Porträt | Ein Gespräch über Architektur, Walliser Möbel und Leere, in der Neues entstehen kann

Leben und arbeiten in wachsenden Kreisen

Radikal. Im Sommer ist Schluss. Für unbestimmte Zeit schliesst das Architekturbüro Walliser seine Türen. Leentje Walliser lässt sich auf die Leere ein.
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Radikal. Im Sommer ist Schluss. Für unbestimmte Zeit schliesst das Architekturbüro Walliser seine Türen. Leentje Walliser lässt sich auf die Leere ein.
Foto: WB/Andrea Soltermann

Quelle: 1815.ch 20.02.19 0
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Leentje Walliser ist Architektin. Für das Kloster St. Ursula baut sie zurzeit ein Gemeinschaftshaus. Kürzlich designte sie die Linie «Walliser Möbel». Ihr Terminkalender ist voll. Bis Juli. Danach – nichts als leere Seiten.

Ihr Blick hält stand. Im Gespräch mit Leentje Walliser schweift man nicht ab. Weder in Gedanken noch auf der Suche nach ablenkenden Aussichten. Ihre Worte reihen sich zu lebhaften Sätzen. Jeder davon verdient Achtsamkeit. Die Frau, die es sonst gewohnt ist, sich in Diskussionen auf Baustellen durchzusetzen, sitzt an einem Lärchentisch bei sich Zuhause und spricht mit sanfter, ruhiger Stimme.

Das Haus an Briger Hanglage hat sie mit ihrem Mann Damian Walliser umgebaut. Es trägt die klare Handschrift der beiden Architekten: schlicht und schön. Hier lässt sich leben. Im Wohnraum stehen ein Sofabett mit Gütschi, drei Taburetts und der Tisch, an dem wir sitzen. Die Möbel hat Leentje Walliser entworfen. Sie sind gemacht zum Überdauern. Die siebenteilige Möbellinie «Walliser Möbel» reicht buchstäblich von der Wiege bis zum Sarg. Einen Sarg zu gestalten fand Leentje nicht befremdlich oder gar makaber. «Der Tod gehört zum Leben. Ich frage mich manchmal: Was würde ich tun, wenn ich nur noch ein Jahr zu leben hätte? Meine Antwort lautet: Das Gemeinschaftshaus des Bauherrn Kloster St. Ursula beenden. Das zeigt mir, dass ich die richtigen Dinge tue. Denn wenn ich etwas völlig anderes tun möchte, wäre mein Leben kaum sinnerfüllt.»

Vergänglichkeit ist ein Basisprinzip

Vergänglichkeit beängstigt sie nicht. «Sie ist das Basisprinzip. Alles ist vergänglich und dadurch miteinander verbunden.» Sie vertieft den Gedanken: «Nichts bleibt wie es ist. Dieser Tisch war ein Baum. Jetzt bleibt er vielleicht hundert Jahre ein Tisch. Dann wird er verbrannt, wird zu Asche. Auf die Erde gestreut ermöglicht diese wiederum neues Leben.» Die Form verändere sich ständig. Deshalb sollte man ihr nicht so viel Bedeutung geben, selbst wenn der Form eine wichtige Eigenschaft innewohnt: «Sie hat die Kraft, Schönheit zu vermitteln.»

Um diese Schönheit geht es ihr, wenn sie über Architektur spricht. Langlebige Materialien interessieren sie. Nachhaltigkeit ist ihr wichtig. Wobei sie den oberflächlichen Umgang mit dem Begriff kritisiert: «Nachhaltigkeit, wie sie heute definiert wird, ist viel zu technoid. Man meint sie durch Technik, Solarpanels und spezielle Lüftungen erreichen zu können. Dabei zeigt sich, dass genau diese Installationen so kurzlebig sind.» Ihr Ansatz ist ein anderer. Für sie ist eine lange Lebensdauer der Materialien wichtig. Wenn etwas lange lebt und gut altert, verringert sich der energetische Aufwand, der ins Gebäude investiert wurde. «Je länger es lebt, desto besser die Bilanz. Wenn Räume Qualität haben, entsteht erst gar nicht das Bedürfnis sie abzureissen.»

Verbindung mit allen Dingen

Wer die Veränderungen in der Oberwalliser Talebene in den letzten Jahren beobachtet hat, bekommt unweigerlich den Eindruck, dass die Maxime der Architektur immer schneller, immer höher immer mehr Profit lautet. Dieses Wetteifern mag Leentje Walliser nicht mitmachen. «Wenn du zu viel hast, kannst du nicht mehr nachdenken. Architekt ist ein gefährlicher Beruf, weil er so materialistisch ist» formuliert die 40-Jährige ihre Gedanken.

Welche Haltung Leentje Walliser bei Umbauten einnimmt und warum das Büro Walliser Architekten im Sommer 2019 seine Türen für unbestimmte Zeit schliesst, lesen Sie im «Walliser Boten» vom 20.02.2019

Nathalie Benelli
20. Februar 2019, 06:00
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