WM-News aus Brasilien
«Raclette, Rösti und Bratwurst kommen sehr gut an»
Der 28-jährige Philipp Ittig aus Visp ist während der Fussball-Weltmeisterschaft im House of Switzerland in Rio de Janeiro tätig. Auf 1815.ch berichtet der Walliser über Raclette unter der brasilianischen Sonne, die mässige Fussball-Euphorie im Land und sein Traumfinale.
Philipp Ittig amtet im House of Switzerland in Rio de Janeiro als Operation und Event Manager. Auf 1815.ch berichtet er in den kommenden Wochen rund um die Fussball-Weltmeisterschaft in Brasilien.
1815.ch: Am Donnerstag vor einer Woche ist das House of Switzerland offiziell eröffnet worden. Wie ist es bei den Einheimischen und Gästen angekommen?
Philipp Ittig: «Das House of Switzerland war bereits am ersten Tag voll. Da am Eröffnungsspiel Brasilien gegen Kroatien spielte, waren natürlich vor allem Brasilianer bei uns. Das Bild der gelb-grün gekleideten Fans inmitten unseres rot-weissen House of Switzerland war sehr schön anzusehen und die Stimmung war ausgezeichnet. Unsere Gäste haben das Konzept und dessen Umsetzung sehr gelobt. Der Auftakt kann durchaus als ein Erfolg bezeichnet werden.»
Es werden Schweizer Spezialitäten wie Raclette und Fondue angeboten. Kommt das unter der brasilianischen Sonne so gut an wie in Sotschi?
«Obwohl in Brasilien momentan eigentlich Winter ist, haben wir täglich meist zwischen 25 und 30 Grad. Tatsächlich bevorzugt man als Schweizer bei diesen Temperaturen eher andere Menus als Fondue und Raclette, wobei ja im Wallis auch während der warmen Sommerzeit immer wieder Raclette gegessen wird.
Auf unserer Menükarte darf das Raclette natürlich nicht fehlen. Hingegen haben wir uns entschieden, kein Fondue zu servieren. Typische Schweizer Klassiker wie Raclette, Rösti und Bratwurst kommen hier sehr gut an und werden oft bestellt!»
In Ihrem letzten Bericht haben Sie Parallelen zwischen der Schweiz und Brasilien erwähnt, auf die im House of Switzerland abgezielt wird. Können Sie ein paar Beispiele nennen?
«Die Parallelen bestehen tatsächlich, auch wenn sie nicht auf Anhieb erkennbar sind. So habe ich zum Beispiel bemerkt, dass es Parallelen in der Natur und im Landschaftsbild gibt. Das House of Switzerland ist an einer Süsswasser-Lagune, umgeben von grünen Bergen, gelegen. Hier sieht es zum Beispiel aus wie im Tessin.
Es gibt aber auch Parallelen beim Essen. Natürlich servieren wir nicht die gleichen Gerichte, beide Länder haben aber sehr eigene und typische Spezialitäten. Unser Küchenchef hat es souverän hingekriegt, diese Spezialitäten zu fusionieren und somit eine Parallele zu schaffen.
Etwas schwieriger vorzustellen, aber tatsächlich wahr, sind Gemeinsamkeiten in der Mentalität. Diese ist im Grundsatz zwar komplett unterschiedlich, ich habe jedoch bemerkt, dass der Brasilianer ein sehr gewissenhafter Arbeiter ist. Wenn er etwas tut, dann richtig und in bestmöglicher Qualität. Die brasilianische Vorgehensweise und Effizienz ist dann jedoch wieder ein ganz anderes Thema :-)»
Die Fussball-Euphorie im Land selbst scheint noch nicht sehr gross zu sein. Wie erleben Sie das?
«Das stimmt. Als ich vor etwas mehr als zwei Wochen in Rio de Janeiro ankam, war ich sehr erstaunt, dass man vom Fussball-Fieber so gut wie nichts spürte. Die Strassen waren nicht dekoriert, man hat fast keine Werbung gesehen, Flaggen waren nur sehr spärlich an den Terrassen befestigt worden. Einige Leute aus der Gegend sagten mir, das sei der stille Protest gegen den umstrittenen Grossanlass.
Am Tag der Eröffnung und somit am ersten Spieltag der brasilianischen Nationalmannschaft hat sich das jedoch schlagartig geändert. Die Strassen wurden dekoriert und waren voll mit Fans im Nati-Shirt, Perücken, Tröten... Und auch die vielen brasilianischen Besucher unseres Public-Viewing-Bereichs zeigten, dass doch euphorisch mitgefiebert wird.
Trotzdem habe ich es mir viel extremer vorgestellt und man sagte mir, dass es während anderen Weltmeisterschaften tatsächlich auch anders war.»
Auch wenn Sie kein sehr grosser Fussballfan sind, welche Finalpaarungen könnten Sie sich vorstellen?
«Der Traumfinal wäre natürlich Schweiz-Brasilien. Abgesehen davon, dass diese Paarung etwas unrealistisch ist, wäre es, wenn ich mich nicht irre, vom Spielplan her auch gar nicht möglich.
Ich könnte mir auch andere sehr interessante Final-Mannschaften vorstellen: so zum Beispiel Holland oder Uruguay. Wie auch immer, ich hoffe sehr, dass Brasilien den Einzug ins Finale schafft. Mein Tipp fürs Finalspiel: Brasilien-Argentinien, wobei Brasilien 2:1 gewinnen wird.»
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