Hairstyling | Regelmässig Top-Ten-Plätze für Oberwalliser Coiffeur-Meister Jérémie Locher
Locher macht die Haare schön
LEUKERBAD | Jérémie Locher ist ein ungemein kreativer Haarkünstler. Mit seinen kunstvoll inszenierten Sujets beweist der 45-Jährige immer wieder und auch international, dass der Coiffeur-Beruf mehr beinhaltet als waschen, schneiden, föhnen.
Perrine Andereggen
Eigentlich habe er Modedesigner werden wollen, erzählt Coiffeur-Meister Locher in seinem Salon in Leukerbad, den er seit 15 Jahren führt. «Weil ich damals aber zwei Jahre auf eine freie Lehrstelle als Schneider hätte warten müssen, habe ich mich für die Coiffeur-Ausbildung entschieden.»
Flair für Farben
und Formen
Keine schlechte Alternative, wie sich bereits während
seiner Lehrzeit in Siders herausstellen sollte. «Die Arbeit ging mir rasch sehr leicht von der Hand, das Metier hat mich fasziniert, schnell haben
sich ein Gespür und eine grosse Leidenschaft für Farben und Formen entwickelt», so der
unkonventionelle Haarstylist, der bei seinen Schöpfungen stets fernab des Mainstreams agiert und bereits von Haartrends weiss, noch bevor
sie auf den Köpfen von Ronaldo und Co. massentauglich werden.
«Frisur, Maquillage sowie Kostüme entwerfe ich jeweils in Eigenregie»
Die Suche nach «noch nicht da gewesenen Kreationen» treibt den passionierten Coiffeur an. Freilich seltener in seinem Haaratelier im Bäderdorf, «bei Kundinnen und Kunden ist oft auch praxistaugliches Frisieren gefragt», umso mehr aber, wenn Locher mit einem Model an einem wichtigen internationalen Wettbewerb teilnimmt. Die Königsklasse der Gilde, die Friseuren die Möglichkeit bietet, sich als Künstler auszudrücken und ihre Arbeiten einem breiten Publikum vorzustellen.
Vom Scheitel
bis zur Sohle
Dann nämlich sind dem Ideenreichtum des Tausendsassas schier keine Grenzen gesetzt. Locher kann fachübergreifend wirken. Auf den grossen Bühnen von London, Brüssel oder Barcelona, vor Tausenden von Zuschauern geht es nicht nur um Haarfarben und Schnitte. Juriert werden das Gesamtkonzept, der Auftritt, die Show. «Die Tragbarkeit spielt dann eine untergeordnete Rolle», weiss der erfolgsverwöhnte Friseurprofi, der sich seit 2013 im Rahmen derartig renommierter Events alljährlich mit Hunderten Berufskollegen aus aller Welt misst und mit seinen aufsehenerregenden Projekten regelmässig die vorderen Ränge belegt.
Bei der Ausgestaltung seiner Sujets entwickelt Locher im Vorfeld mithilfe aufwendiger Frisiertechniken während eines mehrmonatigen Arbeitsprozesses nicht nur effektvolle Looks fürs Haupthaar, auch Make-up und Kleidung müssen miteinander korrespondieren, ein stimmiges Kunstwerk bilden. Von der Idee bis zur Vollendung eines Motivs – der Varner ist ein Selfmademan: «Frisur, Maquillage sowie Kostüme entwerfe ich jeweils in Eigenregie, auch die Anfertigung der Kleidungsstücke liegt grösstenteils in meinen Händen. Die dafür investierten Arbeitsstunden lassen sich nicht beziffern.»
Kunst und Können
Der jüngste Erfolg, den der nimmermüde Coiffeur für sich verbuchen konnte, ist die Teilnahme an den «Professional Style Masters Awards» in Barcelona, bei denen sich die weltweit besten Damen- und Herren-Stylisten Anfang Juni ein Stelldichein gaben. «Kunst
und Können sind gefragt, die Konkurrenz ist riesig», gibt Locher zur grossen Hair-Show in Spanien an.
«Ein Schnitt, eine Colorationstechnik, drei Frisuren», lautete die Aufgabenstellung am «grössten Frisurenwettbewerb der Welt». Der 45-jährige Walliser trat als Vertreter der Schweiz gegen insgesamt 79 Nationen
an und schaffte es mit 19 weiteren in den Halbfinal. «Dort war dann jedoch Schluss. Den Final habe ich leider knapp verpasst. Es war trotzdem ein unglaubliches Erlebnis, vor rund 4500
Zuschauern zu arbeiten», ist
Locher begeistert.
Wichtiger Karriere-Turbo
Einzug in den Halbfinal in Barcelona, ein zweiter sowie ein dritter Platz in London, weitere Top-Ten-Platzierungen in Deutschland oder in Frankreich: Zuoberst aufs Treppchen hat es Locher bis anhin allerdings noch nicht geschafft. «Durchaus ein Ziel», gesteht er. «Für den Sieg müsste ich jedoch meine Herangehensweise professionalisieren, mit Make-up- und Design-Profis zusammenarbeiten. Finanziell und zeitlich für mich nur schwer machbar.» Und lachend fügt Locher an, dass er ja auch einen Coiffeursalon mit einem Angestellten und zwei Lernenden zu führen habe.
«Die Konkurrenz ist riesig»
Nichtsdestotrotz sei die Teilnahme an grossen Wettbewerben jenseits der Landesgrenzen ein wichtiger Karriere-Turbo, «man kann sich in der Branche einen Namen machen». Des Öfteren hätten Unternehmen aus dem Beauty-Bereich bei ihm angeklopft. «Das freut mich natürlich», ist Locher stolz. Dass Kunden, etwa aus Genf, Basel oder Zürich kommend, jeweils einen mehrstündigen Reiseweg in Kauf nehmen würden, um sich bei ihm die Haare machen zu lassen, freue ihn aber genauso.
pan
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