Nepal | Swiss Sherpa Stiftung in Salgesch gegründet

30'000 Flaschen für die Sherpas

Norbu Sherpa, mit dem Patrick Z’Brun im Jahr 2008 auf Expedition war, mit einer Flasche Sherpa-Wein bei einer späteren Everest-Besteigung.
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Norbu Sherpa, mit dem Patrick Z’Brun im Jahr 2008 auf Expedition war, mit einer Flasche Sherpa-Wein bei einer späteren Everest-Besteigung.
Foto: zvg

Unterstützung in der Flasche. Patrick Z’Brun fühlt sich seit seiner Everest-Expedition im Jahr 2008 mit den Sherpas verbunden.
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Unterstützung in der Flasche. Patrick Z’Brun fühlt sich seit seiner Everest-Expedition im Jahr 2008 mit den Sherpas verbunden.
Foto: 1815.ch

Quelle: 1815.ch 05.06.15 0
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Nach den verheerenden Erdbeben in Nepal hat der Wiederaufbau in der Himalaya-Region oberste Priorität. Der Salgescher Weingutbesitzer Patrick Z’Brun, dessen langjähriges Sherpa-Projekt erst kürzlich in eine Stiftung umgewandelt wurde, berichtet über seine Erfahrungen.

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«Das Erdbeben in Nepal ist absolut tragisch. Niemand hat so eine Katastrophe verdient. Man fragt sich jedoch unwillkürlich, warum es ausgerechnet immer die Ärmsten trifft», betont Patrick Z’Brun im Gespräch. Er ist Bergführer, Kellerei-Inhaber und Präsident der Swiss Sherpa Stiftung, die kürzlich sein bisheriges Swiss Sherpa Projekt ablöste. Durch das Beben, erklärt Z’Brun, seien verschiedene Projekte um Jahre zurückgeworfen worden. «Man muss in vielen Fällen wieder zurück auf Feld eins». So zum Beispiel beim Projekt rund um den Spital Lukla, wo sich die Swiss Sherpa Stiftung bei der Einrichtung von Aussenstationen in entlegenen Orten beteiligen wollte. «Das Spital selbst wurde bei den Beben offenbar vollständig zerstört. Es ist deshalb im Moment sinnlos, ohne Basis solche Aussenstationen einzurichten.»

Fast jede Person, die Z’Brun in Nepal kennt, sei von der Katastrophe in irgendeiner Form betroffen. Deshalb wolle die Stiftung den Menschen in der Himalaya-Region helfen und vor allem den Wiederaufbau der Infrastruktur – auch mit gezielten Ausbildungsprogrammen – unterstützen. «Damit nicht alles Geld der verschiedenen Organisationen im selben Topf landet, warten wir aber noch ab, bis sich die Situation etwas beruhigt hat», betont Z’Brun. Als Sofortmassnahme konnten vor wenigen Tagen trotzdem bereits mit Hilfe von Sherpa Outdoor hundert Familienzelte organisiert werden, die derzeit in vier Bergdörfern verteilt werden. «Die Zelte mussten in China und Bangladesch besorgt werden, da in Nepal selbst zur Zeit kein Zeltstoff verfügbar ist.» Sie seien sehr wichtig, da mit der Monsunzeit der grosse Regen bevorstehe.

Eindrückliche Bilder

Z’Brun selbst ist, seit er als 22-Jähriger Bergführer wurde, eng mit den Themen Berg und Bergsteigen verbunden. Im Jahr 2008 war er zudem Mitglied einer Expedition auf den Mount Everest, die durch das Schweizer Fernsehen für die Dokumentation «Sherpas – die wahren Helden am Everest» begleitet wurde. Der 2009 erstmals ausgestrahlte Film wurde auf dem letzten Teil zwischen Basislager und Gipfel von zwei Sherpas gedreht – sie waren zuvor in einem Schnellverfahren zu Kameramännern ausgebildet worden. «Die Doku zeigt eindrücklich, was für Bilder und Eindrücke die beiden zurückbrachten. Zugleich bietet er einen sehr authentischen Blickwinkel, nämlich denjenigen der Sherpas selbst.»

Durch das Filmprojekt sei er für die Anliegen der Sherpas sensibilisiert worden, betont Z’Brun. Gleichzeitig sehr prägende Erlebnisse seien der Tod eines Expeditionsmitglieds bei der Besteigung sowie der anschliessende Entscheid der Sherpas gewesen, den Leichnam zu bergen und auf dem Südsattel zu bestatten. Er werde häufig gefragt, ob er mit oder ohne Sauerstoff auf den Everest gekommen sei. «Ich sage dann immer, das ist die falsche Frage. Die richtige wäre: Mit oder ohne Sherpas?» Aber diese Frage stelle sich nicht, weil eine Besteigung ohne Sherpas keine Chance hätte. Beeindruckt von seinen Erlebnissen, reifte bei ihm deshalb noch in Nepal der Entscheid, «etwas auf die Beine zu stellen, um die Sherpas zu unterstützen».

Aus Projekt wird Stiftung

Aus dem ursprünglichen Sherpa-Projekt, das in den letzten Jahren in verschiedener Form Unterstützung ermöglichte, ist nun vor wenigen Wochen eine Stiftung entstanden. Ziel der Stiftung ist es, den Dimensionen, die das Projekt erreicht hat, «einen angebrachten Rahmen und zusätzliche Glaubwürdigkeit zu geben». Neu sind mit Z’Brun insgesamt sieben Stiftungsräte im Amt. «Der Stiftungsrat ist möglichst breit abgestützt.» Darunter sind neben seinem Sohn Valentin und Conny Schmiedehaus, Verwaltungsrätin von Vins des Chevaliers, dem Oberwalliser Bergführer Meinrad Bittel und dem Unternehmer Herold Albrecht mit Expeditionsorganisator Kari Kobler und Sherpa-Outdoor-Geschäftsführer Bruno Rüdisüli auch zwei Personen mit zahlreichen Kontakten und jahrelangen Projekten in Nepal vertreten.

Wie bereits beim Projekt wird auch die Stiftung in erster Linie mit gezielten Ausbildungsprogrammen versuchen, «Sherpas und andere Bergvölker zu unterstützen, damit sie unabhängiger werden und nachhaltig von der touristischen Entwicklung profitieren können», erklärt Z’Brun. In den letzten Jahren konnten so beispielsweise Sherpas in der Schweiz zu Bergführern ausgebildet werden. «Sie wurden mit angepassten Modulen in die hiesigen Bergführerkurse integriert.» Im Jahr 2012 habe man schliesslich ein erstes grosses Ziel erreicht, als Nepal als 25. Mitglied vom internationalen Bergführerverband anerkannt wurde. Ein ähnliches Projekt wurde in der Zwischenzeit mit der Air Zermatt im Bereich für die Ausbildung von Rettungsspezialisten realisiert – Sherpas nahmen an kantonalen Rettungskursen teil.

Mit Projektor und Generator

Ein anderes, wenn auch kleines Projekt, dass dem Bergsteiger sehr am Herzen lag, betrifft den SRF-Dokufilm «Sherpas – die wahren Helden am Everest». Auf seine Initiative wurde die Dokumentation auf Nepalesisch übersetzt und im Rahmen einer kleinen Expedition im Solukhumbu, einem kleinen Tal am Fuss des Mount Everest, an verschiedenen Orten mit Projektor und Generator vorgeführt. «Meistens wurde das als kleines Open Air Kino gemacht, da keine Infrastruktur vorhanden war.» Es sei hochinteressant gewesen, da die wenigsten Einwohner trotz Sherpas in ihren Familien wussten, was es heisst, eine Expedition auf den Everest zu unternehmen. «Das eins zu eins zu sehen, war für viele komplett neu.» Die wenigsten Einwohner hätten bis dahin überhaupt je einen Film gesehen.

Die Projekte werden auch bei der Stiftung weiterhin über den Verkauf von Sherpa-Wein finanziert. Als Z’Brun nach seiner Rückkehr aus dem Himalaya im Jahr 2008 das Weingut «Vins des Chevaliers» in Salgesch übernahm, sei die Idee eines besonderen Weins entstanden. «Er ist einerseits eine Hommage an die Sherpas, andererseits ein Botschafter für die Stiftung», betont er. Seit diesem Jahr ist neben dem seit mehreren Jahren erhältlichen Rotwein neu auch ein Weisswein im Angebot, und zwar ein Assemblage aus Heida, Blanc de Pinot Noir und Chasselas. «Der Wein ist das finanzielle Rückgrat der Stiftung. Zwei Franken pro Flasche gehen direkt in die Stiftung.» Insgesamt wird jährlich mit mittlerweile 30'000 Flaschen eine beachtliche Menge Sherpa-Wein abgefüllt – ein Blickfang dabei ist die sehr ansprechende Etikette, die sich an eine tibetanische Gebetsfahne anlehnt und persönliche Erlebnisse von Z’Brun mit Sherpas thematisiert.

Wertschätzung für Sherpas

Z’Brun, der voraussichtlich im nächsten Herbst wieder nach Nepal reisen wird, fühlt sich den Sherpas verpflichtet. «Natürlich auch, weil ich selbst Bergführer bin.» Auch gegen den Vorwurf, dass die «armen» Sherpas im Himalaya durch ausländische Touristen ausgenützt werden, wehrt er sich mit Nachdruck. «Es ist schliesslich dasselbe, was vor rund 200 Jahren auch im Wallis stattfand. Einheimische Träger der englischen Bergsteiger von damals wurden später die ersten einheimischen Bergführer. Das war ein ganz wichtiger Schritt für die Tourismusentwicklung im Kanton.» Es sei wie ein Kreis der Geschichte, der sich schliesse. Er unterstützt deshalb beispielsweise auch Bestrebungen wie das im letzten Jahr gescheiterte Projekt in Zermatt, für das Sherpas als Arbeitskräfte in die Schweiz geholt werden sollten. Nicht als billige Arbeitskräfte, sondern für den gemeinsamen Austausch. «Das hat auch mit Wertschätzung zu tun.»

pmo
05. Juni 2015, 07:00
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