Gesang | Vorstand beschliesst, Grundsätzliches zu hinterfragen. Und sich dabei helfen zu lassen
Der OCV will sich neu orientieren
Die Oberwalliser Chor- und Gesangsszene lebt. Aber sie bekundet Mühe, sich zu verjüngen. Nun will man raus aus der Komfortzone.
Verbände sind wie Tanker auf hoher See: Unaufgeregt und beständig gehen sie voran. Man macht es, wie man es immer schon gemacht hat. Weil es funktioniert. Und weil es die Tradition so will. Auch der Oberwalliser Chor- und Cäcilienverband ist so ein Verband. Fast 90 Chöre vereint der OCV. Und die Gesangsszene im Oberwallis lebt, wie am Samstag an der Delegiertenversammlung in Turtmann deutlich wurde. So konnte im vergangenen Verbandsjahr ein Ateliertag mit etwa 160 Sängerinnen und Sängern durchgeführt werden, man beschäftigte sich mit der Jugendförderung, für die Stimmbildung wurden verschiedene Anlässe angeboten. Und landauf, landab wird musiziert und gesungen, es wird kooperiert, bei verschiedenen Projekten verschmelzen Disziplinen und Stile. «Ja die Szene lebt und das freut mich natürlich», sagte denn auch Isabelle Knubel im Vorfeld der GV im Gespräch. «Ich durfte im vergangenen Jahr eine Vielzahl von Anlässen von engagierten Chören besuchen und dort die Begeisterung des Singens erleben.» Und trotzdem hörte man bei Knubel, die am Samstag ihre zweite DV leitete, heraus, dass sie etwas verändern will. Vielleicht gerade deswegen, weil der OCV-Tanker etwas zu gemächlich dahintuckert?
Externe Berater-Firma soll helfen
Knubel ist nicht die Präsidentin, die mit dem Vorschlaghammer hantiert. Eigentlich will sie sich gar nicht beklagen. Aber auch sie merkt, dass man irgendetwas tun muss, wenn man dem schleichenden Mitgliederschwund und der Überalterung der Chöre entgegenhalten will. So forderte sie die Delegierten auf, in den jeweiligen Chören aktiv zu bleiben, nicht nachzulassen, dass man im Umfeld rekrutiert, Chorleiter aufbaut, dass man Jüngere nachzieht, ihnen mehr Verantwortung gibt. «Wie wäre es, einmal mit den örtlichen Schulen ein Projekt anzugehen?» Knubel weiss, dass es keine Patentlösungen gibt. Und sie nimmt sich und den OCV-Vorstand auch nicht aus von der eigenen Erwartungshaltung. «Was sind unsere Ziele und wo wollen wir hin?» Der Oberwalliser Chor- und Cäcilienverband will sich mit sich selbst auseinandersetzten, Grundsätzliches hinterfragen. Unverkrampft und zieloffen. So habe man beschlossen, diesen Weg einzuschlagen und sich dabei helfen zu lassen.
Eine externe Berater-Firma soll demnächst Strukturen und Ausrichtung des Verbands durchleuchten, um dann gemeinsam mit dem Vorstand und auch den Mitgliedern mögliche Massnahmen zu besprechen. «Der Vorstand des OCV ist bereit, diese Herausforderung anzunehmen und eine Neuorientierung als Chance zu nutzen.»
Ein mutiger Schritt. Zumal man sich wohl Fragen stellen muss, etwa wie nahe man sich noch an den Pfarreien und Kirchen orientieren soll, oder ob man sich mehr öffnen müsste, was Stücke und Stil betrifft. Knubel will dafür sorgen, dass es um den OCV nicht zu gemächlich wird. Auch, wenn die DV am Samstag ganz unaufgeregt über die Bühne ging.
dab
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