Wirtschaft | Start-up am Ende – Valais Prime Food AG musste Bilanz hinterlegen
Rettungsplan scheiterte in letzter Sekunde
Niedergesteln | Die Valais Prime Food AG stellt den Betrieb ein. Nach nur dreieinhalb Jahren. Was lief schief?
Die Website ist offline. Das Telefon klingelt ins Leere. Die Valais Prime Food AG ist Geschichte. Am Montag wurde beim Bezirksgericht Leuk-Westlich Raron die Bilanz hinterlegt. Das mit viel Vorschusslorbeeren bedachte Unternehmen hatte seit Längerem Liquiditätsprobleme. Geplante Sanierungsmassnahmen scheiterten in letzter Sekunde. So blieb nur noch der Gang vor den Konkursrichter. Die Verantwortlichen wollten den Sachverhalt gestern nicht kommentieren.
Konzept: Kompromisslos Wallis
Initiiert wurde die Valais Prime Food AG von Marc Franzen und Roger Michlig, der in Bälde von der Regions- und Wirtschaftszentrum Oberwallis AG in die Geschäftsleitung des Generalsekretariats im Eidgenössischen Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) wechselt. Die Valais Prime Food AG war auf die Herstellung und den Vertrieb von regionalen Fleischprodukten aus dem Wallis spezialisiert.
Beim Spatenstich der Produktionshalle in Niedergesteln im Oktober 2015 sagte Michlig, dass man die Wertschöpfung zurück in die Region bringen und wichtige Lücken in der Wertschöpfungskette schliessen wolle. 1,5 Millionen Franken wurden in die Produktionshalle in Niedergesteln investiert. Im Juni 2016 nahm das Unternehmen den Betrieb auf, weitere Investitionen folgten. Bis zu acht Personen arbeiteten zeitweise für die Valais Prime Food AG, zuletzt waren es zwei Voll- und drei Teilzeitstellen.
Kritische Konkurrenz
Von den lokalen Metzgereien wurde das neue Unternehmen von Beginn an skeptisch beurteilt. Obwohl Valais Prime Food betonte, dass man die Zusammenarbeit mit den regionalen Betrieben suche.
Insbesondere dass der neue Mitbewerber um Gelder der öffentlichen Hand buhlte, wurde kritisch kommentiert und von verschiedenen lokalen Metzgereien bekämpft.
Subventionen erhielt das Start-up schlussendlich keine, profitierte jedoch von den Finanzhilfen der CCF AG, dem Bürgschafts- und Finanzzentrum des Kantons Wallis. Dies ist in den Geschäftsberichten der Jahre 2016 und 2017 nachzulesen. Die CCF AG hat die Valais Prime Food AG mit zwei Darlehen unterstützt. Wie hoch diese Finanzhilfen ausgefallen sind, bleibt unklar, da die CCF AG aufgrund des Amtsgeheimnisses keine detaillierte Auskunft über Unterstützungsbeiträge erteilt.
Zwei Versionen einer Geschichte
Grund für den Konkurs der Valais Prime Food AG ist die fehlende Liquidität des Unternehmens. Bereits vor einem Jahr erfolgte ein Kapitalschnitt mit gleichzeitiger Kapitalerhöhung. Auch sollte das Geschäftsmodell angepasst werden: weniger Produktion, mehr Handel, Ausweitung des Angebots. Für die Produktionshalle in Niedergesteln wurde ein Käufer gesucht, um diese Transformation zu finanzieren. Bauern aus der Region zeigten Interesse, wie mehrere Quellen gegenüber dieser Zeitung bestätigen. Schlussendlich kam der Verkauf nicht zustande. Über die Gründe des Scheiterns gibt es zwei Versionen: So heisst es, dass die Zeitspanne für die Finanzierung des Kaufs zu kurz gewesen sei. Und man hört, dass das Kaufangebot bewusst in letzter Sekunde zurückgezogen wurde, um dem Unternehmen jeden Spielraum zu rauben.
Die Valais Prime Food AG betreibt im World Nature Forum in Naters über eine Tochtergesellschaft auch das Restaurant Jungfrau-Aletsch. Dieses soll vom Konkurs nicht betroffen sein.
bra
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