Justiz | Chauffeur zu Geldstrafe verurteilt

Überhitzte Bremsen führten zur Tanklastwagen-Explosion in Gamsen

Brand beim Bildackerkreisel in Gamsen.
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Brand beim Bildackerkreisel in Gamsen.
Foto: zvg

Luftbild vom Unfall
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Luftbild vom Unfall
Foto: Air Zermatt AG

Brand beim Bildackerkreisel in Gamsen.
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Brand beim Bildackerkreisel in Gamsen.
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Quelle: 1815.ch 28.10.15 3
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Der Lenker des Tanklastwagens, der am 28. Januar nach einem Selbstunfall beim Bildackerkreisel in Gamsen explodierte, ist zu einer Geldstrafe und Busse verurteilt worden. Er hatte auf der Talfahrt vom Simplonpass die Bremsen derart überbeansprucht, sodass sie wegen Überhitzung komplett ausfielen.

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  • Keine bleibenden Verschmutzungen in Gamsen

Der 45-jährige Chauffeur des Unglücksfahrzeugs, der Senegalese S.Y. aus Sarnico (It), ist kürzlich von der Staatsanwaltschaft Oberwallis per Strafbefehl wegen «Fahrens eines nicht betriebssicheren Fahrzeugs» schuldig gesprochen worden. Überdies wird ihm eine «grobe Verletzung der Verkehrsregeln» zur Last gelegt. Er wurde deshalb zu einer Geldstrafe von 70 Tagessätzen zu 45 Franken auf Probe von 2 Jahren verurteilt. Zudem muss er eine Busse von 500 Franken bezahlen sowie die Kosten des Verfahrens von 3350 Franken übernehmen.

Wie aus der Strafuntersuchung zum Unglück hervorgeht, befüllten der Unglücksfahrer sowie ein Mitarbeiter ihre Tanklastwagen am 27. Januar in Tradate (It) mit dem giftigen, entzündbaren, flüssigen Gefahrengut NAG Ethyl-Acetate, Acetone. Am Tag darauf nahmen die beiden Chauffeure ihre Fahrt Richtung Brig über den Simplonpass in Angriff.

Ungebremst mit 110 km/h auf der Gegenfahrbahn

S.Y. fuhr dabei stets einen Kilometer hinter seinem Vordermann. Auf der Talfahrt vom Simplonpass beanspruchte er die Bremsen seines Sattelschlepper übermässig , sodass sie überhitzten. Auf der Höhe des Rastplatzes «Scheni» zeigten sie keine Wirkung mehr. Unterhalb der Napoleonsbrücke schloss er rasant auf einen Personenwagen auf. Er machte mittels Hupe, Lichthupe und Pannenblinker auf sich aufmerksam.

Dann überquerte er trotz Verbotssignal eine doppelte Sicherheitslinie. Auf der Überholspur des Gegenverkehrs raste er am Personenwagen und Sattelschlepper seines Mitarbeiters vorbei.

Von da an steuerte S. F. die explosive Fracht auf die A9 zu. Das Viadukt oberhalb der A9 zeichnet eine langgezogene Linkskurve. Durch die ungebremste, erhöhte Geschwindigkeit von angeblich 110 km/h geriet S. F. zu stark nach rechts, kollidierte mit der Leitplanke und durchbrach diese.

Inferno wie durch ein Wunder überlebt

Nach einem 80-Meter-Flug stürzte der Sattelschlepper in das darunterliegende Biotop des Werkhofs A9 beim Bildackerkreisel. Durch den heftigen frontalen Aufprall knickte der Sattelschlepper nach links, während sich die Zisterne mit dem Aceton aus dem Fahrgestell löste. Drei Sekunden danach explodierte der Tank.

Der verletzte S. F. konnte sich selbst aus der Kabine befreien und rettete sich zu Fuss vor dem Inferno zu einem Pfeiler des Viadukts. Dort fanden ihn die Einsatzkräfte unter Schock. Das gewaltige Feuer brannte die gesamte Fahrzeugkombination aus. Eine starke Rauchentwicklung und penetrante Geruchsemissionen waren die Folgen.

S.F überlebte den Unfall wie durch ein Wunder und erlitt lediglich einen Arm-, Schulter- und Rippenbruch sowie Gesichtsverletzungen und Knieprellungen und verlor einen Backenzahn...

zen
28. Oktober 2015, 07:00
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Keine Spezialbremsen am Unglücksfahrzeug

Wie der Bericht der Staatsanwaltschaft Oberwallis zum Unfall festhält, konnte der Zustand des Fahrzeugs nicht abschliessend beurteilt werden, weil es durch den Brand Totalschaden erlitt. Anhand der Servicekarten waren die Fahrzeuge aber regelmässig gewartet und verfügten über gültige Zulassungsbescheinigungen.

Der Sattelschlepper verfügte lediglich über eine zweistufige Motorbremse. Diese befand sich auf Stufe 2, also maximale Bremsung, und verlangsamte den Sattelschlepper nur leicht. S. F. fuhr im 5. Kurzgang talwärts und bremste immer wieder, worauf die Bremsen überhitzten. In der Folge waren das Bremspedal, die Kupplung und das Steuerrad nur schwer zu betätigen. Vermutlich als Folge verschmorter Luftdruckleitungen. Somit war keine Vollbremsung mehr möglich. Die Fahrzeugkombination erreichte durch das Gefälle und die fehlende Bremswirkung eine Geschwindigkeit von 110 km/h.

Bei Lastwagen, die Gefahrengüter über den Simplon transportieren, gibt es zurzeit keine Pflicht für Spezialbremsen, wie die sogenannten Retarderbremse. Es handelt sich dabei um verschleissfreie Dauerbremsen, die mit Flüssigkeit betrieben werden. Auch bei längerer Betätigung gibt es dabei keine Abnutzung, die zum Versagen der Bremsen führen könnte. 

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Kommentare

  • Querdenker - vor 10 Jahre ↑9↓0

    Wieso wird dieses Urteil erst jetzt nach den Wahlen veröffentlicht? Deckt unsere Walliser Justiz die Politik oder die Politik die Justiz? Für die Ständeratswahlen hat sich noch keiner der verbleibenden Kandidaten explizit für ein Lastwagenverbot im internationalen Transitverkehr ausgesprochen. Kontrollen durch die Staatsorgane? Keine. Selbst im Winter werden internationale LKW's im Goms gesehen. Fahren wohl mit PW-Navigationsgeräten.

    antworten

  • rollover - vor 10 Jahre ↑30↓4

    Schöner Artikel. Doch was nützt das uns. Gelernt hat niemand aus der Sache. Die lästigen Brummer überqueren immer noch im Schleichtempo den Topausgebauten Wanderweg über den Pass. (normal Autofahren ist ja nicht mehr möglich) Es muss zuerst Tote geben bis unsere Sesselwärmer vielleicht mal erwachen.

    antworten

    • mitch - vor 9 Jahre ↑1↓1

      Hallo rollover

      Am besten geben Sie ihren Lebensstandart auf, und ziehen nackt in den Wald.Wenn ich daran denke, das man solche Leute wie Sie versorgt, wo so eine schlechte Meinung über LKWs hat, dann ist es einfach traurig.Wenn Sie das nächste mal einen LKW sehen, denke Sie mal : Wer bringt Ihnen Lebensmittel, Ihr Auto ( oder Geschäftswagen) Benzin, Diesel oder Heizöl oder wer holt IHREN MÜLL ab, wer pflügt und salzt "Ihre" Strasse etc.
      Vielen Dank für Ihre unfreundliche Art und weise gegenüber den lästigen LKWs, wo IHREN Lebensstandart ermöglichen.

      Geschrieben von einem lästiger LKW-Fahrer der einfach traurig ist, ab soviel unmenschlichkeit gegenüber LKWs.

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