Zauberei | In 52 Wochen durch 26 Kantone
Mit dem höchsten Jurassier im magischen Aufwind
In den kommenden Wochen wird im WB wie auch auf 1815.ch regelmässig über die ausgefallenen Auftritte von Zauberer Lionel Dellberg berichtet.
Die zweite Etappe meiner Tour 52/26 war definitiv nichts für schwache Nerven. Am 29. August habe ich im Jura an einem Gleitschirm hängend in schwindelerregender Höhe gezaubert, doch fangen wir von vorne an.
Um 8.30 Uhr blinkte «12h à la maison du tourisme» auf meinem Smartphone auf, Absender Fred Lovis. Allem Anschein nach meinte es Petrus gut mit uns und hatte die Sonne in den Jura geschickt. Vorfreudig bestieg ich in Bern das Auto, um mich Richtung Norden aufzumachen. Auf der Höhe von Saint-Ursanne habe ich die Transjurane verlassen und bin pünktlich um 12.00 Uhr beim «Maison du Tourisme» vorgefahren. Zuhinterst auf der Gartenterrasse erhob sich eine winkende Hand, das musste Fred Lovis sein.
Politisches Vorgespräch
Während dem Essen fiel mir Freds politisches Feuer sogleich auf. Vom Wiener Kongress bis zum Mouxit, er wusste über alle entscheidenden Etappen in der Entstehung unseres jüngsten Kantons überaus Interessantes zu berichten. So viel politisches Wissen und Engagement liess bei mir den Verdacht aufkommen, mit einem Politiker den Tisch zu teilen–und später am Gleitschirm zu hängen.
Und tatsächlich, auf Nachfrage fand ich heraus, dass Fred Lovis nicht nur im Grossen Rat sitzt, nein, er präsidiert diesen zurzeit sogar. Fred Lovis ist also nicht irgendein jurassischer Gleitschirmpilot, sondern zugleich «le premier citoyen jurassien». Klar ehrte es mich ungemein, für den höchsten Jurassier zaubern zu dürfen, und klar fühlte ich mich sogleich sicherer. Bei allen politischen Kapriolen ist eine Punktlandung nicht zuletzt für Politiker von grossem Vorteil.
50er-Note restauriert
Nach ein paar zaubertechnischen Bodenübungen hoben wir auf einem Hügel unweit von Saint-Ursanne ab. Trotz extrem hoher Temperaturen waren die Flugbedingungen nahezu perfekt und so konnten wir uns in der Thermik mehrere Hundert Meter nach oben schrauben. Nachdem ich die Aussicht ausgiebig genossen hatte und auch das mulmige Fluggefühl allmählich beflügelter Lebensfreude wich, griff ich in meine Brusttasche, um eine 50-Franken-Note in den jurassischen Flugwind zu halten. Schliesslich riss ich eine Ecke der Note ab. Der eben noch gefeierte Wind riss mir die Ecke aus der Hand und liess Fred und mich mit einer um eine Ecke gekürzten Note auf dem Gleitschirm zurück. Angesichts der misslichen Lage griff ich in die Luft, filterte alle wichtigen Moleküle heraus und restaurierte die 50-Franken-Note. Nach ein paar letzten Schwenkern landeten wir und die wieder genesene Note schliesslich sicher auf jurassischem Boden.
Auf meiner magischen Tour de Suisse, die mich in 52 Wochen durch alle 26 Schweizer Kantone zu den ungewöhnlichsten Orten führt, steht am heutigen Mittwoch die nächste Etappe bevor. Ich zaubere auf dem Sonnenberg bei Luzern an einer Feuerstelle. Mit Zuversicht, dass meine Gastgeber Feuer und Flamme für die Magie sind, verleibe ich mit zauberhaften Grüssen.
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