#UnternehmenWallis | Kraftwerksbau im Goms
Keine Wasserkraft ohne Turbinen
Im Energiesektor wird trotz derzeit eingetrübter Aussichten weiter gebaut. «Für uns ist es entscheidend, dass wir weiterhin langfristig investieren können, um auch künftig genügend Ressourcen und Kompetenzen zu haben», betont FMV-Produktionsleiter Raoul Albrecht. Das derzeitige Bauprojekt zwischen Oberwald und Gletsch ist ein Beispiel dafür.
Auch heute verfüge man in der seit Beginn des Wasserkraftwerksbaus vor 100 Jahren sehr innovativen Pioniernation Schweiz nach wie vor über ein gutes Engineering. «Damit dieses erhalten bleibt, muss aber weiter geplant und investiert werden.» Auf der anderen Seite sei auch die Industrie, welche die Wasserkraft mit Anlagen und Einzelteilen beliefert, auf Investitionen angewiesen.
Ein aktuelles Beispiel für eine nachhaltige Investition ist der Bau des Laufwasserkraftwerks zwischen Gletsch und Oberwald – ein Projekt mit einem Investitionsbudget von insgesamt 65 Millionen Franken. In Oberwald frässt sich derzeit eine bis zu 120 Meter lange Tunnelbohrmaschine auf über 2 Kilometer Länge und einer Neigung von bis zu 13 Prozent durch den Berg. Ziel ist es, Wasser des jungen Rottens in Gletsch zu fassen und in einem Stollen zu einer unterirdischen Zentrale in Oberwald zu führen.
Strom für 9000 Haushalte
Durch zwei vertikalachsige Pelton-Maschinen-Gruppen mit einer maximalen Leistung von 14 Megawatt in der Zentrale sollen in bis zu 6000 Stunden rund 41 Gigawattstunden jährlich produziert werden. Nach der geplanten Inbetriebnahme des Kraftwerks Gletsch-Oberwald können so ab dem Jahr 2017 über 9000 Haushalte pro Jahr mit «einheimischer, sauberer und erneuerbarer Energie» versorgt werden. Ein Vergleich: Diese Energiemenge entspricht rund 20 Mal der Jahresproduktion aus der Windkraft-Pilotanlage auf dem Nufenenpass.
Auch der ökologische Aspekt soll, wie Albrecht betont, beim Bauprojekt nicht zu kurz kommen, zumal sich der Standort mit der nahe liegenden Auenlandschaft Sand bei Oberwald und dem BLN-Gebiet oberhalb von Gletsch genau zwischen zwei Schutzzonen befindet. «Im Rahmen der Anlage wird auch massiv in die Umwelt investiert. Wir dürfen Wasserkraft nutzen und investieren zugleich in die Umwelt.» So wurden diverse Umweltmassnahmen im Vorfeld mit der Gemeinde, den kantonalen Behörden und den Umweltverbänden in einem Konzept festgelegt, wie etwa die Aufweitung des Rottens im Bereich der Auenlandschaft.
Mehrwert durch Kraftwerksbau?
«Bauen heisst investieren und zugleich mit regionalen Ingenieurbüros und spezialisierten Baufirmen zusammenarbeiten», erklärt Albrecht weiter. «Allerdings haben keine Walliser Unternehmen eine Tunnelbohrmaschine im Keller.» Man arbeite deshalb im Untertagebau mit national und international tätigen Grossunternehmen zusammen, die auch Tunnelarbeiten im Strassen- und Eisenbahnbau ausführen.
«Diese brauchen jedoch regionale Unterstützung, wovon wiederum einheimische Unternehmen profitieren können. FMV ist es ein Anliegen, dass regionale Firmen berücksichtigt werden.» Beim aktuellen Projekt kommen so etwa Oberwalliser Ingenieurbüros und Beratungsfirmen sowie Gommer Unternehmen zum Zug. Aktuell sind insgesamt rund 40 Mann auf der Baustelle. «Und diese Arbeiter übernachten in der Region, werden auch verpflegt und mit allem Wesentlichen versorgt. Damit kann ein Kraftwerksbau einen willkommenen Anteil zur regionalen Wertschöpfung beitragen.»
Keine Elektromechanik-Industrie im Wallis
Für regionale Unternehmen kommen bei einem Kraftwerksbau dieser Grössenordnung verschiedene Baumeisterarbeiten, Materialtransporte, logistische Arbeiten oder Rodungen im Rahmen von Umweltmassnahmen zusammen, während zugleich für einheimische Ingenieurbüros Aufträge für unterschiedliche Ingenieur- und Beratungsleistungen anfallen. In letzterem Feld werden unter anderem Arbeiten in den Bereichen Bauplanung, Bauleitung, Geologie, Umwelt und Vermessung vergeben.
Anders gestaltet sich die Ausgangslage beim Maschinenbau im Bereich Elektromechanik, wo im Wallis keine und schweizweit nur wenige industrielle Lieferanten angesiedelt sind. «Zwar besteht im Kanton mit der Hydro Exploitation Fachwissen rund um den Unterhalt bestehender Anlagen. Die Komponenten selbst jedoch werden heute überwiegend in Europa oder in noch günstigeren Ländern wie Brasilien oder Indien hergestellt.»
Weitere aktuelle Artikel zur Walliser Wirtschaftswelt finden Sie in der WB-Themenbeilage #UnternehmenWallis – ein Projekt der Stiftung The Ark und des «Walliser Boten». Ein PDF mit allen Artikeln der Beilage gibt es hier.
pmo
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Kommentare
Maurizio - ↑3↓7
Schade...Das ist ein heikel ,wunderbar Stelle...Wo die Rotten entspringt...
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