Walliser im Ausland
Lucille Fux: «Bei einer Tornadowarnung ins Untergeschoss fliehen»
Lucille Fux absolviert im Rahmen eines AFS-Austauschjahres einen Teil ihrer Ausbildung in den USA. Seit Anfang August lebt die 16-jährige Zaniglaserin in Enterprise, Kansas. Mit 1815.ch spricht sie über Tornados und heisse Temperaturen.
1815.ch: In welchem Land hältst du dich zurzeit auf?
Lucille Fux: Seit dem 8. August 2013 bin ich in den USA. Genauer gesagt in Enterprise, einer kleine Stadt im Bundesstaat Kansas. Ich bleibe 11 Monate, bis am 1. Juli 2014.
Warum bist du nach Amerika gegangen?
In erster Linie ging es mir darum, in ein Land zu gehen, wo die englische Sprache gesprochen wird. Weiter haben mich «das Land der unbegrenzten Möglichkeiten» sowie die Kultur und das Zusammenleben interessiert.
Was erhoffst du dir von deinem Aufenthalt?
Ich erhoffe mir, dass ich die Sprache lerne und mich persönlich weiterentwickle.
Sind deine Erwartungen bisher erfüllt worden?
Ja, obwohl ich noch damit beschäftigt bin, mich richtig einzuleben.
Was würdest du beim nächsten Mal anders machen?
Im Vorfeld würde ich mir weniger Gedanken machen, weil es sowieso anders kommt. So erlebten wir bereits im Flughafen Zürich die ersten Überraschungen. Wir mussten zweimal das Flugzeug verlassen, einmal wegen Unwettermeldung in Frankfurt und das andere Mal wegen eines technischen Defektes.
Letztendlich ging die Reise fünf Stunden später los. Der geplante Flug via Frankfurt-Atlanta-Houston wurde gestrichen. Unser Flugzeug brachte uns dann direkt von Zürich nach Houston, mit der Überraschung, dass uns in Houston kein Betreuer von AFS empfing; der wartete nämlich in Atlanta auf uns. Wir gingen kurz schlafen und begaben uns dann auf die Inlandflüge.
Mein Inlandflug brachte mich nach Wichita. Noch ein kleines Detail: In Houston waren alle Koffer da, nur der von Lucille fehlte. Doch letztendlich konnte ich auch dieses Problem lösen.
Wem bist du dort zuerst begegnet?
Meiner Gastmutter Patty, meinem Gastvater Rick und meiner Gastschwester Abigail. Sie haben mich sehr herzlich empfangen.
Welches Wort in der Landessprache brauchst du am meisten?
Zurzeit etliche «Yes» und «No», doch der Wortschatz wird täglich grösser.
Wie wohnst du?
Wir wohnen in einem kleinen Haus in Enterprise. Ich habe ein eigenes Zimmer, welches nach meinen Wünschen eingerichtet wurde. Ich hatte das Glück, eine wundervolle Familie bekommen zu haben, die mir jeden Wunsch erfüllt.
Was kostet ein Kaffee in deinem Aufenthaltsort?
Meine Gastfamilie trinkt keinen Kaffee. Als sie erfahren hatten, dass ich morgens gerne einen Kaffee trinke, haben sie mir extra eine Kaffeemaschine gekauft.
Wie ist das Wetter momentan?
Momentan ist es sehr heiss, rund 38 Grad.
Kann man das Leitungswasser trinken?
Ja.
Welche Verkehrsmittel benutzt du?
In unserer kleinen Stadt mit rund 900 Einwohner – also wohl eher ein Dorf – gibt es keine öffentlichen Verkehrsmittel. Wir benutzen also das Privatauto und zur Schule nach Chapman, ungefähr sechs Kilometer vom Wohnort entfernt, fahren wir mit dem Schulbus.
Was unterscheidet Einheimischen von den Wallisern?
Du hast schnell Kontakt, aber die Amerikaner sind sehr oberflächlich. Die beste Freundin beispielsweise trifft man vielleicht einmal im Monat.
Hast du Heimweh?
Ja selbstverständlich.
Was vermisst du am meisten aus der Schweiz?
Meine Familie, meine Geschwister und meine Freunde. Was sollten Besucher aus der Schweiz unbedingt mitbringen? Die Amerikaner essen sehr gerne Schweizer Schokolade.
Welches einheimische Essen magst du nicht?
Nachos sind Tortilla-Chips und werden meist mit geschmolzenem Käse übergossen. Schrecklich!
Gibt es viele Einkaufsmöglichkeiten in deiner Nähe?
Nein. Um einkaufen zu gehen, müssen wir ca. eine halbe Stunde Auto fahren. Im Gegensatz zu Enterprise ist St. Niklaus eine Grossstadt.
Kennen deine Bekannten in den USA die Schweiz?
Meine Gastfamilie kennt die Schweiz nur von Durchreisen.
Hat dein Aufenthalt dich verändert?
Ja gewiss. Obwohl ich erst einen Monat da bin, bin ich gezwungenermassen selbständiger geworden.
Ist das Leben in Kansas gefährlich?
Kansas ist der Bundesstaat mit dem drittgrössten Risiko von Tornados. Im Jahr 2008 beispielsweise hat es in Chapman die ganze Schule weggefegt. Die Gastfamilie hat mir gesagt, falls es zu einer Tornadowarnung kommt, muss ich meine Schuhe packen und ins Untergeschoss des Hauses fliehen.
Kommst du gern in die Schweiz zurück?
Jaaaaaaaa.
Für unsere Rubrik «Walliser im Ausland» sind wir regelmässig auf der Suche nach Wallisern, die fernab der Heimat leben. Gehören Sie auch dazu oder kennen Sie jemanden? Dann freuen wir uns auf Ihre Nachricht an info@1815.ch.
Weiterführende Informationen: AFS ist die grösste und älteste Non-Profit Organisation für interkulturellen Austausch in der Schweiz. Weltweit kooperiert das Programm mit über 50 AFS Partnerländern als gleichberechtigte Länderorganisation des internationalen AFS Netzwerkes und blickt auf ein 60-jähriges Bestehen und stetiges Weiterentwickeln zurück. Im Jahr 2008 ist AFS als erste Austausch-Organisation in der Schweiz mit dem SQS-Intermundo Qualitätszertifikat ausgezeichnet worden. Mit Sitz in Zürich ist AFS Schweiz in der ganzen Deutschschweiz, der Romandie und auch im Tessin tätig. Das breite AFS Angebot wird von der Geschäftsstelle gemeinsam mit schweizweit über 1000 AFS-Freiwilligen in den Regionen ermöglicht und umgesetzt. Ist dein Interesse geweckt*? Dann gibt es hier weitere Infos!
*Grundsätzlich sind die Jugendlichen zwischen 16-18 Jahren alt. In seltenen Fällen können sie 19-jährig sein, aber auf keinen Fall älter.
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