Littering | Abfalltourismus bekämpfen
«Kehrichttourismus schwappt über»
Weggeworfene Matratzen, Mikrowellen und anderen Müll muss man in der Gemeinde Bellwald des öfteren entsorgen. Doch die Anreize für den offensichtlichen «Kehrrichtsacktourismus» sollen bald entfallen.
«Es spielt keine Rolle, ob Littering in Tourismusdestinationen oder mitten in der Stadt Brig oder Zürich stattfindet. Diesem Problem Herr zu werden, scheint ein aussichtsloses Unterfangen zu sein», kommentiert der Gemeindepräsident von Bellwald, Martin Bittel, die jüngsten Bilder aus Fürgangen.
«Schwierig, Sünder zu belangen»
«Meist sind diese ‚Kriminellen’ ja so schlau, dass sie keine Spuren – sprich Adresse – hinterlassen, damit man sie büssen könnte. Ich gehe auch nicht davon aus, dass dieser Müll aus Bellwald stammt. Der sogenannte Kehrichttourismus schwappt aus den umliegenden Gemeinden und Gebieten zu uns, welche bereits die Sackgebühr eingeführt haben.» In den aufgezeigten Fällen sei es umso schwieriger, da sich der «Tatort» nicht direkt im bewohnten Gebiet befindet.
«Ideal gelegen, direkt an der Hauptstrasse, rund 200 – 300 Meter nach dem Weiler Fürgangen, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, wird es äusserst schwierig, solche Sünder zu belangen. Teilweise kann der Müll sogar aus dem fahrenden Auto weggeworfen werden, unbemerkt und ungesehen», vermutet der Gemeindepräsident.
«Ab 1. Januar 2016 Verursacherprinzip»
Wie man in der Gemeinde solchen Fällen begegnen will, scheint für Bittel im Moment unlösbar. Die Gemeinde Bellwald ist eine der letzten Gemeinden im Oberwallis, die heute noch die Pauschalgebühr für die Kehrichtentsorgung kennt. «Wir gehen davon aus, dass solche Fälle in Zukunft noch vermehrt auftreten werden, wenn die Leute ab dem 01. Janaur 2016 ebenfalls nach dem Verursacherprinzip - also der Sackgebühr - zur Kasse gebeten werden.»
Nichts desto trotz müsse sich die Gemeinde Überlegungen machen, wie man diese Fälle in den Griff kriegen kann. «Littering-Fälle gibt es wahrscheinlich in jeder Gemeinde – schweizweit. Wir sind bemüht, auf Hinblick zur Einführung der Sackgebühr unsere Informationen auszubauen und unsere Leute zu sensibilisieren.»
«Unterschiedliche Gebührensysteme»
Im Oberwallis gibt nur wenige Gemeinden, die dem Kehrrichtverbund noch nicht beigetreten sind. Ausser Inden und Leukerbad werden per Ende 2015, Anfang 2016 sämtliche Oberwalliser Gemeinden verursachergerechte Gebühren eingeführt haben - nicht dabei sind Salgesch und Varen, weil diese dem Kehrichtverband Siders angeschlossen sind, wie Amadé Zenzünen von der Abfallberatung Oberwallis auf Anfrage erklärt.
Zum offensichtlichen Abfalltourismus in Bellwald kann Zenzünen einen Verdacht äussern: «Es herrschen unterschiedliche Gebührensysteme im Einzugsgebiet, wer also beispielsweise eben nach Bellwald zum Skifahren fährt, findet schnell heraus, dass die Gemeinde momentan keine Sackgebühr hat. Er oder sie nützt dies aus und nimmt den Kehricht gleich mit und entsorgt ihn kostenlos.»
«Bussen verhängen»
Unabhängig vom Gebührensystem würden Gebietsabschnitte wie Fischerwald-Fürgangen-Niederwald besondere Probleme bereiten; dieses stark bewaldete Gebiet unterhalb der Kantonsstrasse wurde und wird immer noch und immer wieder für die «wilde» Entsorgung von Abfällen aller Art missbraucht, weiss Zenzünen weiter. Hier helfe nur periodisches Aufräumen und öffentliche Information. «Vollständig kontrollieren lassen sich solche Gebiete nicht.» Trotz der Littering-Problematik ist Zenzünen überzeugt, dass sich im Fall von Bellwald die Situation verbessern wird, weil der Anreiz für den Kehrrichttourismus entfällt.
«Erfahrungsgemäss funktioniert das Abfallwesen mit Kehrichtsackgebühr in vergleichbaren Gemeinden gut bis sehr gut. Voraussetzung ist - neben einer transparenten und kundenfreundlichen Organisation der Sammelstellen - die regelmässige Information und Kontrolle … ab und zu muss man halt auch eine Busse verhängen», so Zenzünen weiter.
rul
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