Bergsteigen | Sebastian Briw über seine Eindrücke als Mitglied des SAC-Expeditionsteams
Natischer Jungbergsteiger kehrt von Expedition aus China zurück
Sebastian Briw blickt auf erlebnisreiche Wochen zurück: 40 Tage lang war der Natischer als Mitglied des SAC-Expeditionsteams im chinesischen Tien-Shan-Range-Gebirge und konnte dabei ein paar Erstbesteigungen und -begehungen unter die Füsse nehmen – unter anderem auf den «Ämrich»-Gipfel.
«Einer der eindrücklichsten Momente war, als wir im Basecamp angekommen sind. Nach der langen Reise sieht man dort das erste Mal so richtig die Berge, die sich wie eine riesige weisse Arena vor einem aufbauen. In diesem Moment weiss man, dass sich das lange Planen und Vorbereiten gelohnt hat», schwärmt der 21-Jährige.
Drei Jahre lang haben sich Sebastian Briw und vier andere Nachwuchsbergsteiger des SAC-Expeditionsteams um Guide Denis Burdet auf das Abenteuer Tien Shan Range vorbereitet. Der Tien Shan Range ist ein riesiges Gebirgsmassiv im Westen Chinas. Die Expedition dorthin war Highlight und gleichzeitig auch Abschluss der Ausbildung.
Die Planung des ganzen Unterfangens lag allein in den Händen der jungen Alpinisten und hat etwa ein Jahr in Anspruch genommen. «Es gab immer wieder kleinere Probleme, die es vor Ort zu lösen galt, aber im Grossen und Ganzen hat alles sehr gut funktioniert – fast besser als wir erwartet haben. Dies lag hauptsächlich an unserem Koch, der auch unsere Kontaktperson in China war. Er war bisher bei allen Expeditionen in diesem Gebiet dabei und kannte deshalb die Gegebenheiten vor Ort.»
Hüfttief im Schnee
Die jungen Bergsteiger, die aus verschiedenen Regionen der Schweiz kommen, hatten sich zum Ziel gesetzt, möglichst viele Erstbesteigungen und -begehungen zu machen. «Schon ganz zu Beginn der Expedition konnten wir einen 5418 Meter hohen Gipfel im Team erstbegehen, den wir ‚Dead Man Peak’ genannt haben», erklärt Briw. Danach habe man sich einen Tag lang in zwei Gruppen aufgeteilt. Briw und zwei andere Teammitglieder konnten dabei einen 4470 Meter hohen Gipfel bezwingen, den sie auf gut Walliserdeutsch «Peak Ämrich» nannten.
Der 6472 Meter hohe Gipfel des Xuelian Feng North wurde beim ersten richtigen Schönwetterfenster über den Westgrat in Angriff genommen. «Dieser Gipfel wurde vor einigen Jahren schon von einer anderen Expedition über die gleiche Route erreicht. Somit waren wir die zweite Seilschaft, die ihn besteigen konnte. Die Verhältnisse waren allerdings nicht ideal und wir mussten jeden Meter bis auf den Gipfel spuren, zum Teil hüfttief, was uns alles abverlangt hatte.»
Neuland China
Für Sebastian Briw war China absolutes Neuland. Seine Eindrücke sind denn auch zwiespältig: «Die grossen Städte wie Urumqi haben mir weniger gefallen, überall ist die Polizei sehr präsent und auch die Leute waren weniger sympathisch. Sobald wir aber in die ländlichen Gebiete gekommen sind, waren alle sehr freundlich und hilfsbereit. Das Land selber ist vielseitig und wunderschön.»
Einzig das Wetter war dem Expeditionsteam nicht ganz so hold: «Leider hatten wir relativ wenig wirklich schöne Tage. Es hat immer wieder geschneit.» Natürlich hängt der Tagesablauf in einem Basecamp auf 3500 Metern über Meer stark von den meteorologischen Verhältnissen ab. «Wenn es schön war, waren wir unterwegs», erzählt der Natischer. «Wenn es geregnet hat, musste wir halt im Basecamp warten. An diesen Tagen haben wir andere Sachen erledigt; geduscht, Kleider gewaschen und die nächsten Touren geplant.»
24 Tage lang verbrachte das Expeditionsteam im Basecamp nahe der chinesischen Provinz Xinijang. «Wir mussten wegen des schlechten Wetters sechs Tage früher abreisen. Der Wetterbericht meldete zweieinhalb bis dreieinhalb Meter Neuschnee. Bei solchen Neuschneemengen kann man in diesen Bergen so gut wie gar nichts mehr machen, da die Lawinengefahr zu gross wäre.» Die verbleibenden Tage besuchte das Team deshalb den Keketouhai Nationalpark, in dem es ebenfalls Klettermöglichkeiten gibt.
Freunde fürs Leben
Mit dem Ende der Expedition kommt nun auch die Ausbildung der Nachwuchsbergsteiger zum Abschluss. «Wir werden sicher noch oft privat miteinander unterwegs sein und Touren zusammen machen», meint Briw und unterstreicht damit die gute Stimmung, die innerhalb des Teams geherrscht habe. Basecamp-Koller sei bis zum Schluss nie aufgekommen.
Dem jungen Natischer bleiben nun wenige Tage, um sein Gepäck auszupacken, alles zu waschen und wieder einzupacken, denn er nimmt nun direkt das zweite Sommermodul des Bergführer Aspirantenkurses in Angriff. Danach wartet wieder der Arbeitsalltag: Der 21-Jährige ist im Teilzeitpensum als Biolaborant in der Lonza tätig.
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