Social Media | In Brig brodelt die Gerüchteküche
Oberwalliser mit App in den Dreck gezogen
Die deutsche App «Jodel» wird in der Region Brig zweckentfremdet. Mehrere Personen wurden darin böswilligen Anschuldigungen ausgesetzt.
Randolf Ambord ist einer der betroffenen Personen. Der Gliser eröffnete vor kurzem eine Tankstelle mit Shop in Glis. Kurz nach Eröffnung wurde in der App «Jodel» das Gerücht verbreitet, er würde sein Benzin strecken. «Das kann nicht sein. Ich beziehe mein Benzin von einem Lieferant, der auch andere namhafte Tankstellen beliefert», so Ambord. «Zuerst habe ich es als Scherz abgetan. Ich habe es nicht wirklich persönlich genommen und darüber gelacht. Doch als ich vermehrt darauf angesprochen wurde sah ich mich gezwungen zu handeln.»
Ambord hat mit der Polizei das Gespräch gesucht, um heraus zu finden, was er gegen die verbreiteten Lügen unternehmen kann. «Ich habe keine Anzeige geschalten, derzeit hoffe ich noch, dass die Gerüchte verstummen. Aber laut Polizei reicht es für eine Anzeige wegen Verleumdung.»
Ein weiterer Betroffener will nichts dagegen unternehmen. Ihm wurden in der App Drogenhandel und schwere Körperverletzungen nachgesagt, diese Handlungen konnten aber in keinster Weise belegt werden. «Ich sehe das locker. Ich werde täglich rund 20 Mal darauf angesprochen. Aber ich bin der Meinung, wenn man diesen Dingen keinen Wert gibt, verschwinden sie von selbst», so der Betroffene, der anonym bleiben will.
Löschung beantragen
Das Unternehmen «The Jodel Venture GmbH», das die App verwaltet, hat strenge Richtlinien für die Nutzer aufgestellt. «Es ist verboten, Namen, Adressen, Telefonnummern, Kfz-Kennzeichen, Social-Media-Konten oder andere persönliche Informationen zu posten. Beleidigungen, Drohungen und jegliche Art von Hassreden sind streng verboten. Mobbing ist einfach nicht cool», so die wichtigsten Punkte der Jodel-Nutzungsbestimmungen.
Zum Schluss der Bestimmungen bittet «Jodel» selbst, Widerstösse zu melden, damit diese von der Plattform entfernt werden können. Eine Totalüberwachung wie bei Facebook gibt es hier allerdings nicht. «’Jodel’ sichtet mittlerweile Fotos vor der Veröffentlichung. Eine Aufsicht über Textbeiträge ist jedoch nicht möglich - gerade auch wegen Dialekten», erklärt Sam Steiner, Social Media-Experte. Die Firma «The Jodel Venture Gmbh» war für eine Antwort nicht erreichbar.
Schreiber sind nicht anonym
Ursprünglich wurde die App für lustige und neckische Kommentare unter Studenten an Unis entwickelt. Für die Nutzung muss man sich lediglich die App aufs Handy laden und kann ohne Registrierung munter drauflos tippen. Das Ganze erfolgt im Gegensatz zu Facebook und Twitter namenlos, weshalb sich wohl hier in der Region einige dazu verleiten liessen, negative Bemerkungen gegenüber Dritten abzugeben.
«Grundsätzlich ist der Punkt von ‚Jodel’, dass alles für andere Nutzer anonym ist. Man kann Dinge äussern, ohne dafür belangt oder besser gesagt, ohne von anderen Nutzern erkannt zu werden. Die Macher sagen, dass sie explizit deswegen keine Registrierung wollen. Trotzdem ist technisch eine Rückverfolgbarkeit gegeben, bei Eingriff durch die Polizei zum Beispiel. Die App speichert Gerätenummer, Anrufinformationen, Identität und Standort als Informationen bei der Installation», führt Steiner aus. Das Unternehmen, kann daher bestimmte Nutzer sperren lassen.
noa
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