Naturgefahren | Felsblöcke von einigen hundert Tonnen drohten aufs Dorf abzustürzen
Wegen Felsabbrüchen 80 Einwohner von Randa evakuiert
Am Sonntag mussten in Randa 80 Personen ihre Häuser verlassen. Geologen konnten zuvor nicht ausschliessen, dass lose Felsblöcke aus einem Blockgletscher auf das Dorf abgehen.
Nachdem sich bereits vor einer Woche ein 150 Tonnen schwerer Felsblock aus dem Blockgletscher Grabengufer auf 2800 Meter Höhe oberhalb Randa löste und sich ein Gesteinssplitter mit einem Gewicht von acht Tonnen bis auf wenige hundert Meter dem Dorf näherte, spitzte sich die Gefahr im Verlaufe des gestrigen Sonntags erneut zu. «Mithilfe von fix installierten Webcams der Uni Freiburg konnten am Wochenende erneut einsetzende Verschiebungen an der Front des Rutschkörpers beobachtet werden. Fotos der Webcams von der Abbruchkante zeigten, dass sich zwei weitere Blöcke von je 100 Kubikmeter rasch zu lösen drohten», erklärten Kantonsgeologen Raphael Mayoraz und Geologe Eric Pointer gegenüber dem «Walliser Boten» die Gefahrenlage.
Der Krisenstab von Randa unter der Leitung von Andreas Brantschen verfügte in der Folge aus Sicherheitsgründen am Sonntagabend die Evakuierung von 25 Häusern in der Dorfschaft. Diese liegen aufgrund von Sturzsimulationen in der akuten Gefahrenzone. «Etwa 80 Personen mussten ihre Häuser nach 18.00 Uhr verlassen und die Nacht in Unterkünften verbringen, die von der Gemeinde bereitgestellt wurden.»
Die Einschätzungen der Geologen stellten sich als richtig heraus. «Die beiden Felsblöcke mit einem Gewicht von je 300 Tonnen lösten sich am Montag morgen nach sieben Uhr unter grosser Staubentwicklung und stürzten talwärts», so Brantschen. Im Gegensatz zum Felsblock, der vor einer Woche talwärts kollerte, kamen die beiden Blöcke wenige Meter vor einer Geländekante zum Stillstand, von der aus der Gesteinssplitter vom vergangenen Sonntag in Richtung Dorf abging.
«Die evakuierten Personen konnten nach einer neuen Einschätzung der Gefahrenlage des Kristenstabes am Montagmorgen, bei der auch Kantonsgeologe Raphaël Mayoraz anwesend war, wieder in ihre Häuser zurückkehren», so Brantschen.
Auch nach dem jüngsten Sturzerereignis ist mit den Geologen des Kantons vereinbart worden, dass die Wanderwege oberhalb der Forststrasse zwischen dem Wildi- und dem Dorfbach vorübergehend gesperrt bleiben. Dies betrifft auch den Europaweg. Die Wanderung zur Hängebrücke und Europahütte sowie zur Domhütte ist via Domhüttenweg gewährleistet.
Ob die Gefahr weiterer Abgänge gebannnt ist, wird sich weisen. «Die Rutschung Grabengufer, welche seit mehreren Jahren vom Kanton Wallis in Zusammenarbeit mit der Uni Freiburg und der ETH Zürich überwacht wird, beibt unter Dauerbeobachtung», so Kantonsgeologe Mayoraz. «Es können hier jährliche Bewegungsraten von durchschnittlich mehr als 0,5 Meter beobachtet werden. An der Ablösekante der Rutschung werden Bewegungen von über 1.5 m/Jahr gemessen, welche vor allem in den Sommermonaten stattfinden.»
Vor allem im Sommer bis in den Herbst hinein müsse aufgrund des Abschmelzens des Permafrostes im Rutschkörper mit zahlreichen Sturzereignissen aus der steilen Front gerechnet werden. «Im Normalfall bleiben die Sturzblöcke aber auf einer Abflachung unterhalb des Gefahrenherds liegen oder stürzen in Richtung Dorfbach ab, so wie das bei den beiden Blöcken, die am Montagmorgen abgingen, der Fall war.» Dass Sturzblöcke bis in den Talgrund vorstossen sei kleiner als ein Prozent. Die neue Hängebrücke sowie der Zustieg zur Europa- und Domhütte seien mit heutigem Kenntnisstand nicht von der Gefährdung betroffen.
Zur Reduktion des vorhandenen Risikos ist bereits letzte Woche auf einer Höhe von 2600 Metern über Meer mit den Arbeiten an einem Ablenkdamm gestartet worden. Zum Transport eines 8t-Baggers zum geplanten Damm kam dabei auch ein Superpuma der Heliswiss AG zum Einsatz . Der Damm soll verhindern, dass Sturzblöcke über die Geländekante in Richtung Grüngarten abgelenkt werden.
Norbert Zengaffinen
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Kommentare
Andrea Walker, Münster VS - ↑5↓7
und gestern Abend um 16.00 Uhr war der Wanderweg auf der Täschalp in Richtung Europahütte noch nicht gesperrt!! Was wäre wenn sich Wanderer zu diesem Zeitpunkt auf den Weg in Richtung Randa gemacht hätten? Bitte in Zukunft an alle Betroffenen denken und alle rechtzeitig informieren. Inkl. Tourismus Büro Zermatt/Täsch/Randa!!
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Paul Summermatter, Randa - ↑2↓0
Liebe Frau Walker
Die verantwortlichen Personen haben sehr wohl an die Wanderer auf dem Europaweg gedacht. Die betroffene Gefahrenzone zwischen der Hängebrücke und dem Gebiet "Bärgji/Wildibach" wurde am 24.06.2019 durch die Gemeinde Randa gesperrt.
Sehr überraschend für alle war die Tatsache, dass es sogar Wanderer gab, welche die Absperrungen bei der Hängebrücke nicht nur auf eigene .Gefahr umgingen, sondern gleich entfernten und mitnahmen ... und somit anderer Wanderer in Gefahr brachten. Doch auch dies wurde innert Kürze korrigiert.
Beste Grüsse
Paul Summermatter, Randa