Walliser im Ausland | Natacha Wyer in Seattle
«Einmal in der Woche koche ich für meine Gastfamilie»
Natacha Wyer aus Gamsen lebt seit über einem halben Jahr als Au-Pair in den USA. Auf 1815.ch berichtet die 21-Jährige über ihre amerikanische Gastfamilie, oberflächliche Gespräche im Supermarkt und Träume, die in Erfüllung gehen.
1815.ch: Du absolvierst derzeit ein Au-Pair-Jahr in Seattle: Seit wann bist du dort und wie lange wirst du bleiben?
Natacha Wyer: Ich bin im August nach New York geflogen, habe vier Monate in Connecticut gelebt und bin dann Ende 2014 nach Seattle, genauer gesagt Mercer Island, gezogen. Ich werde bis August bleiben.
Wie sieht dein Alltag als Au-Pair aus?
Am Morgen mache ich das Frühstück für die Kinder und einen kleinen Snack, den sie zur Schule mitnehmen. Ich fahre das Mädchen zum Busstop und laufe mit dem Jungen zur Schule. Ich habe dann Freizeit, bis ich die Kinder abhole.
Nach der Schule fahre ich die Kinder zu Aktivitäten, mache Hausaufgaben mit ihnen und beschäftige sie mit verschiedenen Spielen. Meine Gastfamilie und ich essen immer zusammen zu Abend. Einmal in der Woche koche ich für die Familie. Ich habe eine sehr gute Bindung zu meiner Gastfamilie und verbringe auch meine Freizeit manchmal mit ihnen.
Was machst du sonst noch in deiner Freizeit?
Es gibt viele Au-Pairs hier auf der Insel. Während der Woche treffen wir uns zum Kaffee oder wir verbringen unsere Freizeit in den Parks. Seattle liegt zwischen dem Puget Sound und Lake Washington, was uns das Ausüben verschiedener Wassersportarten ermöglicht. In der Nähe hat es die Issaquah Alps und Olympic Mountains, wo man viele Wandermöglichkeiten hat.
Mit dem Au-Pair-Programm können wir legal arbeiten und haben ein Studentenvisum. Wir müssen sechs Credits innerhalb von elf Monaten absolvieren. Ich habe an einem Wochenendkurs in Los Angeles teilgenommen und absolviere einen Englisch Grammatik Kurs an einem College.
Meine Gastfamilie gibt mir am Wochenende immer frei. Die freien Tage nutze ich für Entdeckungsreisen wie Portland, Vancouver, Las Vegas, Los Angeles... Eine Woche konnte ich auf Hawaii verbringen. Dies war ein kleiner Traum, der in Erfüllung ging. Im August habe ich noch einen Trip nach San Francisco geplant.
Wieso hast du dich gerade für Seattle entschieden?
Ich bin mit der Organisation «Cultural Care Au Pair» nach Amerika gereist. Diese vermitteln Au-Pairs an Gastfamilien. Man hat keinen Einfluss auf die Lage.
Wem bist du in Seattle zuerst begegnet?
Meinem Gastvater. Er hat mich vom Flughafen abgeholt.
Wie wohnst du?
Ich wohne mit meiner Gastfamilie zusammen. Sie haben mir im unteren Teil des Hauses ein kleines Reich zur Verfügung gestellt: Zimmer, Badezimmer, Wohnzimmer und Waschküche, die ich alleine benutzen kann.
Konntest du Englisch schon vorher?
Nicht gut. Ich hatte nur drei Jahre Englisch in der Schule.
Was hast du dir vom Leben in Seattle erhofft?
Erhofft habe ich mir nicht viel. Ich habe die Familie gewechselt und habe mich auf mein neues Abenteuer gefreut.
Seattle wurde schon mehrfach zur «lebenswertesten Stadt» der USA gewählt. Wie würdest du das Leben dort bezeichnen?
Absolut traumhaft. Seattle ist eine schöne und vielfältige Stadt. Sie erinnert mich manchmal ein bisschen an die Schweiz.
Wie ist das Wetter momentan?
Seattle ist bekannt dafür, dass es viel regnet. Ich kann das nur bestätigen. Der Frühling fängt an und der Regen lässt nun ein bisschen nach.
Was unterscheidet die US-Amerikaner von den Wallisern?
Es ist doch ein grosser Unterschied. Die Amerikaner sind sehr offen und herzlich. Sie sind aber auch sehr oberflächlich. Verkäufer reden gerne mal über ihre Wochenendpläne, dass ihr Kind gerade Ferien hat und in ein Sportcamp geht.
Welches Bild der Schweiz hat man in Seattle?
Die Schweizer sind reich. Sie kennen das Panorama, die vielen Berge, Schokolade, Käse und Uhren. Manche verwechseln die Schweiz auch gerne mit Schweden.
Hast du manchmal Heimweh?
Die ersten vier Monate wollte ich nach Hause und hatte Heimweh. Ich fühle mich aber sehr wohl bei meiner neuen Gastfamilie und kann auch sagen, dass ich ein Familienmitglied geworden bin.
Was vermisst du am meisten aus der Schweiz?
Pünktlichkeit, Umarmungen von Familie und Freunden
Hast du dich verändert, seit du in Seattle lebst?
Ja. Ich habe sehr viel Verantwortung übernehmen müssen. Ich bin selbstständiger und offener geworden. Ich kann besser auf Leute zugehen.
Hast du einen Insider-Tipp für Seattle-Reisende?
Vom Kerry Park aus hat man einen wunderschönen Ausblick auf Seattle. Natürlich sollte man auch die Ferry nach Bainbridge nehmen.
Für unsere Rubrik «Walliser im Ausland» sind wir regelmässig auf der Suche nach Wallisern, die fernab der Heimat leben. Gehören Sie auch dazu oder kennen Sie jemanden? Dann freuen wir uns auf Ihre Nachricht an info@1815.ch.
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