Interview | Maria Zubringen und Romaine Müller von «Wintershome» im Gespräch
Mit der Familie nach Gampel
Am Vortag noch einen Gig in Lausanne gespielt, heute auf der Bühne in Gampel gestanden – die Familienband «Wintershome» machte Stimmung mit langbekannten, aber auch neuen, frischen Songs. Bandmitglieder Maria Zurbriggen und Romaine Müller im Interview.
Wie steht es um eure privaten Musikpräferenzen?
Maria: «Das ist ganz verschieden, aber 'Mumford & Sons' hören wir alle gerne. Von ihnen lassen wir uns auch inspirieren.»
Was ist es für ein Gefühl, an einem Open Air spielen zu können, welches man selbst schon als Zuschauer besucht hat?
Maria: «Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Gampel-Besuch. Ich stand zusammen mit Romaine vor der Bühne und wir schwärmten davon, wie toll es wäre, eines Tages selbst dort oben zu stehen und für unser eigenes Publikum zu musizieren.»
Romaine: «Es war ein sehr besonderer Moment, als wir tatsächlich auf der Bühne standen und Erinnerungen an eigene Erfahrungen als Zuhörer hochkamen. Da war ich den Freudentränen nahe.»
Bereitet ihr euch auf grössere Autritte wie den heutigen anders vor, als auf Gigs im kleinen Rahmen?
Romaine: «Vorbereitungstechnisch haben wir nichts anders gemacht. Hier mussten wir uns jedoch zuerst bewusst werden, wo wir gleich auftreten werden. Das war wohl der grösste Unterschied.»
Realisiert ihr so kurz danach, dass ihr gerade auf der Open-Air-Gampel-Bühne wart?
Maria: «Bei mir ist es angekommen. Wir haben schon lange zuvor viel darüber geredet und oft daran gedacht.»
Romaine: «Gerade auf der Bühne gelingt es mir sehr gut, im Moment zu leben. Dann wird man sich der Situation auch so richtig bewusst und kann das Musizieren und Agieren mit dem Publikum intensiver geniessen.»
Spielt ihr lieber vor kleinem oder grossem Publikum?
Maria: «Ich glaube, das kann man so gar nicht beantworten. Bei kleineren Konzerten hat man die Möglichkeit, direkter mit dem Publikum zu agieren. Aber auch grosse Anlässe schätzen wir, da wir dort die Sau rauslassen können.»
Romaine: «In gewissen Konzerten gibt es eine Magie, die macht das Erlebnis zu etwas ganz Besonderem, unabhängig von der Grösse. Das heutige Konzert war natürlich ein Highlight.»
Eure Musik hat Wiedererkennungscharakter. Wie habt ihr euren Stil gefunden?
Maria: «Es hat sich mit der Zeit entwickelt. Da wir alle dieselbe Inspiration gesucht haben, kam der Schritt zur Entdeckung des eigenen Stils auf natürliche Art und Weise. Man weiss auch nicht, wie es weitergeht. Vielleicht machen wir eines Tages etwas ganz anderes. Aber das ist das Schöne am Musikmachen, man kann an den eigenen Produkten herumbasteln.»
Was inspiriert euch?
Romaine: «Das kann man anhand unseres Albumtitels erklären. 'Around you I found you' haben wir gewählt, da wir uns von unserer direkten Umgebung inspirieren lassen. Das kann die Zermatter Bergwelt sein oder eine Reise, die wir unternommen haben. Die Natur gibt uns viele Ideen. 'Around you I found you' kann eine Geschichte sein, die beim Nachbarn passiert oder von einem Kollegen erzählt wird, aber auch ein Gefühl. Das, was rund um uns herum zu finden ist.»
Also nutzt ihr das, was ihr habt und euch umgibt?
Maria: «Das kann man so sagen. Wir erzählen Geschichten, die wir erlebt haben und die beschreiben, was wir fühlen.»
Euer Album habt ihr in einem Studio aufgenommen, in dem unter anderem die «Foo Fighters» und «The Lumineers» gearbeitet haben. Wie kommt man als junge Band an eine so grosse Nummer?
Romaine: «Wir hatten das Glück, dass unser Produzent der Besitzer dieses Studios ist. Nachdem er unsere Songs mit den entsprechenden Videos gesehen hat, ist er auf uns zugekommen. So hat es sich ergeben, dass wir in seinem Studio aufnehmen konnten.»
Maria: «Ich glaube, dass es auf eine Art hat sein sollen. Vor den Aufnahmen hat er uns zum Kennenlernen zwei Wochen lang in Zermatt besucht – herausfinden, wie wir sind und wie wir ticken. Wir haben einen Tag lang in unserem Studio für ihn gespielt, dann wollte er mit uns einen Spaziergang unternehemen, Zeit mit uns verbringen und die Natur sehen, welche uns als Gruppe verbindet und inspiriert. Das gab uns auch das nötige Vertrauen, um mit gutem Gewissen nach Amerika reisen zu können.»
Wie habt ihr den Moment erlebt, als ihr zum ersten Mal das fertige Album «Around you I found you» in den Händen gehalten habt?
Maria: «Gehört hatten wir es natürlich schon zuvor, aber das fertige Produkt zu sehen war noch einmal eine ganz andere Sache.»
Romaine: «An den Tag, als ich die Pakete mit den CDs im Büro unserer Managerin gesehen habe, kann ich mich noch gut erinnern. Ich weiss zwar nicht, wie es sich anfühlt, ein Kind zu gebären, aber vergleichbar ist es sicher. Wir haben einen grossen Aufwand betrieben, lange daran gearbeitet und gewartet. Dann war es da, wir hielten es in den Händen und waren stolz auf das, was wir erschaffen haben.»
Wie sah euer Prozess vom ersten Song bis zum fertiggestellten Album aus?
Maria: «Begonnen hat die Reise vor sechs oder sieben Jahren. Damals haben wir noch Covers im kleineren Rahmen, beispielsweise an Familienfesten, gespielt. Unser Onkel hat uns dann aufgefordert, eigene Lieder zu schreiben. So haben wir uns zusammengesetzt und Step by Step schliesslich unsere Songs kreiert.»
Romaine: «Obwohl beim Album Stoff dabei ist, den wir schon vor einer Weile geschrieben haben, hat uns dieses Projekt über eineinhalb Jahre intensiv beschäftigt. Natürlich veränderte sich der Stoff während des Prozesses, aber ein Teil davon liegt doch schon längere Zeit zurück.»
Maria: «Mit der Entscheidung, uns intensiver der Musik zu widmen, haben sich auch unsere Lebenseinstellungen verändert. Die Prioritäten gelten jetzt der Musik. Natürlich gab es auch schwierigere Zeiten, aber die harte Arbeit hat sich gelohnt.»
Ihr seid eine Familienband. Was für Vorteile zieht ihr daraus und wie besonders ist die Chemie in der Gruppe?
Romaine: «Weil wir uns so gut kennen, wissen wir, wo der andere verletzlich ist. Man ist zum Teil vorsichtiger, aber andererseits auch ehrlicher. Natürlich kommen auch bei uns Diskussionen vor, aber das gehört dazu. Wenn man dann zusammen auf der Bühne steht und sich bewusst wird, dass wir alle dasselbe Blut haben, ist das schon besonders.»
ar
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