Justiz | Chauffeur zu Geldstrafe verurteilt
Überhitzte Bremsen führten zur Tanklastwagen-Explosion in Gamsen
Der Lenker des Tanklastwagens, der am 28. Januar nach einem Selbstunfall beim Bildackerkreisel in Gamsen explodierte, ist zu einer Geldstrafe und Busse verurteilt worden. Er hatte auf der Talfahrt vom Simplonpass die Bremsen derart überbeansprucht, sodass sie wegen Überhitzung komplett ausfielen.
Der 45-jährige Chauffeur des Unglücksfahrzeugs, der Senegalese S.Y. aus Sarnico (It), ist kürzlich von der Staatsanwaltschaft Oberwallis per Strafbefehl wegen «Fahrens eines nicht betriebssicheren Fahrzeugs» schuldig gesprochen worden. Überdies wird ihm eine «grobe Verletzung der Verkehrsregeln» zur Last gelegt. Er wurde deshalb zu einer Geldstrafe von 70 Tagessätzen zu 45 Franken auf Probe von 2 Jahren verurteilt. Zudem muss er eine Busse von 500 Franken bezahlen sowie die Kosten des Verfahrens von 3350 Franken übernehmen.
Wie aus der Strafuntersuchung zum Unglück hervorgeht, befüllten der Unglücksfahrer sowie ein Mitarbeiter ihre Tanklastwagen am 27. Januar in Tradate (It) mit dem giftigen, entzündbaren, flüssigen Gefahrengut NAG Ethyl-Acetate, Acetone. Am Tag darauf nahmen die beiden Chauffeure ihre Fahrt Richtung Brig über den Simplonpass in Angriff.
Ungebremst mit 110 km/h auf der Gegenfahrbahn
S.Y. fuhr dabei stets einen Kilometer hinter seinem Vordermann. Auf der Talfahrt vom Simplonpass beanspruchte er die Bremsen seines Sattelschlepper übermässig , sodass sie überhitzten. Auf der Höhe des Rastplatzes «Scheni» zeigten sie keine Wirkung mehr. Unterhalb der Napoleonsbrücke schloss er rasant auf einen Personenwagen auf. Er machte mittels Hupe, Lichthupe und Pannenblinker auf sich aufmerksam.
Dann überquerte er trotz Verbotssignal eine doppelte Sicherheitslinie. Auf der Überholspur des Gegenverkehrs raste er am Personenwagen und Sattelschlepper seines Mitarbeiters vorbei.
Von da an steuerte S. F. die explosive Fracht auf die A9 zu. Das Viadukt oberhalb der A9 zeichnet eine langgezogene Linkskurve. Durch die ungebremste, erhöhte Geschwindigkeit von angeblich 110 km/h geriet S. F. zu stark nach rechts, kollidierte mit der Leitplanke und durchbrach diese.
Inferno wie durch ein Wunder überlebt
Nach einem 80-Meter-Flug stürzte der Sattelschlepper in das darunterliegende Biotop des Werkhofs A9 beim Bildackerkreisel. Durch den heftigen frontalen Aufprall knickte der Sattelschlepper nach links, während sich die Zisterne mit dem Aceton aus dem Fahrgestell löste. Drei Sekunden danach explodierte der Tank.
Der verletzte S. F. konnte sich selbst aus der Kabine befreien und rettete sich zu Fuss vor dem Inferno zu einem Pfeiler des Viadukts. Dort fanden ihn die Einsatzkräfte unter Schock. Das gewaltige Feuer brannte die gesamte Fahrzeugkombination aus. Eine starke Rauchentwicklung und penetrante Geruchsemissionen waren die Folgen.
S.F überlebte den Unfall wie durch ein Wunder und erlitt lediglich einen Arm-, Schulter- und Rippenbruch sowie Gesichtsverletzungen und Knieprellungen und verlor einen Backenzahn...
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Kommentare
Querdenker - ↑9↓0
Wieso wird dieses Urteil erst jetzt nach den Wahlen veröffentlicht? Deckt unsere Walliser Justiz die Politik oder die Politik die Justiz? Für die Ständeratswahlen hat sich noch keiner der verbleibenden Kandidaten explizit für ein Lastwagenverbot im internationalen Transitverkehr ausgesprochen. Kontrollen durch die Staatsorgane? Keine. Selbst im Winter werden internationale LKW's im Goms gesehen. Fahren wohl mit PW-Navigationsgeräten.
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rollover - ↑30↓4
Schöner Artikel. Doch was nützt das uns. Gelernt hat niemand aus der Sache. Die lästigen Brummer überqueren immer noch im Schleichtempo den Topausgebauten Wanderweg über den Pass. (normal Autofahren ist ja nicht mehr möglich) Es muss zuerst Tote geben bis unsere Sesselwärmer vielleicht mal erwachen.
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mitch - ↑1↓1
Hallo rollover
Am besten geben Sie ihren Lebensstandart auf, und ziehen nackt in den Wald.Wenn ich daran denke, das man solche Leute wie Sie versorgt, wo so eine schlechte Meinung über LKWs hat, dann ist es einfach traurig.Wenn Sie das nächste mal einen LKW sehen, denke Sie mal : Wer bringt Ihnen Lebensmittel, Ihr Auto ( oder Geschäftswagen) Benzin, Diesel oder Heizöl oder wer holt IHREN MÜLL ab, wer pflügt und salzt "Ihre" Strasse etc.
Vielen Dank für Ihre unfreundliche Art und weise gegenüber den lästigen LKWs, wo IHREN Lebensstandart ermöglichen.
Geschrieben von einem lästiger LKW-Fahrer der einfach traurig ist, ab soviel unmenschlichkeit gegenüber LKWs.