Weinbau | Kellerei Albert Mathier & Söhne setzt auf Naturwein als Nischenprodukt
Noch natürlicher im Amphorenkeller
Naturwein liegt bei Weinliebhabern im Trend. Auch deshalb hat die Salgescher Kellerei Albert Mathier & Söhne ihre Produktionslinie von Amphorenweinen weiter ausgebaut.
«Zurück zu den Wurzeln der Weintradition» hat sich das Familienunternehmen seit 2008 auf die Fahne geschrieben und experimentiert seither mit dem Ausbau von Weinen in Tonamphoren. So wie das bereits vor 7000 Jahren im Südkaukasus, dem heutigen Georgien, praktiziert wurde. «Die Produktion von Naturwein in Amphoren ist in der Schweiz und Europa Pionierarbeit. Unsere Erfahrungen sind inzwischen Gegenstand von Anfragen von europäischen Weininstitutionen, welche sich für unsere Arbeit interessieren», sagt Amédée Mathier, Geschäftsführer der Kellerei in der Weinmetropole Salgesch.
Rückschläge als Preis für die Pionierarbeit
Dass die Herstellung von Naturwein in tönernen Gefässen mit Unwägbarkeiten und Risiken behaftet ist, zeigte sich am Freitag bei der Öffnung einer der sechs Gäramphoren im Freien. «In der Amphore war bei der Öffnung nur mehr der Trester vorhanden. Vermutlich hat die grosse Hitze dem Gefäss derart zugesetzt, dass es in den letzten drei Wochen leck wurde und der Wein ins Erdreich austrat», kommentiert Amédée Mathier den Verlust.
Nach der Ernte werden die weissen und roten Traubensorten samt Häuten in sechs Amphoren, die in die Erde hinter der Kellerei eingelassen sind, ohne Zugabe von Hefe und Schwefel randvoll eingefüllt. «Bis 2014 haben wir die Weine vom Herbst bis zur Öffnung im folgenden Sommer unkontrolliert belassen. Der diesjährige Jahrgang ist erstmals im Monatsrhythmus in Zusammenarbeit mit der Weinfachschule Wädenswil analysiert worden.»
Ohne Hefe und Schwefel
In den Amphoren werden weisse und rote Traubensorten als Assemblagen vinifiziert. «Wie seinerzeit beim bekannten Gletscherwein dienen für den weissen Amphorenwein Resi und Ermitage als Basis. Aus Cabernet Franc wird der ‚Amphore Assemblage Noir’ gewonnen.» Die Trauben stammen allesamt aus naturnah bewirtschafteten Rebparzellen.
Nach der Öffnung der Gäramphoren am Rande einer Rebparzelle nahe der Kellerei wird der noch unfertige Wein umgelagert. «Der Trester wird im Anschluss destilliert und kommt als ‚Tscha Tscha’ in den Verkauf. Nach kurzer Zwischenlagerung zur Absetzung der Trübstoffe wird der klare Wein in diesem Jahr zum ersten Mal in Amphoren weiter ausgebaut.»
Neuer Amphorenkeller
Zu diesem Zweck hat die Kellerei just auf diesen Sommer hin einen Amphorenkeller gebaut. «Unser neuer Marani, so nennt sich ein Amphorenkeller in Georgien, umfasst elf verschieden grosse Amphoren, die ebenfalls in die Erde eingelassen sind. Dort werden sie weiter sechs bis 24 Monate reifen, ehe sie auf die Flasche gezogen werden.» Damit kann die Kellerei erstmals den kompletten Ausbau der Weine in den tönernen Gefässen bewerkstelligen. Die Mathiers beziehen diese direkt aus Georgien.
Freude herrschte am Freitag bei brütender Hitze in Salgesch nicht nur bei den Kellereibesitzern über die Inbetriebnahme des neuen Amphorenkellers. Auch die Traubenlieferanten des Weinhauses Albert Mathier & Söhne, das in konventionellem Weinausbau mit modernster Kellereitechnik jährlich an die 500'000 Liter Wein produziert, waren zur Eröffnung eingeladen. An die 80 Rebbauern nahmen die Gelegenheit wahr und liessen es sich bei Safranrissotto, Amphorenwein und «Tscha Tscha» gut gehen.
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