Walliser im Ausland
Lara Tenisch: «Amerikaner sind noch etwas patriotischer als Walliser»
Lara Tenisch absolviert im Rahmen eines AFS-Austauschjahres einen Teil ihrer Ausbildung in den USA. Seit zehn Monaten lebt die 16-jährige Gliserin in Houston, Texas. Mit 1815.ch spricht sie über Treueschwüre und die Mentalität der Texaner.
1815.ch: Lara Tenisch, in welchem Land studierst du zurzeit?
Lara Tenisch: Ich studiere seit dem 9. August 2012 in den USA, genauer gesagt, in Houston, Texas. Ich bleibe bis am 26. Juni 2013 hier.
Warum bist du ausgerechnet nach Amerika gegangen?
Es war schon immer ein Traum von mir, eines Tages die USA zu besuchen. Man hört so viel über Amerika in den Medien und ich wollte selber herausfinden, ob die Klischees wahr sind.
Was erhoffst du dir vom Aufenthalt?
Ich erhoffte mir, viel neues über die USA zu erfahren und neue Leute und deren Kultur kennenzulernen. Natürlich wollte ich auch mein Englisch verbessern.
Sind deine Erwartungen bisher erfüllt worden?
Meine Erwartungen wurden vollkommen erfüllt. Ich habe so vieles erlebt und neue Erfahrungen machen können. Ausserdem habe ich viele nette Leute kennengelernt und neue Freunde gefunden.
Was würdest du beim nächsten Mal anders machen?
Ich würde wahrscheinlich etwas offener auf Menschen zugehen. Ich habe mich am Anfang etwas schwer getan, Freunde zu finden, da ich etwas unsicher war, wie die Leute auf mich reagieren würden.
Diese Zweifel waren im Nachhinein aber nicht berechtigt, da die Leute, welche ich hier kennengelerent habe, meist sehr offen und tolerant waren und sich auch sehr für die Austauschschüler interessiert haben.
Wem bist du in Amerika zuerst begegnet?
Ich bin zuerst einer AFS Mitarbeiterin begegnet, welche mich dann zu einem Hotel in der Nähe des Flughafens gebracht hat. Dort habe ich dann ein paar andere Austauschschüler getroffen, die auch am selben Tag in Houston gelandet sind.
Welches Wort in der Landessprache brauchst du am meisten?
Wahrscheinlich das Wort «like». Aber auch das Wort «y`all», welches eine Kurzform für «you all» ist und vor allem in Texas gebraucht wird, benutze ich oft.
Wie wohnst du?
Ich wohne mit meiner Gastfamilie in einem Einfamilienhaus etwas südlich des Stadtzenturms.
Was kostet ein Kaffee in Amerika?
Normalerweise zwischen einem bis drei Dollar.
Wie ist das Wetter momentan?
Im Moment liegen die Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad. Aber das wird sich in den kommenden Tagen schnell ändern, da es hier schon während des Frühlings ziemlich heiss werden kann.
Im Sommer liegen die Temperaturen dann im Bereich zwischen 35-40 Grad. Die Luft in Houston ist sehr feucht, was die Hitze noch viel unerträglicher macht. Schnee gibt es hier circa einmal in sieben Jahren. Es war schon etwas komisch, Weihnachten in Shorts und T-Shirt zu verbringen.
Kann man das Leitungswasser trinken?
Nein. Die meisten Leute haben einen typischen amerikanischen Kühlschrank mit einem eingebauten Wasserspender, welcher das Wasser direkt filtert.
Welche Verkehrsmittel benutzt du?
Der Transport hier ist wahrscheinlich eines der grössten Probleme für mich. Es gibt eine Metro die nach Norden und nach Süden fährt und ein paar Busse. Die meisten Leute hier haben jedoch noch nie einen Bus benutzt, da hier praktisch jeder ein Auto besitzt.
Das Auto ist mit Abstand das Verkehrsmittel, welches hier am meisten benutzt wird. Es ist praktisch, dass fast alle meine Freunde schon ein Auto besitzen, da ich dadurch oft eine Mitfahrgelegenheit habe.
Was unterscheidet die Amerikaner von den Wallisern?
Die Amerikaner sind wahrscheinlich noch etwas patriotischer als die Walliser. Jeden Morgen wird hier in der Schule die «Pledge of Allegiance» gesagt und somit Treue gegenüber der Nation und der Flagge geschworen. Texas hat sogar eine eigenen Treueschwur, da Texas einst ein eigenes Land war. Man wird hier auch oft von fremden Leuten an der Bushaltestelle oder im Lebensmittelgeschäft in Gespräche verwickelt.
Ausserdem ist es schwierig, richtige Freundschaften zu bilden. Viele Amerikaner sagen dir «Let`s hang out some day» aber das heisst noch lange nicht, dass man dann auch wirklich etwas zusammen unternimmt.
Hast du Heimweh?
Ich vermisse meine Familie und meine Freunde in der Schweiz sehr. Weihnachten war wahrscheinlich die schwierigste Zeit.
Was vermisst du am meisten aus der Schweiz?
Ich hätte nie erwartet, dass mir die Berge und der Schnee fehlen würden. Aber Houston ist komplett flach und da war vor allem der Winter etwas komisch.
Was sollten dir Besucher aus der Schweiz unbedingt mitbringen?
Auf jeden Fall Schokolade und andere Schweizer Spezialitäten wie Käse und Trockenfleisch.
Welches Essen der Amerikaner magst du nicht?
Ich bin kein Fan von Peanut Butter (Erdnussbutter). Ein sehr beliebtes Mittagessen für Schüler hier ist das sogenannte «PBJ» (Peanut butter & Jelly), ein Sandwich mit Peanut butter und Marmelade. Ich liebe jedoch Bar-b-q und Tex-Mex, beides Spezialitäten in Texas.
Gibts viele Einkaufsmöglichkeiten in deiner Nähe?
Ich lebe nahe einer kleinen Region mit ein paar Geschäften und Restaurants. Etwas weiter entfernt von meinem Haus ist der «Galleria District» mit dutzenden Shops und einem riesigen Gebäude mit über 300 Stores.
Kennen deine Bekannten in Amerika die Schweiz?
Es hat mich überrascht wie viele Leute hier schon einmal in der Schweiz waren. Die, welche jedoch noch nie in der Schweiz waren, haben oftmals keine Ahnung wo die Schweiz liegt.
Und sie verwechseln die Schweiz sehr oft mit Schweden. Die meisten Leute haben jedoch schon von Schweizer Schokolade, Schweizer Käse und Schweizer Banken gehört.
Hat dich dein Aufenthalt verändert?
Ich bin auf jeden fall offener geworden und gehe jetzt eher auf Menschen zu. Ich bin auch selbständiger geworden, da es während eines Austauschjahres immer wieder Probleme gibt, welche man selber lösen muss.
Ist das Leben in Amerika gefährlich?
Es gibt sehr gefährliche Stadtteile in Houston, da es eine riesige Stadt ist. Der Teil in welchem ich wohne ist jedoch ziemlich sicher.
Kommst du gern in die Schweiz zurück?
Natürlich werde ich die Leute hier vermissen aber ich freue mich schon unglaublich darauf meine Familie und meine Freunde in der Schweiz wieder zu sehen.
Für unsere Rubrik «Walliser im Ausland» sind wir regelmässig auf der Suche nach Wallisern, die fernab der Heimat leben. Gehören Sie auch dazu oder kennen Sie jemanden? Dann freuen wir uns auf Ihre Nachricht an info@1815.ch.
Weiterführende Informationen: AFS ist die grösste und älteste Non-Profit Organisation für interkulturellen Austausch in der Schweiz. Weltweit kooperiert das Programm mit über 50 AFS Partnerländern als gleichberechtigte Länderorganisation des internationalen AFS Netzwerkes und blickt auf ein 60-jähriges Bestehen und stetiges Weiterentwickeln zurück. Im Jahr 2008 ist AFS als erste Austausch-Organisation in der Schweiz mit dem SQS-Intermundo Qualitätszertifikat ausgezeichnet worden. Mit Sitz in Zürich ist AFS Schweiz in der ganzen Deutschschweiz, der Romandie und auch im Tessin tätig. Das breite AFS Angebot wird von der Geschäftsstelle gemeinsam mit schweizweit über 1000 AFS-Freiwilligen in den Regionen ermöglicht und umgesetzt. Ist dein Interesse geweckt*? Dann gibt es hier weitere Infos!
*Grundsätzlich sind die Jugendlichen zwischen 16-18 Jahren alt. In seltenen Fällen können sie 19-jährig sein, aber auf keinen Fall älter.
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