Open Air Gampel | Die vier irischen Jungs von Kodaline hatten im Wallis noch etwas gut zu machen
Kodaline revanchiert sich für katastrophalen Auftritt in Zermatt
Die vier irischen Jungs von Kodaline traten in diesem Sommer an 20 Festivals auf und lebten entsprechend lange gemeinsam in ihrem Band-Bus. Gitarrist Mark Prendergast und Bassist Jason Boland über das Leben auf Tour, den missglückten Auftritt am Zermatt Unplugged und Freundschaften unter Musikern.
Im April traten die vier Jungs von Kodaline bereits am Zermatt Unplugged auf, wurden dort aber noch von einer Erkältung ausgebremst, die sich Sänger Steve Garrigan sechs Stunden vor dem Auftritt eingefangen hatte. Die Klimaanlage soll schuld gewesen sein. Beim Konzert auf der Zeltbühne konnte den Zuhörern der Sänger ein wenig leid tun. Garrigan rang um jeden Ton und brach bei den Falsett-Passagen regelrecht ein. «Wir waren erst lange Zeit gar nicht sicher, ob wir den Gig überhaupt spielen können», erinnert sich Prendergast in Gampel zurück. «Leute werden ständig krank, aber gerade vor einem Konzert an einem so wunderschönen Ort, das war schon hart. Steve hat alles gegeben.»
Am Samstagabend bot sich den irischen Rock-Musikern aber nun die Gelegenheit, dem Publikum im Wallis ihr wahres Gesicht zu zeigen. Eine Chance, die sie zu nutzen wussten. Sänger Steve Garrigan, Gitarrist Mark Prendergast, Bassist Jason Boland und Schlagzeuger Vinny May lieferten dem Publikum eine Show, die es so schnell nicht vergessen wird.
«Es war unglaublich»
Für Kodaline war es nicht der erste Auftritt am Open Air Gampel. Schon vor fünf Jahren spielten die Jungs an der gleichen Stätte auf, damals aber noch auf der kleineren Nebenbühne. «Das war unser erster Auftritt an einem Schweizer Festival. Es war unglaublich», sagt Prendergast und ergänzt: «Das Open Air Gampel hat sich nicht verändert. Manche Festivals kriegen es einfach gut hin und bleiben ihrer Linie treu. Hier fühlt sich immer noch alles vertraut an. Kaum zu glauben, dass unser letzter Auftritt hier fünf Jahre zurückliegt.»
Vor fünf Jahren steckte die Band noch in ihren Kinderschuhen. «Aber auch heute fühlt es sich für uns nach wie vor so an, als wären wir eine neue Band. Auch wenn das bereits lange nicht mehr der Fall ist», so Prendergast. Das habe sicher damit zu tun, dass man in diesem Sommer oft mit Songs aus dem neuen Album, das voraussichtlich im September erscheinen wird, aufgetreten sei. Das sorge für frischen Wind.
Auf dem Album «Politics of Living» thematisieren die vier Iren ihre enge Freundschaft. «Wir haben Glück, dass wir so gute Freunde sind», sagt Boland. Besonders, wenn man wie in diesem Sommer für 20 Auftritte durch ganz Europa reist und im Herbst auf US-Tournee geht. So lange Zeit im Band-Bus aufeinander zu sitzen, da lerne man sich von allen Seiten kennen, auch den negativen, so Prendergast. Die Frage, welche Macken ihn an seinen Bandmitgliedern am meisten stören, übergeht er erst mit einem charmanten Lächeln. Um dann aber doch festzuhalten, dass ihn Boland überaus gerne in den ungünstigsten Situationen fotografiere. Boland lacht.
«Total langweiliges Zeug»
Im Backstage-Bereich der zahlreichen Festivals, an denen sie auftreten, treffen die Jungs auch immer auf andere Musiker. Man knüpfe dabei Bekanntschaften. «Regelmässig mit anderen Musikern zu sprechen, ist eine wichtige Sache», so Prendergast, «sich mit Leuten ausserhalb des eigenen, kleinen Zirkels abzugeben.» Über den ganzen Festivalsommer gesehen, laufe man manchen Bands immer wieder über den Weg. Manche Musiker werden gar zu Freunden. «Es ist diese Art von Freunden, die man auch nur einmal im Jahr sehen kann, aber es harmoniert», so Boland. Eine Umarmung hier, ein Hanschlag dort. Gespräche über das Catering an einem Festival oder über die Künstlerbetreuung im Allgemeinen. «Wir sprechen nie darüber, wie toll die Show war. Das ist ein wenig kurios. Man spricht über all die Dinge, über die man nur mit Bands reden kann. Wo man als nächstes hingeht, wie die Toiletten oder die Umkleideräume dort sind. Vieles davon ist eigentlich total langweiliges Zeug», so Prendergast. Boland: «Aber auch über ernstere Themen, wie über das Zusammenspiel von Familie und Beruf, wenn man so oft von Zuhause weg ist.»
Zu ihrem Publikum sprechen sie hingegen durch ihre Musik. Auf der Bühne seien sie nicht die grossen Redner, so Prendergast. Sie lieben es, live zu performen. Die Leute emotional abzuholen. Und gerade heutzutage sind Live-Auftritte für Bands essentiell, wollen sie von ihrer Musik leben. «Videos und neue Alben sind heute in erster Linie dazu da, um die Leute an die Konzerte zu locken, wo wir sie dann mitreissen wollen», so Boland.
mas
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