Walliser im Ausland | Daniel Kalbermatter in Singapur
«Manchmal sehne ich mich nach der Leere»
Vor zweieinhalb Jahren hat es Daniel Kalbermatter aus Niedergesteln der Liebe wegen nach Singapur gezogen. Auf 1815.ch erzählt der 27-Jährige von seinem Lieblingsessen, davon, was er am meisten vermisst und von seinen Erfahrungen im südostasiatischen Stadtstaat.
Daniel Kalbermatter, Sie leben und arbeiten in Singapur. Was hat Sie dorthin verschlagen?
«Während meines Studiums habe ich ein Austauschjahr in Singapur absolviert. Da habe ich meine Frau kennengelernt und mich nach meinem Studienabschluss entschieden, hierher zu ziehen. Inzwischen bin ich als Forscher an einer lokalen Universität tätig.»
Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?
«Es heisst, die beliebteste Freizeitbeschäftigung in Singapur ist Essen. Dem schliesse ich mich auch an und so verbringe ich relativ viel Zeit damit, herumzureisen um neues Essen auszuprobieren.»
Wie wohnen Sie?
«Wir wohnen in einer 3-Zimmer-Wohnung in einem Wohnblock in einem Vorort. Obwohl es nicht so zentral ist, ist es ziemlich städtisch und es hat alles, was es so braucht in der Nähe. Mit dem Zug sind wir in einer halben Stunde im Stadtzentrum.»
In welchen Sprachen verständigen Sie sich im Alltag und bei der Arbeit?
«Amts- und Umgangssprache ist grösstenteils Englisch. Es gibt in Singapur noch drei weitere Landessprachen neben Englisch – Chinesisch, Malaiisch und Tamilisch –, die von den jeweiligen ethnischen Gruppen gesprochen werden. Da aber praktisch jeder Englisch spricht und versteht, komme ich damit alleine ziemlich gut durch. Interessant ist auch, dass es einen lokalen Dialekt gibt, Singlish, der auf Englisch basiert, aber Elemente aus den anderen drei Sprachen integriert. Das verstehe und spreche ich inzwischen auch ziemlich gut.»
Wie ist das Wetter momentan?
«Heute ist es 32 Grad warm und ziemlich feucht. Es sieht so aus, als ob es später auch noch regnen wird. Das ist so ziemlich typisch während fast dem ganzen Jahr.»
Wie viel kostet eine Tasse Kaffee?
«Eine einfache Tasse Kaffee ist für zirka 70 Rappen zu haben.»
Was ist ein typisches einheimisches Gericht?
«Die Auswahl und Vielfalt von lokalen Gerichten ist enorm. Wenn ich mich jetzt aber auf eines beschränken müsste, wäre das wohl Roti Prata, eine Art Crêpe mit verschiedenen Füllungen, die in ein Curry getunkt wird. Das ist definitiv mein persönliches Lieblingsgericht.»
Man nimmt Singapur als sehr striktes Land mit strengen Gesetzen wahr. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
«Bevor ich zum ersten Mal hierher gereist bin, hatte ich ja auch dieses Bild von Singapur als quasi Polizeistaat. Das ist jedoch ziemlich realitätsfern. Während es tatsächlich strenge Gesetze in manchen Bereichen gibt (vor allem bei Drogendelikten), merkt man davon im Alltag relativ wenig. Polizeipräsenz ist um einiges geringer als in der Schweiz und man kann sich auch öffentlich kritisch zu Politik oder zur Regierung äussern, ohne dass man etwas zu befürchten hätte. Positiv wirken sich die strengen Gesetze auf die Sicherheitslage aus. Die Kriminalitätsrate ist sehr niedrig und man kann auch mitten in der Nacht zu Fuss nach Hause gehen ohne Angst zu haben.»
Was unterscheidet die Singapurer von den Wallisern?
«Als Städter haben Singapurer sicherlich eine andere Einstellung als Walliser. Auf der einen Seite sind sie sehr leistungs- und wettbewerbsorientiert. Auf der anderen Seite sind sie auch offener gegenüber anderen Kulturen, dadurch dass die Bevölkerung ziemlich vielfältig ist.»
Welches Bild der Schweiz hat man in Singapur?
«Interessanterweise wurde die Schweiz in den 90ern im Staatskundeunterricht behandelt, als Fallbeispiel von einem anderen erfolgreichen Kleinstaat mit verschiedenen Volksgruppen. Singapurer in meiner Altersklasse wissen darum schon etwas über die Schweiz. Ansonsten ist aber nicht so viel über die Schweiz bekannt, ausser vielleicht als Feriendestination in den Alpen.»
Haben Sie manchmal «Heimweh»?
«Klar habe ich manchmal auch Heimweh. Vor allem wenn ich Fotos und Berichte von Familie und Freunden im Wallis sehe, sehne ich mich schon zurück ins Wallis.»
Kommen Sie regelmässig zurück in die Schweiz?
«Bis jetzt habe ich es erst einmal zurück in die Schweiz geschafft.»
Was vermissen Sie am meisten aus der Schweiz?
«Da Singapur ziemlich dicht besiedelt ist, herrscht hier an vielen Orten ein Gedränge. Wenn ich mal wieder irgendwo Schlange stehen muss, sehne ich mich nach der relativen Leere und Ruhe, die wir in der Schweiz doch meistens haben.»
Haben Sie einen Insider-Tipp für Singapur-Reisende?
«Ein Highlight in Singapur ist natürlich die Aussicht auf die Skyline. Normalerweise zahlt man dafür viel Geld, um sich dann mit vielen Leuten eine kleine Plattform zu teilen. Darum empfehle ich die Aussicht vom Pinnacle@Duxton. Für weniger als 5 Franken kann man da in den 50. Stock. Die Plattform ist 800 Meter lang und streckt sich über fünf Wohnblöcke. Man hat nicht nur eine gute Aussicht auf das Stadtzentrum, sondern auch auf den Hafen und die umliegenden Quartiere.»
Unsere Rubrik «Walliser im Ausland» erscheint in loser Folge. Wir sind regelmässig auf der Suche nach Wallisern, die fernab der Heimat leben. Gehören Sie auch dazu oder kennen Sie jemanden? Dann freuen wir uns auf Ihre Nachricht an: info@1815.ch.
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