Lawinenunglück Fieschertal | Rettungschef Reinhard Bittel spricht von schwieriger Bergungsaktion
«Lawinenopfer lagen vier Meter tief im Schnee»
Am Tag des Lawinenunglücks im Fieschertal, das vier Deutschen das Leben kostete, herrschte dort erhebliche Lawinengefahr. «Bei diesen Verhältinissen ist im Berg Erfahrung und grosse Vorsicht geboten», sagt der Gommer Rettungschef Reinhard Bittel, der die Bergungsaktion leitete.
Auf dem Abstieg von der Grünhornlücke in Richtung Konkordiahütte verloren am Freitag vier deutsche Skitourengänger, drei Männer und eine Frau, in einer Lawine das Leben. Eigentlich sollte es die letzte Etappe einer mehrtägigen Tour der Bergsportler sein. Von der Konkordiahütte wollten sie am Freitagabend über den Aletschgletscher nach Fiesch absteigen, wo sie ihr Auto abgestellt hatten, und die Heimreise nach Deutschland antreten.
Das Schicksal wollte es anders. «Die Skitourengänger wurden in der Abfahrt von der Grünhornlücke in Richtung Konkordiahütte von einer Lawine von hinten überrollt, die sich von einer Flanke des steilen Tales löste», sagt Reinhard Bittel, Gommer Bergrettungschef, auf Anfrage des «Walliser Bote». «Allesamt waren bestens ausgerüstet und trugen Lawinensuchgeräte auf sich. Und es soll sich um erfahrene Berggänger gehandelt haben.»
Dennoch stellt sich die Frage, wieso sich die Skitourengänger am Freitagmorgen von der Finsteraarhornhütte in Richtung Konkordahütte aufmachen. Zumal das Lawinenbulletin des Lawinenwarndienstes Weissfluhjoch-Davos für dieses Gebiet die Stufe «erheblich» herausgab und die Witterungsbedingungen zum Zeitpunkt des Aufbruchs schlecht waren. Es herrschte schlechte Sicht bei stark einsetzendem Schneefall. Bis zu 40 Zentimeter Neuschnee fielen an jenem fatalen Morgen im Fieschertal. «Bei Stufe «erheblich» kann man sich ins Gelände begeben, aber es braucht Erfahrung und man muss grosse Vorsicht walten lassen.» Nicht zuletzt wohl wegen der schlechten Bedingungen hat eine weitere Gruppe, die sich auf der Konkordiahütte befand, eine Tour am Freitag abgesagt.
Das Lawinenunglück am Freitagmorgen wurde vorerst gar nicht bemerkt. «Als der Hüttenwart der Konkordiahütte am Freitagnachmittag vergeblich auf die angekündigten Gäste wartete, schlug er bei der Kantonalen Walliser Rettungsorganisation Alarm. Ein erster Suchflug vom Freitagnachmittag im Fieschertal bei kritischen Flugbedingungen brachte aber keine Hinweise zum Verbeib der Gruppe», sagt Bittel.
Am Samstagmorgen verunmöglichte schlechtes Flugwetter die Suche im Fieschertal, obwohl Bittel bereits morgens um acht Uhr ein achtköpiges Such- und Rettungsteam aufgeboten hatte. «Erst am Nachmittag gegen 14 Uhr klarte das Wetter auf. Eines der drei Teams mit Bergrettern, die wir mit der Air Zermatt ins Fieschertal flogen, ortete die Opfer dank den Lawinensuchgeräten rasch auf einem der frischen Lawinenkegeln, die sich am Tag zuvor von den Berghängen lösten.»
Ob den Opfern eine raschere Hilfe das Leben gerettet hätte, ist höchst unwahrscheinlich. «Die Opfer lagen in einer Tiefe von drei bis Metern und dem Schnee. Um die vier Leichname aus der Lawine zu bergen, brauchten wir rund zwei Stunden», sagt Bittel. Die Opfer wurden nach ihrer Bergung mit zwei Helikoptern der Air Zermatt nach Fiesch geflogen. Die zuständige Staatsanwalt hat eine Untersuchung zum Unfallhergang eingeleitet.
zen
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