Allgäu-Orient Rallye | «Dust Busters» fahren für den guten Zweck
Road Trip mit Volvo-Kombis und mobiler Dusche
Mit einem sechsköpfigen Team namens «Dust Busters» machen sich die Walliser Andreas Schmid und Matthias Eggel im Rahmen der Allgäu-Orient Rallye am Sonntag in drei Volvo-Kombis auf nach Jordanien.
Die «Dust Busters» sind Micha Klucken, Jürg Michel, Andreas Schär, Christina von Rütte, Matthias Eggel aus Naters und Andreas Schmid aus Raron. Sie nehmen gemeinsam die 10. Allgäu-Orient-Rallye unter die Räder.
Das Ziel der Rallye ist es, innert drei Wochen vom Allgäu nach Amman, der Hauptstadt Jordaniens, zu gelangen. Die Rallye ist explizit kein Wettrennen: Völkerverständigung und humanitäre Zwecke stehen im Vordergrund. Die «Dust Busters» unterstützen mit ihrer Fahrt die Mission «Don Bosco», eine Schule für irakische Flüchtlingskinder in Istanbul. Im Interview mit 1815.ch spricht Team-Captain Andreas Schmid über das bevorstehende Abenteuer.
1815.ch: Eure Route verläuft von der Adria in Richtung Bosporus zur Südküste der Türkei und per Fähre nach Israel. Wie viele Stunden am Tag werdet ihr im Auto sitzen?
Andreas Schmid: «Während der ersten Etappe müssen wir ziemlich Gas geben, weil wir innert drei bis vier Tagen in Istanbul sein müssen. Wir setzen weniger auf Zeit, sondern auf Anzahl Kilometer, die wir zurücklegen müssen: Es werden im Schnitt mindestens 500 bis 600 Kilometer am Tag sein. Natürlich hängt es ganz davon ab, wie gut wir vorwärts kommen, wie der Zustand der Strassen ist und auch, wie schnell wir den Weg finden...»
Der Einsatz eines Navigationssystems ist verboten. Habt ihr denn Übung im Kartenlesen und Gebrauch von Kompass?
«Wir verlassen uns eher auf Karten, denn auf den Kompass. Das Kartenlesen auf der Strasse ist sicher schwieriger, als im Gelände, wo man sich etwa an Bergen orientieren kann. Problematisch wird es wahrscheinlich, sobald Tafeln auf kyrillisch beschriftet sind und wir diese mit den Namen auf der Karte abgleichen müssen. Das wird eine grosse Herausforderung. Anderseits haben es vor uns ja auch schon ein paar hundert Leute geschafft, wieso also wir nicht?»
Der Austausch mit der Bevölkerung in den durchquerten Ländern steht laut Veranstaltern im Vordergrund. Wie stellt ihr euch das vor?
«Dieser Austausch wird teilweise durch die Sonderprüfungen, die man unterwegs absolvieren muss, stattfinden. Es kommt zum Beispiel zu einem Fussballspiel mit der türkischen Ex-Fussballnationalmannschaft der Senioren. Wir müssen auch ein Musikinstrument mitnehmen, um gemeinsam mit den Einheimischen zu musizieren.»
Die Autos, mit denen ihr die Rallye antretet, müssen mindestens zwei Jahrzehnte alt sein und dürfen nicht teurer als 1111.11 Euro sein. Ihr werdet euch mit drei Volvo-Kombis auf den Weg machen. Wo konntet ihr diese auftreiben?
«Zuerst haben wir billige Volvos zwischen 200 und 500 Franken aus Deutschland gekauft. Leider hatten wir nicht bedacht, dass wir diese in der Schweiz vorführen müssen. Mechanisch waren die Fahrzeuge zwar gut in Schuss, aber so von Rost zerfressen, dass wir unmöglich durch die Vorführung gekommen wären. Deshalb mussten wir uns recht kurzfristig auf Ricardo und Autoscout umschauen und haben dort schliesslich drei V70 Volvos zwischen 800 und 1000 Franken gefunden.»
Auch für die Übernachtungen gibt es einige Bedingungen: Es darf nicht mehr als 11.11 Euro ausgegeben werden und im Hotel darf nur während sechs Nächten übernachtet werden. Bleibt also noch das Zelt oder Auto?
«Genau. Wir haben die Autos ausgebaut, so dass es nun in jedem zwei Betten hat. Zusätzlich nehmen wir noch ein Zelt mit, damit wir eine zusätzliche Option haben, wenn jemand mal genug von seinem Bettnachbarn hat. Vielleicht werden wir ja auch ab und zu von der Bevölkerung eingeladen?
Zudem haben wir auch eine selbst gebaute Dusche im Gepäck. Wir haben ja eine Frau im Team und wollen ihr ein wenig Intimsphäre gönnen. Natürlich würden wir diese für 20 Liter Benzin zum Beispiel auch an andere Teams vermieten.»
Was für Erwartungen habt ihr an die Rallye: Was wäre das Beste und Schlimmste, das euch passieren könnte?
«Das Beste – und das wird auf jeden Fall passieren – ist, das wir ein super Erlebnis und eine sehr schöne Zeit zusammen haben werden. Das Schlimmste wäre sicher, wenn die Autos den Geist aufgeben würden und wir Mittendrin zurückfliegen müssten.»
Die «Dust Busters» unterstützen mit ihrer Fahrt die Mission «Don Bosco», eine Schule für irakische Flüchtlingskinder in Istanbul. Wie viele Spenden habt ihr schon beisammen?
«Bis jetzt sind 2800 Franken zusammen gekommen. Wir sammeln aber nicht nur Geld, sondern auch Medikamente, Hygieneartikel, Kleider für Erwachsene und Kinder. Das alles nehmen wir mit und verteilen es vor Ort. Man kann entweder das Kinderheim direkt mit einem Beitrag unterstützen oder unsere Fahrt, damit wir mit den Autos diese Hilfsgüter transportieren können. Das nennt sich dann Kilometerpate. Der Kilometer kostet uns einen Franken pro Auto. Mit drei Franken können wir also alle drei Autos einen Kilometer weit bewegen. Da kommt schon ein anständiger Batzen zusammen.»
Am vergangenen Wochenende haben die «Dust Busters» im Raum Bern ein Probecampen veranstaltet. Gestern reiste die Gruppe ins Allgäu. Heute findet die Anmeldung zur Rallye statt und am Sonntag geht’s schliesslich los: Die teilnehmenden Autos werden im Minutentakt starten.
In den kommenden drei Wochen werden die «Dust Busters» die 1815.ch-Leser auf dem Laufenden halten und in loser Reihenfolge darüber berichten, was sie auf ihrer Fahrt nach Jordanien erleben.
Artikel
Kommentare
Tobias - ↑2↓1
Wünsche Ihnen alles gute es ist eine super erfahrung! Ich war letztes Jahr.
antworten