In 52 Wochen durch 26 Kantone
Kopfverdreher
Auf der elften Etappe meines Projekts 52/26 warteten im winzigen Rüti im Kanton Glarus acht Primarlehrerinnen auf mich. Eingeladen hatte mich Claudia Lienert, deren Sohn ebenfalls ein begeisterter Zauberer ist und zurzeit seine magischen Kräfte an der Universität in Bern einsetzt, um die Geheimnisse der Physik zu entschlüsseln. Empfangen wurde ich im zweithintersten Dorf im Glarnerland im Wohnzimmer des mehrheitlich selbst gebauten Hauses. Durch die südliche Fensterfront hat man bei schönem Wetter freie Sicht auf den imposanten Tödi. Starker Regen, tief hängende Wolken und die hereinbrechende Nacht verwandelten die Fensterfront aber in einen grossen Spiegel und so sah ich mich plötzlich gefühlten sechzehn begeisterten Pädagoginnen gegenüber. Ganz Hahn im Korb war ich dann aber doch nicht. Neben mir war Claudias Mann Patrick mit von der Partie. Patrick amtete auch gleich als Kameramann und so kamen die charmanten Frauen in den Genuss von zwei hart arbeitenden Männern. Für die Filmaufnahmen der jeweiligen Etappe zeichnet sich grossmehrheitlich ein Zuschauer verantwortlich, der nach einer etwa zweiminütigen Instruktion bereits bereit für die hollywoodreifen Aufzeichnungen ist.
Der Kameramann war instruiert, acht Frauen erwartungsvoll gespannt und ein Zauberer hatte seine geistigen Fähigkeiten trainiert. Einem magischen Mentalexperiment stand also nichts im Wege. Ich legte eine kleine Vorhersage, aufgeschrieben auf einer gefalteten Serviette, auf den Tisch und schickte mich an, die Gedanken einer Zuschauerin zu beeinflussen. Als Requisiten dienten drei imaginäre Münzen: ein Einfränkler, ein Zweifränkler und ein Fünfliber. Ich bat die Zuschauerin, irgendeine Münze mit ihrer Hand aufzunehmen. Sie entschied sich für den Fünfliber. Auf mein Kommando warf die Primarlehrerin die imaginäre Münze in die Luft. Ob sie wohl Kopf oder Zahl lag? Die Beobachterin schaute kurz auf die Münze und sagte dann sicher und ohne zu zögern: «Kopf.» Ich nahm das Weinglas von der Serviette, das die ganze Zeit darauf gestanden hatte und bat sie, die Serviette aufzufalten. Auf der Serviette stand geschrieben: «Dein Fünfliber fällt auf Kopf.» Nach diesem kopflastigen Experiment und ein paar weiteren Kopfverdrehern verliess ich Rüti glücklich Richtung Zürich.
Auf der nächsten Etappe quer durch die Schweiz zaubere ich im Zürcher Oberland in einem Pferdestall. In der Hoffnung, dass die Vierbeiner angesichts des magischen Besuches nicht bloss ein langes Gesicht machen, verbleibe ich mit magischen Grüssen.
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