Walliser im Ausland | Walburga Baur-Stadler berichtet aus Südkalifornien
«Mein Kampf»
Seit 17 Jahren lebt Walburga Baur-Stadler in Südkalifornien. Sie ist im Wallis aufgewachsen und seitdem hat es sie in alle Himmelsrichtungen verschlagen. Auf 1815.ch berichtet Baur-Stadler heute über ihren jahrelangen Kampf gegen die Kilos und wie sie sich inzwischen mit ihrer Postur angefreundet hat.
Walburga Baur-Stadler (wbaur@roadrunner.com) hat sich nach zahlreichen Auslandserfahrungen vor 17 Jahren in Südkalifornien niedergelassen, ausserhalb von Los Angeles, am Fuss der San Gabriel Berge. Ihre Zeit widmet sie ihrem Garten, dem Malen und Singen.
Auf 1815.ch berichtet sie in loser Reihenfolge über ihr Leben im Land der unbegrenzten Möglichkeiten:
«Meine Geschwister und ich behaupten, dass es wahrscheinlich dem Holle-Schoppen zuzuschreiben ist, dass wir bereits auf Kinderfotos rundlich und pummelig waren. Meine Linie, oder ehrlicher gesagt, meine Kurven, waren schon immer ein Sorgenkind. 1998 kehrten wir nach Kalifornien zurück. Das war dann auch der Moment, endgültig mit dem Rauchen aufzuhören. Hier kommt man sich wirklich wie ein Paria vor, denn praktisch nirgends ist rauchen erlaubt: weder in öffentlichen Gebäuden, noch am Arbeits- oder Sportplatz oder in Pärken. Haus und Garten sollten mich genügend auf Trab halten, dass mein neuer Status als Nichtraucherin nicht auch mit Gewichtszunahme verbunden war.
Aber dem war nicht so. So alle sechs Monate wurde meine Kleidergrösse nach oben geschraubt. Neue Kleider zu kaufen war, abgesehen vom finanziellen Standpunkt, kein Problem. Denn als übergewichtige Person bin ich in den USA in allerbester Gesellschaft. Aber eigentlich sollte ich nicht pauschal 'in den USA' sagen, denn es kommt dann schon drauf an, wo man lebt. Wenn ich durch das Beverly-Hills-Shopping-Zentrum schlendere, bin ich umgeben von gutaussehenden, jungen, ranken und schlanken Frauen, die nach der neuesten Mode gekleidet sind. Ganz anders sieht es ausserhalb der Stadt aus. Hier läuft Mann oder Frau auch in Kleidergrösse XXL und höher noch ungeniert in Shorts und Leibchen herum, trägt seinen wackelnden Bauch vor sich hin und freut sich des Lebens.
Oder eben doch nicht. Beweis dafür sind die unzähligen Produkte die via Fernseher, Tageszeitung und Heftli ein schnelles und problemloses Abmagern versprechen. Und das natürlich ohne weniger zu essen oder mehr Sport zu treiben. Blöd bin ich ja nicht, aber grad so in mein rundliches Dasein hineinschicken wollte ich mich auch nicht. So fing ich an mit Gehen und brachte es auf eine ganze Stunde pro Tag, noch vor dem Frühstück. Bis ich dann eine Bindehaut-Entzündung an den Füssen bekam und aufgeben musste.
Weil ich ja jetzt sportlich ertüchtigt war, kaufte ich mir ein tolles Fahrrad, Sturzhelm und Spezialhandschuhe. Dann merkte ich, dass ich, weil an einem Hang wohnend, immer nur auf- oder abwärts fahren konnte, nie einfach so flott geradeaus. Nach einigen Wochen gab ich das beschwerliche Fahren auf. Als Nächstes schaffte ich eine elyptische Tret-Maschine an. Im Sportgeschäft hatte ich kein Problem herumzutramplen. Zuhause gab ich nach drei Minuten schweissgebadet und schnaufend auf. Ich arbeitete mich bis auf zehn Minuten vor. Für längere Zeit diente die Maschine nur noch der Katze, die sich dahinter versteckte. Schlussendlich habe ich sie der Putzfrau abgetreten – gegen einmal gratis putzen!
Als letzte Hoffnung kaufte ich dann noch ein Buch über die South-Beach-Diät. Kurz zusammengefasst: so wenig Kohlenhydrate wie möglich, dafür viel Gemüse, Früchte, mageres Fleisch, Huhn und Fisch. Inzwischen habe ich einiges an Gewicht verloren, über Weihnachten und Neujahr wieder etwas zugenommen und dann wieder etwas verloren. Aber schlank und rank bin ich immer noch nicht. Die Kleider, die mir wirklich zu eng waren, habe ich längst verschenkt und ich habe beschlossen, mich endgültig mit meiner nicht idealen Postur zufriedenzugeben. Mein Kampf ist beendet!»
Als Vierjährige zog Walburga Baur-Stadler mit ihrer Familie ins Wallis, wo sie aufgewachsen ist und die Real- und Handelsschule im Institut St. Ursula in Brig besuchte. Nachdem sie zwei Jahre lang Sekretärin bei den Walliser Kraftwerken in Visp war, zog es sie nach Oxford, um Englisch zu lernen.
Danach trat Walburga Baur-Stadler eine Stelle beim Politischen Departement in Bern (heute: Departement für auswärtige Angelegenheiten) an und wurde in Belgien, Marokko, Thailand und Madagaskar als Sekretärin eingesetzt. Nach ihrem Wechsel in die konsularische Laufbahn kam es erneut zu Versetzungen: Mailand, Kongo, Peru, Costa Rica und Kalifornien, wo sie ihren Mann, einen Zürcher, kennenlernte und heiratete. Gemeinsam waren die beiden noch in Spanien und Argentinien, wo sich Baur-Stadler Ende 1998 im Grad einer Generalkonsulin frühzeitig pensionieren liess.
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