig verzeichnet die Hütte in den vergangenen Jahren einen Gästerückgang, weil sie zurzeit nicht optimal an den Europaweg angebunden ist. «Seit der Zerstörung der Hängebrücke im Norden der Hütte vor fünf Jahren und dem Felssturz im Täschwang vor zwei Jahren müssen Berggänger den Europaweg auf kurzen Distanzen umgehen, um zur Hütte zu gelangen. Deshalb fehlt uns manch ein Gast, der von Grächen oder Zermatt die Hütte zu einer Übernachtung nutzen könnte», hofft Brantschen auf eine baldige Wiedereröffung der Hängebrücke und des Europawegs am Täschwang.
Ausgebuchte Wochenenden
Auf der Britanniahütte hoch über dem Saastal auf 3030 Metern über Meer läuft es wie geschmiert: Einige Wochenenden sind bereits völlig ausgebucht. So richtig los gehe es an diesem Wochenende, erklärt Hüttenwart Dario Andenmatten: «Bis Mitte, Ende August sind wir dann relativ gut gebucht.» Dies auch dank der Plattjen-Gondel, die nun wieder offen sei, und des hochalpinen Glacier-Trails, der über den Allalin- und Hohlaubgletscher führt.
Die Hitzewelle der vergangenen Tage indes kam der Britanniahütte nicht nur zugute. «Es gibt etwas zwischen schön und zu schön», bringt es Andenmatten mit einem Lachen auf den Punkt.
«Es gibt etwas zwischen schön und zu schön.»
Dario Andenmatten, Hüttenwart Britanniahütte
Gerade für lange Touren Richtung Strahlhorn und Rimpfischhorn sei es in den vergangenen Tagen fast schon zu heiss gewesen.
Den starken Franken hingegen verspüre man weniger. «Die Walliser Alpen sind nach wie vor gefragt. Wer auf einen Viertausender will, muss bei uns übernachten. Daher zählt unsere Branche sicher nicht ganz zu den Verlierern.»
map / zen
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