Alpinismus | Rund 3000 Alpinisten kletterten im Sommer aufs «Hore»
Am Matterhorn beginnt die Zeit der Nordwand-Besteiger
Neue Hörnlihütte, Jubiläumsfeierlichkeiten zur Erstbesteigung: Das Matterhorn hat einen turbulente Sommersaison hinter sich. Ein Rückblick mit Hüttenwart Kurt Lauber.
Vor wenigen Tagen ist am Fusse des Matterhorns die neue Hörnlihütte geschlossen worden. «Etwas früher als erwartet. Nach dem ersten Schnee blieben die Bergsteiger aus», erklärt Kurt Lauber, der langjährige Hüttenwart der Bergunterkunft.
Damit ist im Jahr 1 der neuen Hörnlihütte eine sehr gute Sommersaison zu Ende gegangen. «Die günstigen Witterungsbedingungen, die Einweihung der neuen Hütte sowie die Jubiläumsfeierlichkeiten zur Erstbesteigung trugen natürlich zur guten Saison bei.» Rund 3000 Übernachtungen sind in der Hütte in diesem Sommer registriet worden.
Gemessen an den Übernachtungszahlen war der Sommer 2015 nicht ein Spitzensommer, die bei rund 4000 Schlafgästen liegen. «Zum einen machte sich die Reduzierung der Anzahl Betten um 40 Einheiten in der neuen Hütte bemerkbar. Gleichwohl aber hätte die Bettenbelegung ein wenig höher sein können. Der grosse Rummel im Sommer 2015 hielt vielleicht den einen oder anderen Bergsteiger davon ab, in diesem Sommer das Matterhorn zu besteigen. Und sicher spielte wohl auch der starke Franken eine Rolle», so Lauber.
Wenige Unfälle
Wie viele Alpinisten schlussendlich den Grat des Matterhorns erreicht haben, lässt sich laut Lauber nur abschätzen. «Ich gehe davon aus, dass im Sommer rund 3000 Alpinisten auf der Spitze des Matterhorns standen. Darin inbegriffen sind auch jene Bergsteiger, die von der italienischen Seite den Aufstieg in Angriff nahmen.» Wesentlich mehr seien es in den Spitzensommern 2003 und 2009 gewesen, wo die Witterungsbedingungen auch im September optimal waren. «Die Schneefälle Ende August und Anfang September dieses Jahres wirkten sich sofort aus, sodass weniger Alpinisten auf den Berg stiegen.»
Was die Zahl abgestürzter Berggänger am Matterhorn betrifft, reiht sich der Sommer 2015 zu den Jahren mit den wenigsten Unfällen ein. «Es wurden vier Tote verzeichnet. Ein Österreicher, zwei Japaner und ein Unterwalliser Alpinist fanden am Matterhorn den Tod. Das sind natürlich vier zu viel, in Anbetracht der grossen Zahl an Besteigungen ist das aber wenig. Es gab Jahre mit ebenfalls 3000 Besteigungen, in denen um die 20 Personen ums Leben kamen.»
Schutzunterkunft im Winter
Im Winter ist die Hörnlihütte nicht bewartet. Für Bergsteiger steht nur eine Notunterkunft mit 20 Plätzen zur Verfügung. «Es handelt sich lediglich um einen Schutzraum mit WC, aber ohne Wasser, Gas, Geschirr, Decken und Kochmöglichkeit.»
Diese nutzen im Winter Bergsteiger, die bei guten Bedingungen aufs Matterhorn klettern wollen. In der Mehrzahl als Ausgangspunkt für die Durchsteigung der Nordwand. «Im Winter ist die Steinschlaggefahr in der Nordwand viel geringer als Sommer. Grob geschätzt 300 bis 400 Bergsteiger beweisen ihr Können pro Wintersaison in der steilen Felswand. Immer vorausgesetzt, dass gute Verhältnisse vorherrschen.» Zumeist handelt es sich um geübte Alpinisten, die ohne Bergführer das heikle Unterfangen in Angriff nehmen.
zen
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Kommentare
Florian - ↑0↓0
Stimmt, haben auch alle Mütter gesagt. Schade das es keine Stundenzimmer mehr gibt...
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Oliver - ↑8↓1
Was Herr Lauber verschweigt: Die astronomische Preiserhöhung für eine Übernachtung in der Hütte. Es ist also nicht alles eine Folge des "Franken-Schocks" oder der Verknappung des Angebots (Bettenzahl) geschuldet. Selbst in der Jubiläumswoche war bei bestem Wetter (viel besseres Wetter als in der Hochsaison 2015 wird es wohl selten geben) die Hütte teilweise nur halb voll. Die Übernachtungskosten waren DAS Thema auf der Hüttenterrasse.
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