Wirtschaft | Oberwalliser Betriebe im Porträt. Heute: STIMBO Elektrofahrzeuge
Power-Schub für Zermatter Elektrowagen
Seit 1985 stellt Bruno Imboden mit seinem Unternehmen in Zermatt erfolgreich eigene Elektromobile her. Dank einer neuen Batterie-Technologie werden die STIMBO-Fahrzeuge künftig um ein Vielfaches leistungsfähiger.
Sie zählen im autofreien Matterhorndorf praktisch zum Inventar. Seit Jahrzehnten surren kleine Elektrofahrzeuge durch die beschaulichen Gassen. «Die Wagen sind ein Teil von Zermatt», sagt Bruno Imboden im Gespräch. Der 52-Jährige ist einer von zwei Fahrzeugproduzenten im Dorf. «Wie die übrigen Elektrowagen in Zermatt sind auch unsere Fahrzeuge jeweils Einzelanfertigungen. Klar bringt das autofreie Dorf zusätzliche Kosten mich sich. Es kommt aber alles mehrfach zurück.» Damit spricht Imboden nicht zuletzt die Luftqualität und den niedrigen Lärmpegel im Weltkurort an. Dass sich die Zermatter Bevölkerung in den 70er-Jahren für Elektrofahrzeuge entschieden habe, sei ein Glücksfall gewesen. «Eine Destination wie Zermatt nachträglich autofrei zu machen, wäre heute praktisch unmöglich», ist er überzeugt.
Das neunköpfige STIMBO-Team produziert jährlich zwischen sechs und zwölf Elektrofahrzeuge nach Kundenwunsch. «Die Produktion eines herkömmlichen Wagens dauert vier bis fünf Monate», betont Imboden. Bei grösseren Fahrzeugen könne sie aber auch gut und gerne ein ganzes Jahr in Anspruch nehmen. Dass praktisch der gesamte Herstellungsprozess im Wallis stattfindet, erfüllt ihn mit einem gewissen Stolz. Dafür arbeitet er mit regionalen Partnern zusammen, wie der Brenner Heinrich AG in Niedergesteln und der Carrosserie Pollinger in St. Niklaus. Obwohl auch immer wieder Anfragen aus dem Ausland kommen, werden die Wagen, die durchwegs über eine Lebensdauer von 30 bis 40 Jahren verfügen, nach ihrer Fertigstellung hauptsächlich in der Region, sei dies in Zermatt oder Saas-Fee, oder in der übrigen Schweiz verkauft. Dabei bewegen sich die Gefährte in einem Preissegment von 65'000 Franken aufwärts.
Vom Ross zur Batterie
Imbodens Familiengeschichte liest sich wie ein Streifzug durch die Geschichte der Mobilität. Bereits 1953 hatte Vater Heiny ein Ross gekauft und ein Pferdetaxi eingerichtet – bis zu 20 Tiere standen zu Spitzenzeiten im Stall. Mit der zunehmenden Gästeschar und dem Wandel der Zeit stieg jedoch auch das Bedürfnis nach mehr Mobilität. Im Zuge dieser Entwicklung kamen schliesslich die ersten Elektrotaxis nach Zermatt. Imbodens Bruder Stefan brachte 1977 gemeinsam mit einem Kollegen vier Wagen ins Dorf. «Diese wurden aber umgehend beschlagnahmt. Mit der Begründung, dass die Gefährte zuerst durch die Gemeinde bewilligt werden müssen», erinnert sich der Elektromobil-Produzent. Nachdem die Nutzung schliesslich unter strengen Auflagen erlaubt worden war, kam es noch im selben Jahr zu einer Abstimmung im Dorf. Mit positivem Resultat.
Es folgten verschiedene Beschränkungen und Reglemente. Bis heute sind Elektrofahrzeuge bewilligungspflichtig und dürfen nicht autoähnlich aussehen. Hinzu kommen Grössen- und Nutzlastvorschriften sowie eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 20 Stundenkilometer. «Die Anzahl der Wagen ist über die Zeit stetig angewachsen. Inzwischen verkehren im Dorf über 500 Elektrofahrzeuge, die ausschliesslich für den gewerblichen Gebrauch vorgesehen sind.» Gut ein Drittel davon stammt aus der STIMBO-Werkstatt. Von Beginn an nutzte Imbodens Bruder Stefan die Chance und bot als gelernter Elektriker vor Ort Reparaturarbeiten für die Fahrzeuge an. Nur wenig später stieg auch Bruno Imboden ins Geschäft ein: «Trotz Zögern kehrte ich auf Drängen meines Bruders Stefan nach meiner Lehre zum Elektromechaniker in Zürich nach Zermatt zurück und wir begannen gemeinsam eine Firma aufzubauen. Heute bin ich sehr froh darüber.»
Nächster Quantensprung
Bald nach der Gründung von STIMBO – benannt nach den beiden Brüdern – im Jahr 1985 kam die Idee auf, Wagen in Eigenproduktion herzustellen. «Durch die Reparaturen wussten wir Bescheid, wo die Stärken und die Schwächen der früheren Modelle lagen. Auf den ersten Wagen folgten weitere. Wir haben laufend dazugelernt.» Da sich sein Bruder aus gesundheitlichen Gründen aus dem Geschäft zurückziehen musste, kaufte Imboden die Firma im Jahr 2003 gemeinsam mit seiner Frau Fränzi, die ihm seither in der Administration zur Seite steht. Seit 2011 verfügt das Unternehmen zudem über eine grosszügige Werkstatt in der Spissstrasse eingangs Zermatt. «Wir haben unsere Produkte seit Beginn an kontinuierlich weiterentwickelt. Von Standard-Elektrofahrzeugen, über Transporter, Spezialkipper bis hin zu Polizeifahrzeugen und sogar zwei Trams», erklärt Imboden. Besonders die batteriebetriebenen Trams für das Hotel Riffelberg und der Zuschlag für die Zermatter E-Busse seien eine «grosse Geschichte» gewesen.
«Die Herstellung des ersten 70-Plätzer-E-Busses war das Ergebnis aus dem Wissen der vorangegangenen Jahre», betont er. Zugleich seien auch eine gehörige Portion Herzblut und Leidenschaft am Handwerk nötig gewesen. Wenn es nach Imboden geht, soll das auch künftig so bleiben. «Wir haben das Glück, dass unser Sohn Raphael kürzlich in den Betrieb eingestiegen ist.» Gleichzeitig bahnt sich ein technischer Quantensprung an: eine modernere Antriebstechnik mit neuer Lithium-Ionen-Batterietechnologie. «Das ist nicht nur eine Stufe. Wir nehmen mehrere Treppen zugleich», ist der Zermatter überzeugt. «Die Batterie ist vier Mal leichter und braucht nur halb so viel Platz wie die alte Bleibatterie. Dadurch sparen wir pro Fahrzeug bis zu 800 Kilo Gewicht. Theoretisch könnten unsere Wagen nun die Strecke von Zermatt nach Sitten und zurück schaffen. Bislang war das undenkbar.» Die neue Batterie hat zwar ihren Preis. Imboden spricht von «Faktor fünf». Die Vorteile überwiegen jedoch: Sie sei nicht explosiv, langlebiger, sehr wartungsarm und auch viel rascher wieder aufgeladen.
Neue Halle in Randa
Seit Mitte August baut STIMBO eine neue Lagerhalle. «Da wir in Zermatt die alte Werkstatt, die heute nur noch als Lager genutzt wird, aufgeben, waren wir auf der Suche nach einem neuen Standort», erklärt Bruno Imboden. Weil das Gewerbegebiet in Zermatt zu klein und zu teuer sei, habe er ausserhalb des Dorfes nach einer Lösung gesucht. Fündig wurde er schliesslich in Randa. «Im Moment ist vorgesehen, die neue Halle als Lager zu nutzen. Je nach der künftigen Entwicklung kann ich aber jederzeit eine Werkstatt daraus machen.» Nach seiner Fertigstellung soll der Neubau 15 auf 22 Meter Fläche und 6.5 Meter Höhe aufweisen. «Die Werkstatt in Zermatt bleibt jedoch bestehen», versichert der Elektromobil-Bauer. «Es ist wichtig, dass wir vor Ort sind und im Bedarfsfall rasch reagieren können.»
pmo
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Kommentare
Ruth Mathe - ↑3↓0
hallo zämä, spannend gsi eure bricht zläse! liebi grüess ruth
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Yankee - ↑2↓1
Good work Bruno and team!
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Heisi Biner - ↑9↓1
Super Bericht! Wiiter eso Bruno! Mu merkt das in jedum Fahrziig es Herz schlaht!
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