Wirtschaft | Oberwalliser Betriebe im Porträt. Heute: A. Späni AG
Rarner Dampfboiler für die Welt
Die 19 Mitarbeitenden der A. Späni AG in Raron bringen täglich blecherne Industriekomponenten aller Art in Form. Mit Erfolg, wie Geschäftsinhaber Thomas Fux während eines Besuchs in der Firma hervorhebt.
Die A. Späni AG mit Sitz in der Rarner Industriezone Basper ist Zulieferer von Industriekomponenten in Metall. Sie verformt Blechteile auf verschiedene Arten und verschweisst sie zusätzlich. «Während sich die Leute unter Umformen durch Pressen noch etwas vorstellen können, haben die meisten kaum eine Idee vom Drücken. Dabei wird Blech mit Werkzeugen rotierend, spanlos an eine Form gedrückt», sagt Geschäftsinhaber Thomas Fux im Gespräch. Die Produktpalette reicht von Einzelexemplaren bis zu Serien in der Grössenordung von bis zu 100'000 Exemplaren. «Wir haben eine grosse Abwechslung bei der Produktion. Es kommt sehr selten vor, dass ein Mitarbeiter oder eine Maschine längere Zeit dasselbe Produkt herstellt», betont der gebürtige Zaniglaser.
Ob Kaffeemaschinen-Komponenten, Klangkörper, komplette Duschgehäuse aus Blech oder Biskuit-Formen: Bei 162 Kunden kommen die unterschiedlichsten Bestellungen zusammen. Beliefert werden dabei auch einige klangvolle Namen, wie beispielsweise der Elektronikkonzern Philips, Alstom, Stadler Rail, Grundfos Pumpen, PanArt Hangbau, der Gebäckspezialist Hug, Eversys im Unterwallis oder via Thermoplan sogar Starbucks, in dessen Kaffeemaschinen von Späni produzierte Dampfboiler zum Einsatz kommen. «Ziemlich genau die Hälfte unserer Produkte wird direkt ins Ausland exportiert. Von der anderen Hälfte gelangen später nochmals 90 bis 95 Prozent über die Grenze. Im Endeffekt bleibt nicht viel in der Schweiz.»
Via Zeitungsinserat zur Firma
Ihren Anfang nahm die Geschichte der A. Späni AG vor Jahrzehnten im zürcherischen Kappel am Albis. Im Jahr 2000 übernahm Fux das Unternehmen von seinem früheren Besitzer. «Ich war zuvor als Spenglermeister auf dem Bau tätig, hatte dann aber die Nase voll davon», sagt der 48-Jährige. Er habe etwas in der Industrie gesucht und einen Artikel im «Tagesanzeiger» publiziert. Unter anderen hätte sich Anton Späni auf der Suche nach einem Nachfolger bei ihm gemeldet. «Nach einem Augenschein habe ich die Firma übernommen und mehrere Jahre vor Ort gelebt.» Obwohl er von seiner Ausbildung her einiges an Materialwissen mit sich gebracht habe, sei der Weg ins neue Berufsfeld steinig gewesen. «Es war eine harte Schule», betont er rückblickend.
Nach sechs «Lehrjahren» in der Fremde kehrte er mit der Familie ins Wallis zurück und nahm einen neuen Anlauf. In der Lonzastadt richtete er neben dem noch heute bestehenden Standort in Kappel eine neue Produktionsstätte ein. «In Visp habe ich wieder bei null angefangen.» Dabei konnte er zugleich auf Maschinen und das Know-how der Metallumformung Hirsig AG zurückgreifen, die er 2005 aufgekauft hatte. Einige Jahre später kam durch Kauf auch noch die Kellerhals AG aus Niederbipp dazu. Er werde viel gefragt, warum er den Namen seines Unternehmens nach der Übernahme nicht angepasst habe. «Einerseits hat Anton Späni selbst nach wie vor viel Freude daran. Andererseits ist mir nicht wichtig, dass mein Name auf dem Firmenschild steht. Andere Firmen tragen ja sogar Fantasienamen.»
Umsatzsteigerung dank Umzug
Nachdem der Platz in Visp immer knapper geworden war und da die Räumlichkeiten keine Büros boten, schaute sich Fux nach einem neuen Standort in der Region um. In Raron wurde er schliesslich fündig. Die Gemeinde stellte ihm eine Parzelle im Baurecht zur Verfügung. Durch den Umzug im Jahr 2015 konnte die zur Verfügung stehende Gebäudefläche praktisch auf rund 2'000 Quadratmeter verdoppelt werden. «Die Kunden kommen heute vorbei und haben aufgrund der Räumlichkeiten das Gefühl, dass wir in noch besserer Qualität produzieren. Das ist Psychologie. Dem Unternehmen selber geht es auch besser, da wir den Raum besser einteilen können. Ich würde sagen, dass uns der Umzug fünf bis acht Prozent mehr Umsatz gebracht hat.»
Die A. Späni AG ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen und beschäftigt aktuell 19 Mitarbeitende. Stolz ist Fux auf den Umsatz pro angestellte Person, der aktuell im Schnitt bei 255'000 Franken liegt. «Dieses Jahr werden wir beim Gesamtumsatz zudem wohl erstmals die 5-Millionen-Grenze knacken», erklärt der Alleinaktionär. Er ist sehr zufrieden mit der Auslastung und denkt sogar laut über einen erneuten Erweiterungsbau nach. Damit das auch künftig so bleibt, investiert er laufend in neue Maschinen und Technologien. «Wenn ich das nicht mache, gibt es uns in fünf Jahren nicht mehr.» Der Schlüssel zum Erfolg liegt laut Fux in der Innovation und der Spezialisierung auf komplizierte Produkte.
Kartell verhindert Preisvorteile
Angesprochen auf den Frankenschock vom letzten Jahr winkt Fux ab. «Wir müssen aufhören mit Jammern. Seit der Kursanpassung haben die Kunden nicht selten das Gefühl, dass wir günstiger im Ausland einkaufen können und deshalb billiger produzieren müssten. Tatsächlich haben wir in der Schweiz aber ein Rohstoff-Kartell. Ich muss alle Rohstoffe über Schweizer Firmen beziehen. Direkt von den ausländischen Walzwerken bekommt man kein Gramm.» Hinzu komme, dass sich der Stückpreis zu einem grossen Teil aus Lohnkosten und nur zu einem Bruchteil aus Rohstoffeinkäufen zusammensetze. «In meiner Buchhaltung Ende Jahr fallen über 40 Prozent der Kosten in den Bereich Lohn- und Lohnnebenkosten», präzisiert Fux. «Um dem entgegenzuwirken, müssten wir anfangen, die Lebenserhaltungskosten generell zu senken.»
Vertrauen in den Standort Wallis
«Ich sehe im Moment keinen Standortnachteil im Wallis. Von hier aus oder von Zürich aus nach Holland zu liefern, macht keinen grossen Unterschied», betont Fux. «Auch bei uns gibt es Spediteure, die in die ganze Welt liefern. Man muss einfach die richtigen Leute finden.» Fux hebt auch die einheimischen Arbeitskräfte hervor. «Die Identifikationsbereitschaft der Arbeiter mit der Firma ist im Wallis vergleichsweise hoch.» Es sei alles vorhanden im Kanton, mit Ausnahme einiger Sektoren, in denen mehr Firmen wünschenswert wären. «Heute fehlen vor Ort etwa die Zinkereien. Da gäbe es noch Nachholbedarf.» Ein Problem der Branche, das aber für die gesamte Schweiz gelte, sei zudem die europäische Konkurrenz. Nicht selten würde diese von der EU subventioniert und hätte deshalb entsprechende Preisvorteile.
pmo
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Kommentare
Eveline - ↑4↓2
Bi stolz uf dich, Jahrgänger!
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Chachli - ↑13↓3
Super! Härzlichi Gratulation .
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petschi - ↑30↓2
Bravo!!Du hast es geschafft.
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