Kinderbetreuung
Michael Kreuzer «Mitarbeiter sensibilisieren»
Immer wieder stehen Kinder- und Jugendämter in der Kritik. Die Misstöne kann man beim Oberwalliser Amt für Kindesschutz, dass eng mit der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) zusammenarbeitet, teilweise nachvollziehen.
Nach dem Tötungsdelikt an zwei kleinen Kindern im zürcherischen Flaach sieht sich die zuständige Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) mit massiven Bedrohungen konfrontiert. Der fünfjährige Bub und sein zweijähriges Schwesterchen wurden am Neujahrstag getötet. Nur vier Tage vor der Tat hatte die Mutter eine E-Mail an verschiedene Medien geschickt, in der sie die KESB kritisierte. Diese habe ihr die Kinder weggenommen und in ein Heim gesteckt.
Die Entscheide der Behörden bezüglich des Kindswohls sorgen oftmals für Kopfschütteln und scharfe Kritik. Diese Kritik kann Michael Kreuzer, Regionalleiter vom Departement für Bildung und Sicherheit von der Kantonalen Dienststelle für die Jugend beim Amt für Kindesschutz (AKS), welches eng mit der KESB-Stelle im Oberwallis zusammenarbeitet, teilweise nachvollziehen, wie er gegenüber 1815.ch erklärt.
«Wo Menschen im Spiel sind, gibt es nun mal die unterschiedlichsten Emotionen.» Dass das Droh- und Gewaltpotenzial gegenüber den Beamten gestiegen ist, kann Kreuzer jedoch nicht bestätigen. «Es kann aber vorkommen, dass gewisse Eltern nicht begreifen können, aus welchen Gründen das Kind aus der Familie genommen wurde. Dass sie zuvor sämtliche Massnahmen in den Wind geschlagen haben, geht bei ihnen vielleicht vergessen...»
Im November des vergangenen Jahres war die Kantonspolizei Wallis zusammen mit Experten in den Visper und Briger Büroräumlichkeiten, um die Sicherheitslage zu inspizieren, da sich gerade im Unterwallis Gewaltfälle gegen Mitarbeiter der Familienbehörde ereigneten. Diese Inspektion erfolgte im Rahmen einer Weiterbildung, wie Kreuzer erklärt. «Mit dem Kurs sollen die Mitarbeiter auf gewisse Gefahrenquellen hin sensibilisiert werden. Aber auch Vorgehensweisen bei Notfällen wurden besprochen.» Die Ratschläge und Anmerkungen der Kantonspolizei will man in den Visper und Briger Räumlichkeiten zur gegebenen Zeit besprechen und umsetzen.
«Gerade im Empfangsbereich müssen wir etwas unternehmen, denn hier können die Leute eigentlich frei hereinspazieren, ohne sich anmelden zu müssen.» Auch die Möglichkeit, heikle Gespräche zu zweit zu führen, sei eine Option. Ein sogenannter Notfallknopf sei ebenfalls in Erwägung zu ziehen. Generell gebe es im Oberwallis kaum Fälle von massiven Gewaltandrohungen, erklärt Kreuzer, der seit Januar 2014 im Amt ist.
Im Gegensatz zu anderen Kantonen kommt es gerade im Oberwallis kaum vor, dass Kinder von den Behörden umplatziert werden - denn gerade in ländlichen Gegenden ist die Sozialkontrolle ungleich höher als in den Städten. «Fälle von Zwangsplatzierungen kennen wir hier in der Regel nicht, zumal solche Massnahmen der Schluss aller Versuche ist, Ordnung in das betreffende Familienleben zu bringen.»
Denn kein Familienzwist laufe ohne Vorgeschichte oder Meldung von zuständigen Kontrollorganen wie der Schulbehörde. Als erstes suche man das Gespräch mit den Eltern um eine Gefährdung ausschliessen zu können und mit Hilfe von sozialpädagogischen Massnahmen Betreuung anzubieten. «In manchen Situationen reichen ambulante Massnahmen leider nicht aus. Wenn ambulante Hilfen nicht greifen oder nicht ausreichend sind, bleibt manchmal zum Schutz des Kindes nur noch die Platzierung in einer Pflegefamilie oder einem Heim. Egal welche Massnahmen getroffen werden: Das Kindeswohl muss im Zentrum stehen.»
Im Wallis sind rund 23 Familien bereit, Pflegekinder bei sich aufzunehmen, zwei Drittel dieser Familien verfügen jedoch über keine Aufnahmekapazitäten mehr. Zudem gibt es im Oberwallis das Kinderheim Anderledy, in welchem zurzeit Kinder von elf bis 18 Jahren leben.
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