Open Air Gampel 2017 | Lo und Leduc im Interview vor ihrem Auftritt am Gampel
«Mani Matter hat uns in seinem Testament nicht erwähnt»
Lo und Leduc sprechen vor ihrem Auftritt am Gampel über ihre Beziehung zu Mani Matter, Kinderlieder und dem Ruf des Open Air Gampels.
Habt Ihr das Erbe von Mani Matter bereits offiziell angetreten?
Lo: Das wäre eine Anmassung. Er hat uns im Testament auch nicht erwähnt. Nein, wir sind durch die Mundartschule, wie alle die in Bern Musik machen und dafür sind wir sehr dankbar. Beerben würde aber heissen, zu haben, was er gehabt hat. Das was er gehabt hat, kann man aber nicht weitergeben. Das hat er mitgenommen.
Euer Song «Warum syt dir so truurig» klingt wie eine Hommage an Mani Matters Song «Warum düet dir so frölech». Wie viel Mani Matter steckt in Euch?
Leduc: Von Mani Matter kennt man alle Lieder in und auswendig. Man lernt sie mit der Zeit auf verschiedenen Ebenen neu kennen und schätzen. Für die Prägung sind wir sehr dankbar, uns ist aber wichtig, dass man eigene Dinge reinbringt. Denn würde man im Jahr 2017 probieren zu sein wie Mani Matter, dann könnte man nur scheitern. Sowohl musikalisch, wie sprachlich.
Mit sehr starken Sprachbildern erzählt Ihr wie Mani Matter mit kleinen Worten grosse Geschichten, die hängen bleiben.
Lo: Die Einfachheit zu erzählen war sicher eine Stärke von ihm. Er hat bewiesen, dass ein komplexes Thema keinen komplexen Text zur Folge haben muss. Das ist aber auch eine Stärke von anderen Mundartmusikern wie Züri West oder Stahlberger. Diese Qualität streben wir an.
Welche Mundartmusik hat Euch sonst noch geprägt?
Leduc: Als Kinder hörten wir «Ohrewürm», das war eine Compilation von Kinderliedern. Richtig gute Kinderlieder zu machen, ist etwas sehr schwieriges. Auf dieser Compilation gab es Lieder von Stiller Has, von Kuno Lauener oder von Dodo Hug. Sehr schnell klingen Kinderlieder anbiedernd und man denkt, man muss nur ein lustiges Geschichtchen erzählen. In den Texten von Mani Matter spürte man schon als Kind eine tiefere Ebene.»
Dann und wann lässt Ihr auch ein Zitat von Max Frisch fallen. Wenn Ihr Euch für ein Buch von Frisch entscheiden müsstet, welches wäre es?
Leduc: «Stiller» habe ich total verschlungen.
Lo: Ich würde mich für das erste Tagebuch 1946-1949 entscheiden. Dort stecken unglaublich präzise und schöne Alltagsbeobachtungen drin, aber auch Skizzen, die so wirken, als hätte er einfach drauf losgeschrieben.
Wie schnell schreibt Ihr Eure Texte?
Lo: Das ist sehr unterschiedlich. An gewissen Texten schreiben wir extrem lange.
Leduc: Aber im schnellen Niederschreiben steckt manchmal eine starke Kraft. Viel schreiben wir wirklich zusammen am Küchentisch fertig. Haben wir aber neue Ideen, schicken wir uns Sprachnachrichten hin und her.
Der Bund schrieb in diesem Frühling Ihr und Jeans for Jesus boxen in Kunos Schatten. Wie steht es um die Mundartmusik heute?
Lo: Es gibt sehr viele Mundartmusik, und vieles davon gefällt mir persönlich auch sehr gut.
Leduc: Im Genre Hip Hop sieht man eine Innovationswelle, so eine Selbstverständlichkeit, um einfach gute Musik herauszuhauen. Schade wäre aber, wenn die Mundartmusik nur wegen dem Swissness-Faktor gross wäre, das wäre ein falscher Grund.
Ist der Ruf des Open Air Gampels bis nach Bern durchgedrungen?
Lo: Der Ruf ist laut und sagt: «chömet und blybet», wir lassen Euch nicht mehr aus der Talsohle raus.
Leduc. Wir hatten vor zwei Jahren ein riesen Fest in Gampel und es war ein unvergesslicher Abend. Ein Teil der Band hat nach dem Auftritt in Gampel gefeiert. Das Gampel hat seinem Ruf alle Ehre gemacht.
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar