Fotografie | Bildbände aus dem Rhonesand
Leben im Briger Arbeiterquartier
Mit der baulichen Erschliessung des Rhonesands zur Zeit des Tunnelbaus entstand am Rand des Städtchens Brig ein belebtes Arbeiterviertel. Mehrere Fotobände unbekannter Herkunft zeigen längst vergessene Bilder früherer Quartierbewohner.
Generationen von Bähnler-Familien verbrachten ihren Lebensalltag im Briger Rhonesand-Quartier. In der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts wurden seine Strassen dabei vor allem auch von italienischen Zuwander- und Tunnelbauer-Familien geprägt. Ein dynamisches Dorf im Dorf entstand, das seine Bewohnern noch Jahrzehnte später prägte.
Marie-Claude Schöpfer, Briger Historikerin und Direktorin des Forschungsinstituts zur Geschichte des Alpenraums, erklärt, dass das Rhonesand-Quartier erst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts richtig überbaut wurde. «Nach dem Bau des neuen Bahnhofs zum Jahrhundertbeginn war der Startschuss zur Erschliessung der Fläche gegeben. Eine grosse Rolle spielte dabei der Tunnelbau. Es machte Sinn, die dafür notwendigen Baracken und Baudepots in der Nähe zu erstellen. Später folgten Wohngebäude.»
Abgeschottete Arbeitersiedlung
Heute ist das Quartier ein eher ruhiges Wohngebiet mit ein wenig Gewerbe und der grossen Postgarage. Ein anderes Bild prägte das Geschehen zur belebten Zeit des Baus der Simplontunnels und in den darauffolgenden Jahrzehnten. Bis zum Bau der ersten Wohnbaracken lebten die italienischen Tunnelbauer in Brig im Gegensatz zum sogenannten Natischer «Negerdorf», wo sie in einer abgeschotteten Arbeitersiedlung hausten, zwar zunächst Tür an Tür mit der einheimischen Bevölkerung.
Um 1914 ist dann aber auch im Rhonesand in der Nähe des Tunneleingangs ein kleiner Barackenbau zur Aufnahme der Ausländer entstanden. Ihres Wissens sei die Errichtung des Quartiers erst durch die bahntechnische Erschliessung von Brig möglich geworden, betont Schöpfer. Dabei wurde die Rhone in Richtung Naters gedrängt, wodurch das ehemalige Schwemmland überbaut werden konnte. «Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit befand sich im Bereich des Rhonesands eine bewachsene Insel im Fluss.»
Bilderbände unbekannter Herkunft
In der Bildergalerie wurden verschiedene eindrückliche Fotografien aus der Zeit um die Mitte des letzten Jahrhunderts und davor zusammengetragen. Sie stammen aus mehreren Fotobänden und zeigen Bewohner des Rhonesands im Quartier selbst und in der näheren Umgebung. Die heutigen Besitzer der Fotobände kennen weder die ursprünglichen Besitzer der Alben noch die darin abgebildeten Personen.
pmo
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