Kunstverein Oberwallis | Eliane Zinner und Thomas Andenmatten stellen aus
Kopftuchbilder
VISP | In der Galerie zur Schützenlaube stellen in der Reihe «Position Oberwallis» Eliane Zinner und Thomas Andenmatten aus. Ihre künstlerischen Betrachtungen über das Kopftuch stehen im Zentrum der Ausstellung.
Das politisch aufgeladene Kopftuch ist in den Medien dauerpräsent. Der Kunstverein Oberwallis hat für die «Position Oberwallis» zwei Künstler eingeladen, ihre Sichtweise zu diesem Thema zu zeigen. Der Ethnologe Thomas Antonietti wird an der Vernissage der Ausstellung über die Besonderheiten des Kopftuchs als Kleidungsform und Identifikationsmittel sprechen. Damit beleuchtet er den gesellschaftspolitischen Kontext des Kopftuchs. «Das Kopftuch als Kleidungsform ist anfällig für hegemoniale Absichten und Instrumentalisierungen aller Art. Der unbeschwerte, ästhetische Blick aufs Kopftuch wird deshalb erst möglich, wenn die Trägerinnen und Träger dieser Kleider-Tradition diese nicht mehr als Diktat erdulden, sondern als bewusste Selbstdarstellung nutzen», sagt Thomas Antonietti. In Visperterminen sei das in den 1960er-Jahren der Fall gewesen. Sei dieser Akt der Emanzipation einmal vollzogen, könne das Kopftuch wieder frei von Zwängen, als folkloristisches Versatzstück, als neckische Verschleierung, aus Freude an der Tradition, aus modischem Bewusstsein heraus getragen werden.
Ein Stück Stoff
mit Assoziationen
Die Sichtweisen zum Thema Kopftuch von Eliane Zinner und Thomas Andenmatten sind unterschiedlich. Die Visperin Eliane Zinner begann sich mit dem uralten Kulturgut des Kopftuchs nach persönlichen Erlebnissen zu befassen. Die Malerei der in Zürich wohnhaften Künstlerin zeigt Tücher aus unterschiedlichen Zeiten und Kulturen. Davon wird eine kleine Auswahl in der Ausstellung in Visp zu sehen sein. Eliane Zinner will dem Betrachter seine Assoziationen hinter diesem «Stück Stoff» bewusst machen. Deshalb steht das Tuch losgelöst von einem Kontext vor schwarzem Grund. Es umhüllt das Abwesende, zeigt nur die eigene Schönheit und wird so selbst zur Skulptur.
Selbstbewusstes Tragen
Thomas Andenmatten ist bekannt durch seine Fotoreportagen. In der Schützenlaube kontrastieren seine zum grossen Teil in Schwarz-Weiss gehaltenen Fotografien die Malerei von Eliane Zinner. Andenmatten zeigt die gelebte Tradition der Walliser Frauen von Visperterminen anlässlich des Fronleichnamsfestes im Jahr 2000. Vor allem die ältere Generation trägt selbstbewusst das Sonntagskleid mit Fransenkopftuch. Traditionelle Kleidung steht hier ganz selbstverständlich neben moderner, städtischer Kleidung. Zur vertieften Darstellung mischt Thomas Andenmatten in der Schützenlaube Reportage und Studiofotografie, welche die gebräuchlichen Kopftücher ins Zentrum des Bildes rücken.
Die Illustration der unterschiedlichen Sichtweisen der beiden Künstler können Interessierte vom 17. August bis zum 8. September 2019 in der Galerie zur Schützenlaube in Visp sehen. Die Vernissage findet am Samstag, 17. August, um 18.00 Uhr statt. Die Galerie ist jeweils von Mittwoch bis Sonntag von 15.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. ben
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