Kunst | Die Bildhauerin Maya Graber und ihre Werke in der KVO-Galerie «zur Matze»
Rund um Wesen, die berühren
BRIG-GLIS | Erhaben steht er da im Raum, bunt und überlebensgross, in sich selbst versunken. Narziss hat ihn seine Schöpferin getauft – an wen sie dabei wohl dachte?
lothar berchtold
Maya Graber ist die Künstlerin, die Narziss, diesen selbstverliebten Mann schuf. Extra für die Ausstellung, mit der sie auf Einladung des Kunstvereins Oberwallis gegenwärtig in der Briger Galerie «zur Matze» an die Öffentlichkeit tritt.
«Die Vielfalt
von Wesen
beeindruckt mich»
Um die 55 Skulpturen, Kunstmedaillen und Grafiken in verschiedensten Grössen beleben die beiden Galerieräume. Sie bezeugen grosses handwerkliches Können und Vielseitigkeit der Künstlerin, stellen den Menschen ins Zentrum und gewähren auch Fabelwesen Gastrecht.
Mit Maya Graber – sie lebt und arbeitet in Geschinen – gemeinsam zeigen auch die deutsche Bildhauerin Kornelia Thümmel und der deutsche Künstler Jean Kirsten Skulpturen und Grafiken; deren Werke werden im Alten Werkhof präsentiert.
Menschen, die grossen
Eindruck hinterlassen
Wer dieser Tage die Galerie «zur Matze» betritt, sieht sich umringt von Wesen, die berühren: Es sind Menschen, Fabelwesen und Tiere, die einen gross, die andern klein. «Ich mache alle gerne», sagt Maya Graber, wenn sie über ihre Figuren und deren Grössen spricht. Und mit all den unterschiedlichen Figuren Galerieräume zu beleben, «finde ich spannend», fügt sie hinzu.
Die Bildhauerin arbeitet oft in Serien, setzt sich dabei intensiv mit einem bestimmten Thema auseinander. So entstehen in ihrem Gommer Atelier Werkgruppen, von denen sie nun drei in der KVO-Galerie präsentiert: Allegorien, Polymorphe und Menschenbilder.
Wie denn die Gruppe «Menschenbilder» entstand? «Dies sind Abbilder von Menschen, denen ich begegnete, sind Menschen, die bei mir einen tiefen Eindruck hinterliessen», antwortet die Künstlerin. «So entstanden eine Art Figuren-Porträts von Menschen, die mich berühren, damit setzte ich ihnen auf meine Art ein Denkmal», führt sie aus.
Was macht der Mensch, was unterlässt er?
Das menschliche Wesen ist das Hauptthema, um das sich das Schaffen von Maya Graber rankt. Was ist beim Menschen angesagt, was macht und was unterlässt er, was bereitet ihm Freude und was macht ihm Angst, wie geht er mit Mitmenschen um und wie mit seiner Umwelt – all dies sind Fragen, welche die Bildhauerin in ihren Skulpturen verarbeitet.
Was die gesellschaftlich und politisch engagierte Künstlerin dabei feststellt: Immer zahlreicher werden jene Menschen, die bloss noch an sich denken, deren Denken und Handeln nur ums eigene Ich kreisen. Ihnen gewidmet ist die Werkgruppe Allegorien mit dem überlebensgrossen Narziss. Dieses selbstverliebte Mannsbild stammt aus der griechischen Mythologie, in der heutigen Gesellschaft gibt es nicht wenige, die seinen Namen tragen könnten. «Narziss drängte sich deshalb geradezu auf», sagt Maya Graber.
«Kunstmedaillen geniessen verpönten Ruf»
«Freude am Spiel» sei die Triebfeder – dies bemerkt die Bildhauerin, wenn die Werkgruppe Polymorphe Thema wird. Mehrgestaltige Figuren aus Mythologie und Fantasie sind es, die da staunen lassen. «Die Vielfalt von Wesen beeindruckt mich», hält die Künstlerin fest.
Maya Graber wartet in der «Matze» unter anderem mit kleinformatigen Werken auf, die recht selten in Galerien zu sehen sind: Kunstmedaillen. «Dies geniessen einen ziemlich verpönten Ruf, Medaillen werden bloss noch mit Sport in Verbindung gebracht», findet sie. Ihre Kunstmedaillen sind eine Art Tagebuch der Künstlerin: Sie verewigen Erlebtes und Empfundenes, geben auch politische Statements wieder.
So drehen sich also die grossen ebenso wie die kleinen Arbeiten von Maya Graber sich um jenes Thema, das die Künstlerin beseelt und antreibt – also den Menschen mit all seinen Stärken und Schwächen.
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