Nationales Aproz | Zwei Glocken für Oberwalliser im Rinder-Final
Showdown der Chaos-Rinder
Kaum war das Finale der Rinder am Nationalen in Aproz am Samstagnachmittag in vollem Gange, öffnete der Himmel seine Schleusen und der Dauerregen setzte ein. Im Gegensatz zu den Zuschauern, die in Scharen das Weite suchten, schien das nasskalte Wetter den Rindern nicht das Geringste anzuhaben.
Ganz im Gegenteil. Selten hat man solch ein spektakuläres Finale der Rinder erlebt, wie diesen Samstag. Letztendlich setzte sich «Nuage» von Jean-Baptiste Pralong aus Sembrancher verdient durch. Angesichts des über der Arena niedergehenden Wolkenbruchs hätte der Name der Siegerin kaum passender sein können. Denn «Nuage» heisst auf Deutsch «Wolke».
Nicht weniger als 19 (!) Tiere wurden in den mit Spannung erwarteten Final in die Arena gelassen. Darunter befanden sich lediglich drei aus dem Oberwallis: «Shaqiri» von Diego Wyssen aus Susten, «Cyclamen» von Armin und Horst Wyssen aus Agarn sowie «Perle» von Erno Marx aus Susten. Obwohl es aus Oberwalliser Sicht nur wenige Tiere in den Final geschafft hatten, sollten diese für mächtig Furore sorgen. Hinzu kamen die beiden Rinder «Valea» und «Lalas» des Staldenriedners Claudio Borra, der mit der ehemaligen Skirennfahrerin Martina Schild seit Jahren eine Eringerzucht in Grindelwald betreibt.
Kaum waren die Protagonistinnen in die Arena geführt, nahm das Spektakel seinen Anlauf. Die Rinder machten ihrem Ruf, äusserst kampfeslustig zu sein, alle Ehre. Im Gegensatz zu den schweren Kampfkühen, die viele ihrer Duelle mit Taktik angehen, zeichnen sich die Rinder mit ihrem unbändigen Kampfgeist aus. «Augen zu und durch» anstatt Taktieren lautete denn auch am Samstag die Devise. Was die Rabatteure mächtig ins Schwitzen brachte. Immer wieder hatten sie alle Hände voll zu tun, um die Kämpfe einigermassen in kontrolliertem Rahmen stattfinden zu lassen.
Chaos in der Arena
Wobei ihren Anstrengungen freilich oftmals der Erfolg verwehrt blieb. Denn immer wieder versank das Geschehen in der Arena im reinen Chaos. Sich duellierende Paare trieben einander völlig unkontrolliert durch den Ring, prallten in andere Paarungen und stiessen mit ihren Hörnern in Tiere hinein, die sich auf ihre eigenen Kämpfe konzentrierten. Durch die unerwarteten Attacken schmerzhaft in der Seite getroffen, nahm manch ein Rind Reissaus und wollte vom Kämpfen nichts mehr wissen.
Das nackte Chaos wurde auch einigen Favoritinnen zum Verhängnis. So wurden etwa die beiden Rinder von Claudio Borra, die durchaus zu diesen zählten, Opfer des Tohuwabohus in der Arena. Durch mehrere solcher unerwarteter Attacken verloren sie ihre Kampfeslust und mussten den Ring verlassen, ohne es in die Siegerränge geschafft zu haben. Zur Verteidigung der sechs Rabatteure ist zu sagen, dass es nicht gerade ein Leichtes ist, wenn 1,2 Tonnen adrenalingeschwängerte Wucht mit Urgewalt aufeinanderprallen. Dennoch hätte sich manch ein Züchter mehr Ordnung in der Arena gewünscht.
«Cyclamen» und «Perle»
Immerhin schafften es mit «Cyclamen» und «Perle» zwei Oberwalliser Rinder unter die ersten sieben. Beide mussten lange und zähe Kämpfe absolvieren. Und dann hatten sie das Pech, gegeneinander antreten zu müssen – dies nach vorangegangenen kräftezehrenden Duellen, die beiden arg an der Kondition gezehrt hatten. «Cyclamen» setzte sich im Duell der beiden letzten verbliebenen Oberwalliser durch. Direkt danach nahm Besitzer Erno Marx seine „Perle“ aus dem Ring und begnügte sich mit dem sechsten Rang. «Cyclamen» freilich hatte noch nicht genug – doch es folgte das Duell mit der späteren Kategoriensiegerin «Nuage».
Und gegen «Nuage», diesem stolzen Tier von Jean-Baptiste Pralong aus Somlaproz war an diesem wolkenverhangenen Tage einfach kein Kraut gewachsen. Trotz heftiger Gegenwehr musste sich die inzwischen sichtlich ermüdete «Cyclamen» letztendlich geschlagen geben. Ihr Besitzer Horst Wyssen begnügte sich nach dem verlorenen Duell mit dem vierten Platz. Hätte sie dieses Duell gewonnen – wer weiss, ob sie es nicht bis zuoberst aufs Siegertreppchen geschafft hätte. Angesichts der nur drei für das Finale qualifizierten Rinder dürfen ein vierter und sechster Platz als toller Erfolg für die Züchter aus dem oberen Kantonsteil gewertet werden.
Zweitmelken mit wenig Zuschauerinteresse
In der Kategorie der Zweitmelken waren 66 Tiere vornehmlich aus dem Unterwallis angemeldet. Die Finalteilnehmerinnen wurden im Cup-System in zwei Durchgängen in Direktduellen ermittelt. Der Final selbst litt arg unter den Wetterbedingungen und fand deshalb vor wenigen Zuschauern statt. Auf den ersten sieben Rängen klassierten sich ausschliesslich Kühe aus dem Welschwallis. Auf dem ersten Platz landete nach kurzem Final Victoire von Sylvain Blanchard aus Essertinens. In dieser Kategorie wird allerdings kein Titel einer nationalen Königin vergeben.
Rangliste Rinder
1. «Nuage», Jean-Baptiste Pralong, Somlaproz
2. «Vadrouille,, Nicolas Voutaz, Sembrancher
3. «Record», Christophe Bétrisey, St. Léonard
4. «Cyclamen», Armin und Horst Wyssen, Agarn
5. «Ficelle», Lathion Frères, Orsières
6. «Perle“» Erno Marx, Susten
7. «Ramesy», Christophe Bétrisey, St. Léonard
Rangliste Zweitmelken
1 .«Victoire», Sylvain Blanchard, Essertines
2. «Vampire», Ferme Plan Vernet, Vollèges
3. «Chinook», Loic Bérod, Val d’Illiez
4. «Vicky», A. Quinodoz, La Sage
5. «Bataille», Stéphane Luisier, Vollèges
6. «Farouche», Etable TTR, Chalais
7.«Carambole», Etable Champedon, Daillon
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