Immobilien | Mietwohnungen stehen auf dem Land lange leer
Im Wallis wird an den Bedürfnissen vorbeigebaut
Immer mehr Mietwohnungen stehen in der Schweiz leer, was hohe Mietzinsausfälle zur Folge hat. Die Ausfälle belaufen sich laut einer Auswertung der Zürcher Kantonalbank (ZKB) auf eine Milliarde Franken pro Jahr.
Besonders in ländlichen Gebieten bleiben Wohnungen lange Zeit ohne Mieter. Die rege Bautätigkeit gepaart mit einer abnehmenden Zuwanderung hätten am Mietwohnungsmarkt Spuren hinterlassen, schrieb die ZKB am Freitag in einem Communiqué.
Gemäss der Bank stehen in der Schweiz 2,3 Prozent der Mietwohnungen leer. Hier gibt es einen grossen Stadt-Land-Graben: In den Städten stehen bei lediglich 1,8 Prozent der Mietwohnungen leer, auf dem Land sind es satte 3,8 Prozent.
Die Leerstandsquote auf dem Land ist damit mehr als doppelt so hoch wie in der Stadt. Diese Woche hatte bereits das Beratungsunternehmen IAZI ebenfalls über hohe Leerstandsziffern berichtet.
Lange Dauer, bis alle Wohnungen voll wären
Wie problematisch die Lage sei, hänge davon ab, wie rasch das Überangebot vom Markt absorbiert werden könne schrieb die ZKB. Selbst wenn in der Schweiz keine einzige zusätzliche Mietwohnung auf den Markt käme, würde es im Durchschnitt fast zweieinhalb Jahre dauern, bis alle leeren Mietwohnungen aufgrund des Bevölkerungswachstums belegt wären, zeigt die Bank anhand ihrer Berechnungen auf.
Bei der Absorbationsdauer macht die ZKB grosse regionale Unterschiede aus. In städtischen Wirtschaftszentren ist sie deutlich kürzer als im Schweizer Durchschnitt.
So dauert es beispielsweise im Kanton Zürich in Städten wie Zürich oder Winterthur nicht sehr lange, bis leere Wohnungen wieder vermietet sind. Ähnlich verhält es sich am linken Zürichseeufer, das etwas besser als die gegenüberliegende "Goldküste" abschneide.
Lange Leerstandszeiten auf dem Land
Kritischer sieht die Situation in den Kantonen Uri, Glarus, Wallis, Graubünden, Appenzell, Solothurn, Neuenburg und Schaffhausen aus: Hier ist laut ZKB bei mehr als der Hälfte der Gemeinden zu erwarten, dass sie auch in fünf Jahren noch signifikante Mietwohnungsleerstände aufweisen werden.
Die Ökonomen kommen zum Schluss, das oft in Landgemeinden an den Bedürfnissen vorbeigebaut wurde. Besonders deutlich sei dies in Tourismusorten zu sehen, etwa in Graubünden und im Wallis, oder dem oberen Emmental, dem Aaretal sowie im Oberaargau und in weiten Teilen des Jura. Häufig wurde an Orten gebaut, an welchen zu wenige Mieter wohnen möchten, so Immobilienanalysechefin Ursina Kubli.
Die Mieter dürften trotz Überangebot vorerst nicht von deutlich tieferen Mieten profitieren. Von einer grossen Mietpreiskorrektur sei bisher noch nichts zu sehen, schrieb die ZKB. Viele Eigentümer scheuten sich vor Mietsenkungen und lockten stattdessen mit Anreizen wie Staffelmieten oder einem Gratismonat.
Und institutionelle Eigentümer seien besonders gewillt, einen gewissen Leerstand auszusitzen. Da Mietsenkungen zu tieferen Bewertungen ihrer Liegenschaften führen würden.
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