Musik | Gitarrist und Songwriter Rolf Schnyder lanciert Spotify-Playlist zur Förderung einheimischer Musik

Neue Wege, um gehört zu werden

Klassik. Die im Wallis geborene Pianistin Beatrice Berrut tritt auf der ganzen Welt auf und ist auch auf Spotify zu hören.
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Klassik. Die im Wallis geborene Pianistin Beatrice Berrut tritt auf der ganzen Welt auf und ist auch auf Spotify zu hören.
Foto: zvg

Rap. Auch die Unterwalliser Rapperin KT Gorique hat ihren Platz in der Playlist «Wallis - Valais - Music» gefunden.
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Rap. Auch die Unterwalliser Rapperin KT Gorique hat ihren Platz in der Playlist «Wallis - Valais - Music» gefunden.
Foto: Keystone

Pop und Soul. Natürlich darf Stefanie Heinzmann nicht fehlen.
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Pop und Soul. Natürlich darf Stefanie Heinzmann nicht fehlen.
Foto: Keystone

Quelle: 1815.ch 19.09.18 0
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Wallis | Einheimischer Musik werde im Radio zu wenig Platz eingeräumt, findet Songwriter und Gitarrist Rolf Schnyder. Darum möchte er Walliser Musik mit selbst kuratierten Playlists auf Spotify zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen.

Rolf Schnyder ist seit vielen Jahren in der kantonalen und internationalen Musikszene tätig. Im Wallis kennt man ihn vor allem dank seinen Auftritten als Unterhaltungsmusiker. International scheint es Schnyder nicht allzu schlecht zu gehen, gewannen doch er und sein Co-Writer Michael McGee mit ihrer Tätigkeit als Songwriter Preise auf der ganzen Welt.

Der Umgang mit einheimischer Musik verstimmt ihn aber zusehends. Auf der Internetseite seiner Verlags- und Musikproduktionsfirma «Liva-Music» kritisiert er dabei zwei Punkte: Er stört sich daran, dass sich Walliser Bands untereinander nicht helfen würden: «Jeder schaut für sich und interessiert sich nicht für die anderen!», schreibt er. Er erinnert auch an die Eigenverantwortung der Künstler: «Hört endlich auf zu jammern! Wenn ihr keinen Erfolg habt bei den Radios, dann sucht andere Wege, um gehört zu werden.»

Im Radio nicht gespielt

Grösseren Anstoss nimmt Schnyder an der mangelnden Unterstützung durch die Radiosender, welche internationalen Hits heimischen Produktionen den Vorzug geben: «Wir werden von den Radiosendern nicht gespielt», enerviert er sich.

Connie Stadler, Musikchefin bei rro, bestreitet diesen Vorwurf vehement: «Wir unterstützen und fördern die regionale Szene seit Langem und spielen deren Musik auch regelmässig.» Man müsse aber einen guten Mix aus verschiedener Musik bieten, ansonsten drohe man Hörer zu verlieren. Schnyders Anliegen versteht Stadler aber sehr wohl.

Schnyder muss eingestehen, dass private Radiosender an keinen Programmauftrag gebunden sind und bei der Zusammenstellung der Sendezeit frei walten können. Sein Vorschlag an diese wäre, einhei­mische Künstler während der Nacht zu spielen – beispiels­weise im rro-Nachtprogramm. «Während dieser Zeit im Radio gespielt zu werden, erweckt vielleicht keine Glückshormone, jedoch wäre die finanzielle Unterstützung für die Künstler gross», sagt er.

Stadler findet die Idee prinzipiell nicht schlecht: «Wir sind immer auf der Suche nach Möglichkeiten, wie wir Walliser Musiker fördern könnten. Aber auch die Hörerschaft in der Nacht hat – wenn sie auch klar kleiner ist – ein Anrecht darauf, alle Arten von Musik zu hören.» Zudem hätten mehrere Aufrufe des Senders, mit Musikschaffenden über Möglichkeiten zu diskutieren, kaum Anklang gefunden, so Stadler.

Selbst anpacken

Um Walliser Bands den Zugang zu einem grösseren Publikum zu ermöglichen, nahm Schnyder die Angelegenheit selbst in die Hand und veröffentlichte auf der Streamingplattform Spotify fünf Playlists mit ausschliesslich Walliser Interpreten. Unter dem Namen «Wallis - Valais - Music» bietet er rund 80 Walliser Musikschaffenden eine Plattform und deckt von Volksmusik über Hardrock bis zu neuen Genres möglichst alle Musikrichtungen ab.

Von Spotify ist Schnyder eigentlich nicht überzeugt. «Es führt mittlerweile aber kein Weg mehr daran vorbei, obwohl es alles andere als attraktiv ist», so Schnyder. Damit meint er primär die schlechte Vergütung des Unternehmens, das Künstlern pro abgespieltem Lied einen Betrag im ZehntelRappen-Bereich bezahlt. Über genaue Zahlen informiert Spotify schon seit Jahren nicht mehr, Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young haben 2015 im Auftrag des französischen Musikverbandes aber ausgerechnet, dass Spotify nur rund 0,39 Rappen pro Stream ausschüttet. Damit ein Künstler 100 Franken erhält, müssen seine Lieder also über 25 000 Mal abgespielt werden.

Dies sei für kleine, unabhängige Künstler kaum zu erreichen, so Schnyder. Denn wer
auf Spotify gehört werden will, braucht entweder sehr viele Fans oder muss auf einer der von Spotify kuratierten Playlists landen. Wie diese zusammengestellt werden, bleibt aber wie die Vergütungen ein Geheimnis. Schnyder ist sich aber sicher, dass es eine gewisse Anzahl Streams braucht, damit Spotify auf einen Künstler aufmerksam wird.

350 000 Streams pro Jahr

Auch deshalb hat er die Playlists mit Walliser Musik zusammengestellt. Sein hochgestecktes Ziel wären 350 000 Streamings im Jahr. «Damit wären wir im Bereich der Top-Artists der Schweiz», sagt Schnyder. Dafür müssten seine Spotify-Listen aber täglich von knapp 1000 Personen gehört werden. Zurzeit harzt diese Rechnung noch: «Ich wünschte mir, dass die Künstler aktiver werden und die Playlists öfter hören und teilen», so Schnyder. Er habe alle Musikschaffenden, die er in die Listen aufgenommen hat, angeschrieben.

Natürlich geht es Schnyder auch ums Geldverdienen. Er möchte als Musiker weiterhin von seiner künstlerischen Tätigkeit leben können. Da die Einnahmen aus Downloads und Verkäufen sinken, sei er auf eine zusätzliche Einnahmequelle angewiesen. «Auf die Kulturförderung habe ich keinen Bock mehr», sagt er. «Ich habe vor Jahren einige ehrgeizige Projekte im Bereich Pop/Country eingereicht, aber niemanden hat es interessiert.»

Keine Konkurrenz

Überrascht war Schnyder vom «Nouvelliste», der knapp eine Woche nach der Einführung seiner Playlist eine eigene unter dem Namen «Écoute, c’est du valaisan» veröffentlichte. «Die Idee schwirrte schon seit Langem in unseren Köpfen herum», sagt Jeff Albelda, Musikredaktor und Verantwortlicher für die Redaktions-Playlist. «Wir befürworten es, dass so viele Personen wie möglich Walliser Musik unterstützen und sehen in den ähnlichen Projekten keine Konkurrenz.» Schnyder aber hätte sich eine Zusammenar­beit gewünscht.

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Adrien Woeffray
19. September 2018, 07:00
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