Schiesssport | Feldschützen Staldenried: Weiterbildung vor Saisonstart
P wie Psyche und Praxis
Die Feldschützen Staldenried sind bekannt dafür, dass sie sich nicht auf ihren Erfolgen (200 kantonale und eidgenössische Medaillen in den letzten 20 Jahren) ausruhen und sich bequem auf dem weichen Sofa der goldenen Vergangenheit räkeln. So rüstet sich der Verein bereits für die kommende Saison.
Der Erfolg und die Arbeit mit dem zahlreichen Nachwuchs stacheln die Rieder immer wieder an, neue Wege zu gehen. Obwohl der Schiesssport nicht gerade als Bewegungsportart bekannt ist, scheint für die Rieder Schützen zu gelten: Auch rastende Schützen können rosten, nicht nur der Lauf.
Vor zwei Jahren war ein Dutzend von den «Sonntagsschüler» bei 300 m-Weltmeister Marcel Bürge im SSZ Brünig Indoor. Bürge war 2016 zu Gast und Referent im innovativen Bergdorf hoch über dem Vispertal, als die neue KK-Anlage installiert wurde. Und 2017 luden die Rieder Schützen gar einen mehrfachen Olympiateilnehmer und Nati-Schützen ein, nämlich Pascal Loretan.
Psyche im Alltag und vor der Scheibe
Am vergangenen Donnerstag nahmen rund 20 Schützen in ihren grünen Vereinsjacken an einem Mentalkurs teil. Der Referent war der bekannte Psychologe Harald Burgener, der sich in seinen fundierten Ausführungen nicht nur auf den Schiesssport, sondern auch auf den Alltag bezog. Schwerpunkt von Burgeners Mentalkurs war die Hypnose im Alltag und im Schiessport. Die Teilnehmer befassten sich mit den Themen Stressabbau, Ängste überwinden, das Ego stärken und Future Pacing, bei dem man einen Wettkampf vorgängig in Gedanken durchspielt. Nach 2 ½ Stunden «Psycho-Training» im positiven Sinne, wurde anschliessend eifrig von der Fragestunde Gebrauch gemacht.
Loretans unbestechlicher Helfer
Schon zwei Tage später ging es erneut zur Sache. Nati-Mitglied Pascal Loretan analysierte und korrigierte akribisch und geduldig den Stellungsaufbau eines jeden Sportschützen. Unterstützt wurde Loretan durch das Computer-Programm für Schützen, «Scatt», das jeden Schuss vom Anschlag bis Sekunden nach der Auslösung graphisch festhält, so dass dem Schützen jede Abweichung und jeder noch so minime Schlenker unter die Nase gehalten werden kann: Erbarmungslos, aber ehrlich und aufbauend kritisch für den nächsten Schuss.
120 Schuss Trainingseinheit
Am Nachmittag zeigte dann Loretan, weshalb er in der Nati steht und liegt und auch an Olympischen Spielen teilnehmen durfte. Loretan demonstrierte mit beeindruckender Ruhe an einer Trainingseinheit von 120 Schuss KK (ohne Pause), wie ein möglichst enges Schussbild aussehen sollte. Während Durchschnittsschützen oft wie wild korrigieren, fiel den Kursteilnehmern auf, wie wenige Korrekturen Loretan in dieser Trainingseinheit vornahm. Fazit eines Teilnehmers: «Nicht allein die Zehn macht es aus; nein, das Zentrum ist wichtig.»
pd/noa
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